Paris. Mindestens zwölf Menschen sind bei einem Anschlag auf die Redaktion eines Satire-Magazins in Paris gestorben. Die Täter sind auf der Flucht.

Bei einer Schießerei in der Redaktion der französischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" sind am Mittwoch mindestens zwölf Menschen getötet und weitere Mitarbeiter schwer verletzt worden. Unter den Todesopfern sind nach Informationen aus Justizkreisen die vier Zeichner Charb, der auch Redaktionsleiter war und mit Mohammed-Zeichnungen weltberühmt wurde, Wolinski, Cabu und Tignous. Sie wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft von einem Überlebenden des Anschlags identifiziert.

Auch zwei Polizisten sollen laut der Präfektur von Paris getötet worden sein. Mehrere Menschen wurden verletzt, vier von ihnen kämpfen nach Angaben von Präsident Francois Hollande um ihr Leben.

Drei Täter beteiligt

Nach Angaben des französischen Innenministers Bernard Cazeneuve haben drei Täter den Mordanschlag verübt. Nach einer Krisensitzung der französischen Regierung sagte der Minister am Mittwoch in Paris, man werde alles tun, "um die drei Kriminellen, von denen dieser barbarische Akt ausging, so schnell wie möglich auszuschalten." Cazeneuve äußerte sich nicht näher darüber, wer von den Gesuchten bei der Tat welche Rolle übernommen hatte.

Nach Angaben von Ohrenzeugen sollen die Terroristen "Allah ist groß" und "Wir haben den Propheten gerächt" skandiert haben. Sie sollen vermummt und mit Kalaschnikows bewaffnet gewesen sein. "Sie sprachen perfekt Französisch", sagte die Augenzeugin und Zeichnerin der angegriffenen Zeitschrift "Charlie Hebdo", Corinne Rey, der Zeitung "l'Humanité". Dabei hätten die Täter behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören.

Laut Polizeiangaben befinden sich die Täter auf der Flucht.

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Hollande ruft höchste Sicherheitsstufe aus

Präsident Francois Hollande traf kurz nach dem Anschlag in der Nähe des Tatorts ein. In einer ersten Stellungnahme sprach er von einem "Schock für Frankreich". Es handele sich zweifellos um einen Terrorakt.

Anschläge von Islamisten in Frankreich

Dezember 2014

Polizisten erschießen im zentralfranzösischen Joué-lès-Tours einen Mann, der mit "Allahu Akbar"-Rufen ("Gott ist groß") in ein Kommissariat stürmt und mit einem Messer drei Polizisten verletzt. Die Ermittler gehen von einer radikalislamisch motivierten Tat. Der Überfall erinnere an Taten, zu denen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) aufrufe.

Oktober 2012

Bei einem Anti-Terroreinsatz in mehreren französischen Städten erschießt die Polizei den 33-jährigen Dschihadisten Jeremy Sidney in Straßburg und nimmt elf weitere mutmaßliche Islamisten fest. Sidney und seine Kumpane werden für einen Anschlag auf ein jüdisches Geschäft verantwortlich gemacht.

März 2012

Der Attentäter Mohamed Merah erschießt in einer Mordserie insgesamt sieben Menschen. Unter ihnen waren drei Kinder und ein Lehrer einer jüdischen Schule. Augenzeugen berichten, der Täter habe mit einer Minikamera gefilmt und sei geflohen. Bevor der Mann nach rund 32-stündiger Polizeibelagerung seiner Wohnung bei einer Schießerei getötet wurde, hatte er sich als Al-Kaida-Anhänger und Mudschaheddin (Gotteskrieger) bezeichnet.

November 2011

Unbekannte verüben einen Brandanschlag auf die Redaktion des französischen Satireblattes "Charlie Hebdo". Es brachte am gleichen Tag ein Sonderheft zum Wahlerfolg der Islamisten in Tunesien heraus und hatte sich dazu in "Scharia Hebdo" umbenannt. Als Chefredakteur war "Mohammed" benannt worden. Das Magazin hatte 2006 die umstrittenen Mohammed-Karikaturen aus Dänemark nachgedruckt und bereits in dem Zusammenhang Drohungen und eine Klage erhalten.

