Paris. Mindestens zwölf Menschen sind bei einem Anschlag auf die Redaktion eines Satire-Magazins in Paris gestorben. Die Täter sind auf der Flucht.
Bei einer Schießerei in der Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" sind am Mittwoch mindestens zwölf Menschen getötet und weitere Mitarbeiter schwer verletzt worden. Unter den Todesopfern sind nach Informationen aus Justizkreisen die vier Zeichner Charb, der auch Redaktionsleiter war und mit Mohammed-Zeichnungen weltberühmt wurde, Wolinski, Cabu und Tignous. Sie wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einem Überlebenden des Anschlags identifiziert.
Auch zwei Polizisten sollen laut der Präfektur von Paris getötet worden sein. Mehrere Menschen wurden verletzt, vier von ihnen kämpfen nach Angaben von Präsident Francois Hollande um ihr Leben.
Drei Täter beteiligt
Nach Angaben des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve haben drei Täter den Mordanschlag verübt. Nach einer Krisensitzung der französischen Regierung sagte der Minister am Mittwoch in Paris, man werde alles tun, "um die drei Kriminellen, von denen dieser barbarische Akt ausging, so schnell wie möglich auszuschalten." Cazeneuve äußerte sich nicht näher darüber, wer von den Gesuchten bei der Tat welche Rolle übernommen hatte.
Nach Angaben von Ohrenzeugen sollen die Terroristen "Allah ist groß" und "Wir haben den Propheten gerächt" skandiert haben. Sie sollen vermummt und mit Kalaschnikows bewaffnet gewesen sein. "Sie sprachen perfekt Französisch", sagte die Augenzeugin und Zeichnerin der angegriffenen Zeitschrift "Charlie Hebdo", Corinne Rey, der Zeitung "l'Humanité". Dabei hätten die Täter behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören.
Laut Polizeiangaben befinden sich die Täter auf der Flucht.
Hollande ruft höchste Sicherheitsstufe aus
Präsident Francois Hollande traf kurz nach dem Anschlag in der Nähe des Tatorts ein. In einer ersten Stellungnahme sprach er von einem "Schock für Frankreich". Es handele sich zweifellos um einen Terrorakt.
Anschläge von Islamisten in Frankreich
Im Internet kursieren Videoaufnahmen, die zeigen, wie ein verletzter Polizist, der auf der Straße lag, von einem der Attentäter mit einem gezielten Schuss kaltblütig hingerichtet wird. Augenzeugen hatten diese Bilder mit dem Mobiltelefon von einem Gebäudedach aufgenommen. Twitter-Fotos zeigen, dass sich einige Redakteure aufs Dach retten konnten.
Höchste Sicherheitsstufe in Paris
Frankreich befinde sich in einer schwierigen Situation, in den vergangenen Wochen seien mehrere Anschläge vereitelt worden, sagte Hollande. "Wir werden bedroht, weil wir ein Land sind, das für Freiheit steht."
Viele Tote bei Anschlag in Paris
Für den Großraum Paris wurde sofort die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Um 14 Uhr werde es im Elysée-Palast eine Krisensitzung geben, in der über die weiteren Sicherheitsmaßnahmen beraten werde, kündigte Hollande an. Für Deutschland sehen deutsche Sicherheitskreise keine Anhaltspunkte für eine erhöhte Terrorgefahr; es herrsche unverändert eine "abstrakt hohe" Gefährdung, hieß es.
Bereits Angriffe in der Vergangenheit
Bereits 2011 gab es einen Anschlag mit einem Molotov-Cocktail auf das Bürogebäude. Ein Jahr später wurden Redakteure bedroht, nachdem das Wochenblatt Mohammed-Karikaturen publiziert hatte. Erst am Mittwoch war die aktuelle Ausgabe des Wochenmagazins erschienen. Auf dem Titelbild ist der Schriftsteller Michel Houellebecq, der derzeit mit dem Roman "Soumission" (Unterwerfung) über Frankreich unter einem islamischen Präsidenten für Furore sorgt.
"Abscheuliche Tat" - Weltweite Reaktionen auf den Terror-Anschlag in Paris
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Terroranschlag auf das religionskritische französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" mit mindestens zwölf Toten scharf verurteilt. "Mit Erschütterung habe ich die Nachricht von dem niederträchtigen Anschlag auf die Zeitungsredaktion in Paris erhalten", heißt es in einem am Mittwoch versandten Kondolenztelegramm an den französischen Staatspräsidenten François Hollande.