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Im Internet kursieren Videoaufnahmen, die zeigen, wie ein verletzter Polizist, der auf der Straße lag, von einem der Attentäter mit einem gezielten Schuss kaltblütig hingerichtet wird. Augenzeugen hatten diese Bilder mit dem Mobiltelefon von einem Gebäudedach aufgenommen. Twitter-Fotos zeigen, dass sich einige Redakteure aufs Dach retten konnten.

Höchste Sicherheitsstufe in Paris

Frankreich befinde sich in einer schwierigen Situation, in den vergangenen Wochen seien mehrere Anschläge vereitelt worden, sagte Hollande. "Wir werden bedroht, weil wir ein Land sind, das für Freiheit steht."

Viele Tote bei Anschlag in Paris

Mit einer Schweigeminute haben Menschen in Frankreich der Opfer des Anschlags auf die Redaktion des Satire-Magazins
Mit einer Schweigeminute haben Menschen in Frankreich der Opfer des Anschlags auf die Redaktion des Satire-Magazins "Charlie Hebdo" in Paris gedacht. Am Pariser Place de la Republique reichten sich Fremde die Hand,... © Getty Images
...in der französischen Stadt Montpellier verharrten Polizisten im Gedenken an die Opfer, auch...
...in der französischen Stadt Montpellier verharrten Polizisten im Gedenken an die Opfer, auch... © dpa
...in Berlin nahmen Passanten vor der französischen Botschaft am Pariser Platz an der Schweigeminute teil. In Frankreich...
...in Berlin nahmen Passanten vor der französischen Botschaft am Pariser Platz an der Schweigeminute teil. In Frankreich... © dpa
...herrscht seit dem Anschlag am Mittwoch die höchste Terrorwarnstufe: Soldaten patroullieren...
...herrscht seit dem Anschlag am Mittwoch die höchste Terrorwarnstufe: Soldaten patroullieren... © Getty Images
... auch am Eiffelturm. Zwei Verdächtige sind...
... auch am Eiffelturm. Zwei Verdächtige sind... © Getty Images
...identifiziert: Die Brüder Cherif Kouachi (32, l.) und Said Kouachi (34) sollen für das Blutbad in der Redaktion des islamkritischen Magazins verantwortlich sein. Sie waren am Donnerstag weiter...
...identifiziert: Die Brüder Cherif Kouachi (32, l.) und Said Kouachi (34) sollen für das Blutbad in der Redaktion des islamkritischen Magazins verantwortlich sein. Sie waren am Donnerstag weiter... © dpa
...weiter auf der Flucht. In der französischen Stadt Reims...
...weiter auf der Flucht. In der französischen Stadt Reims... © dpa-infografik
...bewachten Polizisten ein Gebäude, in dem im Rahmen der Ermittlungen zu dem Anschlag Spuren gesichert wurden. Nach einer...
...bewachten Polizisten ein Gebäude, in dem im Rahmen der Ermittlungen zu dem Anschlag Spuren gesichert wurden. Nach einer... © dpa
...Krisensitzung im Elyseepalast mit Präsident Francois Hollande (2.v.l.) und Premierminister Manuel Valls (r.)...
...Krisensitzung im Elyseepalast mit Präsident Francois Hollande (2.v.l.) und Premierminister Manuel Valls (r.)... © dpa
...trat Valls vor die Presse. Der französische Regierungschef warnte vor Intoleranz, Hass und Angst. Das Attentat sei abscheulich, und es müssten daraus natürlich alle Konsequenzen gezogen werden, sagte Valls am Donnerstag. Unterdessen...
...trat Valls vor die Presse. Der französische Regierungschef warnte vor Intoleranz, Hass und Angst. Das Attentat sei abscheulich, und es müssten daraus natürlich alle Konsequenzen gezogen werden, sagte Valls am Donnerstag. Unterdessen... © dpa
...sicherten Polizisten einen Tatort in der französischen Stadt Montrouge: Dort hat ein Mann am Morgen auf Polizeibeamte geschossen. Eine Polizistin...
...sicherten Polizisten einen Tatort in der französischen Stadt Montrouge: Dort hat ein Mann am Morgen auf Polizeibeamte geschossen. Eine Polizistin... © Getty Images
...erlag später ihren Verletzungen. Der Täter ist ...
...erlag später ihren Verletzungen. Der Täter ist ... © Getty Images
...auf der Flucht. Ob die Tat mit dem Anschlag in Paris, bei dem auch zwei Polizisten getötet wurden, in Zusammenhang steht, war zunächst unklar. Nicht nur Frankreich...
...auf der Flucht. Ob die Tat mit dem Anschlag in Paris, bei dem auch zwei Polizisten getötet wurden, in Zusammenhang steht, war zunächst unklar. Nicht nur Frankreich... © Getty Images
...steht unter Schock, der Anschlag bewegt Menschen in aller Welt. Die Flaggen vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel wehtenn am Donnerstag auf Halbmast. Die...
...steht unter Schock, der Anschlag bewegt Menschen in aller Welt. Die Flaggen vor dem Sitz der EU-Kommission in Brüssel wehtenn am Donnerstag auf Halbmast. Die... © dpa
...französische Tagespresse kannte am Tag nach dem Blutbad in der
...französische Tagespresse kannte am Tag nach dem Blutbad in der "Charlie Hebdo"-Redaktion kein anderes Thema. © Getty Images
Am Mittwochabend hatten Menschen in der Nähe des Tatortes ihrer Trauer mit Sprüchen an einer Mauer Ausdruck gegeben, Demonstranten gegen die Gewalt...
Am Mittwochabend hatten Menschen in der Nähe des Tatortes ihrer Trauer mit Sprüchen an einer Mauer Ausdruck gegeben, Demonstranten gegen die Gewalt... © Getty Images
...gingen in aller Welt auf die Straße, wie hier in London.
...gingen in aller Welt auf die Straße, wie hier in London. © dpa
Bei dem Anschlag...
Bei dem Anschlag... © dpa
... auf die Redaktion...
... auf die Redaktion... © dpa
... der islam-kritischen Satirezeitschrift
... der islam-kritischen Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris... © dpa
... waren am Mittwoch zwölf Menschen getötet und mehrere weitere lebensgefährlich verletzt worden.
... waren am Mittwoch zwölf Menschen getötet und mehrere weitere lebensgefährlich verletzt worden. © dpa
Frankreichs Präsident Francois Hollande fuhr unmittelbar nach dem Anschlag zum Tatort und zeigte sich schockiert. Die Täter...
Frankreichs Präsident Francois Hollande fuhr unmittelbar nach dem Anschlag zum Tatort und zeigte sich schockiert. Die Täter... © dpa
... sollen die Redaktionsräume vermummt gestürmt...
... sollen die Redaktionsräume vermummt gestürmt... © Getty Images
... und unter anderem mit einer Kalaschnikow geschossen haben. Anschließend flüchteten sie.
... und unter anderem mit einer Kalaschnikow geschossen haben. Anschließend flüchteten sie. © dpa
Für den Großraum Paris wurde umgehend...
Für den Großraum Paris wurde umgehend... © dpa
... die höchste Sicherheitswarnstufe ausgegeben.
... die höchste Sicherheitswarnstufe ausgegeben. © dpa
Ziel des Attentats war die Redaktion von
Ziel des Attentats war die Redaktion von "Charlie Hebdo". Religionen und deren radikale Auswüchse sind immer wieder Ziele des Satiremagazins. Wegen... © imago stock&people
... Mohammed-Karikaturen war das Magazin wiederholt in die Kritik geraten. Bereits im November 2011...
... Mohammed-Karikaturen war das Magazin wiederholt in die Kritik geraten. Bereits im November 2011... © dpa
... waren nach der Veröffentlichung einer
... waren nach der Veröffentlichung einer "Scharia"-Sonderausgabe mit einem "Chefredakteur Mohammed" die Redaktionsräume in Flammen aufgegangen. Bei dem Anschlag damals... © dpa
.... wurde niemand verletzt. Das...
.... wurde niemand verletzt. Das... © dpa
... ist am 7. Januar 2015 anders.
... ist am 7. Januar 2015 anders. © Philippe Dupeyrat/afp/Getty Images
Weitere Bilder vom Großeinsatz in Paris.
Weitere Bilder vom Großeinsatz in Paris. © Getty Images
Weitere Bilder vom Großeinsatz in Paris.
Weitere Bilder vom Großeinsatz in Paris. © Getty Images
Weitere Bilder vom Großeinsatz in Paris.
Weitere Bilder vom Großeinsatz in Paris. © Getty Images
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Für den Großraum Paris wurde sofort die höchste Sicherheitsstufe ausgerufen. Um 14 Uhr werde es im Elysée-Palast eine Krisensitzung geben, in der über die weiteren Sicherheitsmaßnahmen beraten werde, kündigte Hollande an. Für Deutschland sehen deutsche Sicherheitskreise keine Anhaltspunkte für eine erhöhte Terrorgefahr; es herrsche unverändert eine "abstrakt hohe" Gefährdung, hieß es.