Attentäter ermordeten berühmte Karikaturisten
Sie wolle in diesen Stunden des Schmerzes die Anteilnahme der Menschen in Deutschland "und mein ganz persönliches Mitgefühl ausdrücken sowie den Hinterbliebenen der Opfer mein aufrichtiges Beileid übermitteln", betonte Merkel. "Diese abscheuliche Tat ist nicht nur ein Angriff auf das Leben französischer Bürgerinnen und Bürger und die innere Sicherheit Frankreichs." Sie stelle auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, "der durch nichts zu rechtfertigen ist". Deutschland stehe eng an der Seite "unserer französischen Freunde".
Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat mit Bestürzung auf den Terroranschlag mit zwölf Toten in Paris reagiert. In einem Kondolenzschreiben an den französischen Präsidenten François Hollande betonte Gauck am Mittwoch: "Auch wenn so kurz nach dem Anschlag noch nicht alle Hintergründe der Tat geklärt sind, kann ich sie nur mit Nachdruck verurteilen. Es gibt nichts, was ein solches Verbrechen rechtfertigen könnte. Möge uns bewusst bleiben, dass wir uns unermüdlich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen und sie schützen müssen."
"Jeder hat das Recht zu kritisieren"
SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel bezeichnete den Terroranschlag als Attacke "gegen die Meinungsfreiheit in unserer offenen Gesellschaft" verurteilt. "Der Mord an 12 Menschen in den Redaktionsräumen einer Satirezeitung ist ein unglaublich brutales Verbrechen", teilte er am Mittwoch in Berlin mit. "Die Angehörigen der Opfer, aber auch alle Journalisten, Schriftsteller und Künstler, die sich für das freie Wort einsetzen, brauchen unsere volle Solidarität", betonte Gabriel.
Muslimische Verbände regieren bestürzt
NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat den Anschlag als "hinterhältig und menschenverachtend" bezeichnet. "Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass fanatisierte Islamisten diese abscheuliche Tat begangen haben. Es handelt sich um einen feigen Angriff auf die Meinungsfreiheit und damit auf unsere demokratischen Werte in Europa."
Muslimische Verbände in Deutschland haben den Terroranschlag auf das religionskritische französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" mit mindestens zwölf Toten mit scharfen Worten verurteilt. "Dies ist ein feindlicher und menschenverachtender Akt gegen unsere freie Gesellschaft", teilte der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit.
In keiner Religion gebe es auch nur einen Bruchteil einer Rechtfertigung für solche Taten, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek. "Heute wurde nicht unser Prophet gerächt, sondern unser Glaube verraten und unsere muslimischen Werte in den tiefsten Dreck gezogen."
Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) wertet den Anschlag in einer Stellungnahme als "Angriff auf die Menschlichkeit". Dies sei niederträchtig und absolut inakzeptabel.
Der Liberal-Islamische Bund distanzierte sich in einer Mitteilung ebenfalls von den Angriffen. "Gleich welchen Hintergrund dieses Verbrechen hat, so kann niemand das mit irgendeiner Ideologie oder Religion rechtfertigen". Die Meinungsfreiheit sei ein hoher Wert, den auch Muslime nicht beeinträchtigt wissen wollten.
"Anschlag auf das Grundrecht der Pressefreiheit"
Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat den Anschlag als "Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit verurteilt. "Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken am Mittwoch in Berlin. Der Verband sei entsetzt. Bei dem Terrorakt auf das religionskritische Blatt waren mindestens zwölf Menschen getötet worden.
Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband von mehr als 200 Bundeskulturverbänden, hat den Anschlag scharf verurteilt. "Gerade Satire ermöglicht die kritische Auseinandersetzung mit politischen Entwicklungen und ist damit ein Lebenselixier für den gesellschaftlichen Diskurs", erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Mittwoch. "Der Kulturbereich wird sich auch durch den abscheulichen Anschlag in Paris nicht einschüchtern lassen."
"Titanic" will sich nicht einschüchtern lassen
Der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard hat den Anschlag auf das islamkritische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris "gruselig und schrecklich" genannt. Dem dänischen Rundfunk DR sagte Westergaard am Mittwoch, Satire müsse immer einen Platz in einer demokratischen Gesellschaft finden können. Der Zeichner Westergaard lebt seit dem weltweiten Streit um seine Mohammed-Karikaturen, die 2005 in der Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen waren, unter Polizeischutz. Einen Mordanschlag in seinem Haus überlebte er knapp. Auch die Zeitungsredaktion wurde bedroht.