Blick zurück ins Jahr 2011: Damals hatte es bereits einen nächtlichen Anschlag auf die Redaktionsräume von
Blick zurück ins Jahr 2011: Damals hatte es bereits einen nächtlichen Anschlag auf die Redaktionsräume von "Charlie Hebdo" gegeben. Verletzt wurde bei diesem Anschlag niemand. © dpa (Archiv)

Bereits Angriffe in der Vergangenheit

Bereits 2011 gab es einen Anschlag mit einem Molotov-Cocktail auf das Bürogebäude. Ein Jahr später wurden Redakteure bedroht, nachdem das Wochenblatt Mohammed-Karikaturen publiziert hatte. Erst am Mittwoch war die aktuelle Ausgabe des Wochenmagazins erschienen. Auf dem Titelbild ist der Schriftsteller Michel Houellebecq, der derzeit mit dem Roman "Soumission" (Unterwerfung) über Frankreich unter einem islamischen Präsidenten für Furore sorgt.

"Abscheuliche Tat" - Weltweite Reaktionen auf den Terror-Anschlag in Paris 

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Terroranschlag auf das religionskritische französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" mit mindestens zwölf Toten scharf verurteilt. "Mit Erschütterung habe ich die Nachricht von dem niederträchtigen Anschlag auf die Zeitungsredaktion in Paris erhalten", heißt es in einem am Mittwoch versandten Kondolenztelegramm an den französischen Staatspräsidenten François Hollande.

Attentäter ermordeten berühmte Karikaturisten

Die vier Zeichner Charb, Wolinski, Cabu und Tignous, die beim Anschlag von Paris getötet wurden, gehörten zu den besten Karikaturisten Frankreichs.

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CHARB

"Ich würde sie ja gern einstellen, aber ich habe was gegen die Farbe ihrer... - äh - ... Krawatte", sagt ein Personalchef zu einem schwarzen Bewerber, der traurig blickt. Stéphane Charbonnier alias Charb, Jahrgang 1967 und Verlagsleiter des "Charlie Hebdo", hat sich mit respektlosen Kampagnen für die Chancengleichheit von Zuwanderern eingesetzt. In Frankreich recht bekannt ist seine Comicserie "Maurice et Patapon". Maurice ist ein bisexueller anarchistischer Hund, der Exkremente liebt und lüstern ist. Patapon ist eine asexuelle Katze mit faschistischen Ansichten, die Tod und Leiden schätzt, aber nur bei anderen. Charbs Kolumne in "Charlie Hebdo" hatte den Titel "Charb n'aime pas les gens" ("Charb mag die Menschen nicht").

WOLINSKI

Georges Wolinski, 1934 im nordafrikanischen Tunis geboren, zeichnete seit mehr als 50 Jahren. Neben der "Charlie Hebdo" gehörten auch die sozialistische Parteizeitung "L'Humanité" und die inzwischen eingestellte Tageszeitung "France Soir" zu seinen Auftraggebern. Sein bekanntestes Werk ist die Serie "Paulette", die er in den frühen 70er Jahren als Autor mit dem Zeichner Georges Pichard entwickelte. Die Titelheldin ist eine junge Milliardenerbin, die Vergewaltigern und Folterknechten in die Hände fällt. In vielen Karikaturen Wolinskis spielt der Kampf der Geschlechter eine große Rolle. In einer zeigt eine Frau in durchsichtiger Unterwäsche stolz das Wort "Freiheit", das als Handschelle ihre Hände zusammenkettet.

CABU

Jean Cabut, Jahrgang 1938, war ein Grandseigneur der Comicszene. In der Kultzeitschrift "Pilote" begann seine Serie "Le Grand Duduche" bereits 1963. Sein junges Alter Ego mit Seitenscheitel, Nickelbrille, Jeans und Basketballschuhen machte Cabu bekannt. Die Comicfigur geht mit der Zeit, wird schließlich Anhänger der Umweltbewegung und macht unangenehme Erfahrungen mit Polizeigewalt. Cabu - inzwischen bei "Charlie Hebdo" und "Le Canard Enchaîné" Zeichner - ähnelte seinem jüngeren Helden auch noch optisch sehr stark, als er auf die 80 zu ging. Eine seiner Karikaturen war überschrieben mit: "Es gibt keinen Gott!" Darunter stehen der Papst, ein Mullah und ein Mann mit dem typischen Hut jüdischer Orthodoxer, alle drei schwer bewaffnet. Der Mann mit dem Turban droht: "Doch!"

TIGNOUS

Bernard Verlhac, Künstlername Tignous, wurde 1957 geboren. Auch er setzte auf eine drastische Bildsprache. Bei einer Karikatur steht ein dicker Europäer mit saurer Miene am Stacheldraht der EU-Außengrenze. Hinter der Absperrung wartet eine große Menge schwarzer Menschen. "Kaum lässt man Amadou und Miriam (bekannte Weltmusiker aus Westafrika) herein, ist das hier ein Saustall!" (dpa)

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Sie wolle in diesen Stunden des Schmerzes die Anteilnahme der Menschen in Deutschland "und mein ganz persönliches Mitgefühl ausdrücken sowie den Hinterbliebenen der Opfer mein aufrichtiges Beileid übermitteln", betonte Merkel. "Diese abscheuliche Tat ist nicht nur ein Angriff auf das Leben französischer Bürgerinnen und Bürger und die innere Sicherheit Frankreichs." Sie stelle auch einen Angriff auf die Meinungs- und Pressefreiheit dar, "der durch nichts zu rechtfertigen ist". Deutschland stehe eng an der Seite "unserer französischen Freunde".

Auch Bundespräsident Joachim Gauck hat mit Bestürzung auf den Terroranschlag mit zwölf Toten in Paris reagiert. In einem Kondolenzschreiben an den französischen Präsidenten François Hollande betonte Gauck am Mittwoch: "Auch wenn so kurz nach dem Anschlag noch nicht alle Hintergründe der Tat geklärt sind, kann ich sie nur mit Nachdruck verurteilen. Es gibt nichts, was ein solches Verbrechen rechtfertigen könnte. Möge uns bewusst bleiben, dass wir uns unermüdlich für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie einsetzen und sie schützen müssen."

"Jeder hat das Recht zu kritisieren"

SPD-Chef und Vizekanzler Sigmar Gabriel bezeichnete den Terroranschlag als Attacke "gegen die Meinungsfreiheit in unserer offenen Gesellschaft" verurteilt. "Der Mord an 12 Menschen in den Redaktionsräumen einer Satirezeitung ist ein unglaublich brutales Verbrechen", teilte er am Mittwoch in Berlin mit. "Die Angehörigen der Opfer, aber auch alle Journalisten, Schriftsteller und Künstler, die sich für das freie Wort einsetzen, brauchen unsere volle Solidarität", betonte Gabriel.