Die "Titanic"-Redaktion will sich von dem tödlichen Anschlag auf das französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo" nicht in seiner Arbeit einschränken lassen. Für religiöse und alle anderen Themen gelten die gleichen Regeln, sagte Chefredakteur Tim Wolff am Mittwoch dem "Wiesbadener Kurier". "Wenn ein Thema für uns wichtig ist und wir die Witze lustig finden, drucken wir das." Mit einem derartigen Anschlag werde das Thema noch relevanter für Satiriker. "Das zieht ja noch mehr Spott nach sich."
Der Islam sei auch für die "Titanic"-Redaktion in Frankfurt immer wieder ein Thema gewesen. "Wir haben auch einige Mohammed-Karikaturen nachgedruckt, um sie zu besprechen. Wir halten uns nicht zurück", sagte Wolff dem Blatt. Bisher sei seines Wissens nach noch kein deutscher Satiriker in der Nachkriegszeit erschossen worden. "Wir hoffen, das bleibt auch so." Bei dem Attentat auf das islamkritische Magazin "Charlie Hebdo" wurden in Paris mindestens zwölf Menschen getötet und mehrere schwer verletzt
Saudisches Könighsuas geht auf Distanz
Auch das Königreich Saudi-Arabien - normalerweise ein Finanzier und Unterstützer des islamischen Fundamentalismus - verurteilt den Anschlag in Paris. Der Angriff sei ein "feiger Terrorakt, der durch die Religion des Islam und alle anderen Religionen abgelehnt wird", sagte ein Sprecher des Königshaus nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur SPA am Mittwoch
Die USA haben den Anschlag aufs Schärfste verurteilt. Man nehme den Anschlag sehr ernst, die US-Sicherheitskräfte seien mit ihren französischen Kollegen in Kontakt, sagte Regierungssprecher John Earnest am Mittwoch. Präsident Barack Obama sei informiert. Ohne auf Einzelheiten des Anschlags mit zwölf Toten einzugehen, wies der Sprecher auf die Gefahr von militanten Islamisten aus dem Westen hin, die sich dem Kampf in Syrien oder Irak zeitweise anschließen und danach in ihre Heimat zurückkehren
Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Anschlag scharf verurteilt. "Nichts rechtfertigt Terror", sagte dazu Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Tass in Moskau. Die russische Führung lehne solche Angriffe klar ab. "Der Präsident übermittelt allen Angehörigen und Freunden der Opfer sein tiefes Mitgefühl", sagte Peskow. Die Opferzahl des "tragischen Vorfalls" sei schrecklich hoch.
Der italienische Regierungschef Matteo Renzi hat "Entsetzen und Bestürzung" geäußert. "Die Gewalt wird immer verlieren gegen die Freiheit und die Demokratie", schrieb der 39-Jährige am Mittwoch auf Twitter. Renzi drückte Frankreichs Präsident François Hollande zudem seine "totale Nähe (...) in diesem schrecklichen Moment" aus.
"Schock für Frankreich"
Nach dem Anschlag auf ein Satire-Magazin in Paris hat Präsident François Hollande von einem "Schock für Frankreich" gesprochen. Bei dem Überfall habe es elf Tote und vier Schwerverletzte gegeben, sagte der Staatschef am Mittwoch am Tatort in Paris. Es handele sich zweifellos um einen Terrorakt.
Der Rat der Muslime in Frankreich hat den Terroranschlag von Paris als "barbarisch" verurteilt. Die Tat sei ein "Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit", schrieb die Organisation in einer Erklärung "im Namen der Muslime in Frankreich".
"Barbarische Tat"
EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat den tödlichen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris als "brutale und unmenschlichen Attacke" verurteilt. "Dies ist eine unerträgliche Tat, eine Barbarei", teilte Juncker am Mittwoch in Brüssel mit.
Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hat Frankreich nach dem Anschlag sein Beileid ausgesprochen. "Israel fühlt den Schmerz Frankreichs an diesem Tag mit", betonte Lieberman am Mittwoch. "Wir dürfen es den Terroristen nicht erlauben, in der freien Welt Angst zu verbreiten", sagte er den Angaben zufolge nach dem Anschlag mit mindestens zwölf Toten. "Der Westen muss stark und einig gegen den Terrorismus zusammenstehen." (dpa)