Muslimische Verbände regieren bestürzt

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hat den Anschlag als "hinterhältig und menschenverachtend" bezeichnet. "Die bisherigen Erkenntnisse deuten darauf hin, dass fanatisierte Islamisten diese abscheuliche Tat begangen haben. Es handelt sich um einen feigen Angriff auf die Meinungsfreiheit und damit auf unsere demokratischen Werte in Europa."

Muslimische Verbände in Deutschland haben den Terroranschlag auf das religionskritische französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" mit mindestens zwölf Toten mit scharfen Worten verurteilt. "Dies ist ein feindlicher und menschenverachtender Akt gegen unsere freie Gesellschaft", teilte der Zentralrat der Muslime in Deutschland mit.

In keiner Religion gebe es auch nur einen Bruchteil einer Rechtfertigung für solche Taten, sagte der Zentralratsvorsitzende Aiman Mazyek. "Heute wurde nicht unser Prophet gerächt, sondern unser Glaube verraten und unsere muslimischen Werte in den tiefsten Dreck gezogen."

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) wertet den Anschlag in einer Stellungnahme als "Angriff auf die Menschlichkeit". Dies sei niederträchtig und absolut inakzeptabel.

Der Liberal-Islamische Bund distanzierte sich in einer Mitteilung ebenfalls von den Angriffen. "Gleich welchen Hintergrund dieses Verbrechen hat, so kann niemand das mit irgendeiner Ideologie oder Religion rechtfertigen". Die Meinungsfreiheit sei ein hoher Wert, den auch Muslime nicht beeinträchtigt wissen wollten.

"Anschlag auf das Grundrecht der Pressefreiheit"

Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat den Anschlag als "Anschlag auf das Grundrecht der Presse- und Meinungsfreiheit verurteilt. "Es ist unfassbar, dass in einem demokratischen und freiheitlichen Land eine Satirezeitschrift in den Fokus von Fanatikern geraten kann, die mit brutalsten Mitteln versuchen, islamkritische Standpunkte zu unterdrücken", erklärte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken am Mittwoch in Berlin. Der Verband sei entsetzt. Bei dem Terrorakt auf das religionskritische Blatt waren mindestens zwölf Menschen getötet worden.

Der Deutsche Kulturrat, der Spitzenverband von mehr als 200 Bundeskulturverbänden, hat den Anschlag scharf verurteilt. "Gerade Satire ermöglicht die kritische Auseinandersetzung mit politischen Entwicklungen und ist damit ein Lebenselixier für den gesellschaftlichen Diskurs", erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Mittwoch. "Der Kulturbereich wird sich auch durch den abscheulichen Anschlag in Paris nicht einschüchtern lassen."

"Titanic" will sich nicht einschüchtern lassen

Der dänische Mohammed-Karikaturist Kurt Westergaard hat den Anschlag auf das islamkritische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris "gruselig und schrecklich" genannt. Dem dänischen Rundfunk DR sagte Westergaard am Mittwoch, Satire müsse immer einen Platz in einer demokratischen Gesellschaft finden können. Der Zeichner Westergaard lebt seit dem weltweiten Streit um seine Mohammed-Karikaturen, die 2005 in der Zeitung "Jyllands-Posten" erschienen waren, unter Polizeischutz. Einen Mordanschlag in seinem Haus überlebte er knapp. Auch die Zeitungsredaktion wurde bedroht.

Die "Titanic"-Redaktion will sich von dem tödlichen Anschlag auf das französischen Satiremagazin "Charlie Hebdo" nicht in seiner Arbeit einschränken lassen. Für religiöse und alle anderen Themen gelten die gleichen Regeln, sagte Chefredakteur Tim Wolff am Mittwoch dem "Wiesbadener Kurier". "Wenn ein Thema für uns wichtig ist und wir die Witze lustig finden, drucken wir das." Mit einem derartigen Anschlag werde das Thema noch relevanter für Satiriker. "Das zieht ja noch mehr Spott nach sich."

Der Islam sei auch für die "Titanic"-Redaktion in Frankfurt immer wieder ein Thema gewesen. "Wir haben auch einige Mohammed-Karikaturen nachgedruckt, um sie zu besprechen. Wir halten uns nicht zurück", sagte Wolff dem Blatt. Bisher sei seines Wissens nach noch kein deutscher Satiriker in der Nachkriegszeit erschossen worden. "Wir hoffen, das bleibt auch so." Bei dem Attentat auf das islamkritische Magazin "Charlie Hebdo" wurden in Paris mindestens zwölf Menschen getötet und mehrere schwer verletzt

Saudisches Könighsuas geht auf Distanz

Auch das Königreich Saudi-Arabien - normalerweise ein Finanzier und Unterstützer des islamischen Fundamentalismus - verurteilt den Anschlag in Paris. Der Angriff sei ein "feiger Terrorakt, der durch die Religion des Islam und alle anderen Religionen abgelehnt wird", sagte ein Sprecher des Königshaus nach Angaben der nationalen Nachrichtenagentur SPA am Mittwoch

Die USA haben den Anschlag aufs Schärfste verurteilt. Man nehme den Anschlag sehr ernst, die US-Sicherheitskräfte seien mit ihren französischen Kollegen in Kontakt, sagte Regierungssprecher John Earnest am Mittwoch. Präsident Barack Obama sei informiert. Ohne auf Einzelheiten des Anschlags mit zwölf Toten einzugehen, wies der Sprecher auf die Gefahr von militanten Islamisten aus dem Westen hin, die sich dem Kampf in Syrien oder Irak zeitweise anschließen und danach in ihre Heimat zurückkehren

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den Anschlag scharf verurteilt. "Nichts rechtfertigt Terror", sagte dazu Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Tass in Moskau. Die russische Führung lehne solche Angriffe klar ab. "Der Präsident übermittelt allen Angehörigen und Freunden der Opfer sein tiefes Mitgefühl", sagte Peskow. Die Opferzahl des "tragischen Vorfalls" sei schrecklich hoch.

Der italienische Regierungschef Matteo Renzi hat "Entsetzen und Bestürzung" geäußert. "Die Gewalt wird immer verlieren gegen die Freiheit und die Demokratie", schrieb der 39-Jährige am Mittwoch auf Twitter. Renzi drückte Frankreichs Präsident François Hollande zudem seine "totale Nähe (...) in diesem schrecklichen Moment" aus.

"Schock für Frankreich"

Nach dem Anschlag auf ein Satire-Magazin in Paris hat Präsident François Hollande von einem "Schock für Frankreich" gesprochen. Bei dem Überfall habe es elf Tote und vier Schwerverletzte gegeben, sagte der Staatschef am Mittwoch am Tatort in Paris. Es handele sich zweifellos um einen Terrorakt.

Der Rat der Muslime in Frankreich hat den Terroranschlag von Paris als "barbarisch" verurteilt. Die Tat sei ein "Angriff auf die Demokratie und die Pressefreiheit", schrieb die Organisation in einer Erklärung "im Namen der Muslime in Frankreich".

"Barbarische Tat"

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat den tödlichen Anschlag auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo" in Paris als "brutale und unmenschlichen Attacke" verurteilt. "Dies ist eine unerträgliche Tat, eine Barbarei", teilte Juncker am Mittwoch in Brüssel mit.

Der israelische Außenminister Avigdor Lieberman hat Frankreich nach dem Anschlag sein Beileid ausgesprochen. "Israel fühlt den Schmerz Frankreichs an diesem Tag mit", betonte Lieberman am Mittwoch. "Wir dürfen es den Terroristen nicht erlauben, in der freien Welt Angst zu verbreiten", sagte er den Angaben zufolge nach dem Anschlag mit mindestens zwölf Toten. "Der Westen muss stark und einig gegen den Terrorismus zusammenstehen." (dpa)