Essen. Die Silvesternacht war in NRW vergleichsweise ruhig. Dennoch zählten Polizei und Rettungsdienste Tausende Einsätze. Manche Feier artete in Gewalt aus.
Zwei Tote durch Silvesterknaller: Ein 18 Jahre alter Mann ist in der Silvesternacht in Schleswig-Holstein ums Leben gekommen. Nach ersten Erkenntnissen starb er an einer schweren Kopfverletzung, wie ein Polizeisprecher sagte. Der Vorfall ereignete sich um kurz nach Mitternacht in Alveslohe bei Bad Segeberg. Im sächsischen Striegistal verletzte sich ein 19-Jähriger tödlich, ein 18-Jähriger kam mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus. Die gezündete Pyrotechnik sei vermutlich nicht zugelassen gewesen, so die Polizei. In Sachsen-Anhalt wurde ein 23-Jähriger bei der Explosion einer Feuerwerksbatterie schwer an den Händen verletzt. Der Mann verlor bei der Explosion in Gardelegen vier Finger, wie die Polizei mitteilte. Im thüringischen Erfurt wurde ein neunjähriges Kind verletzt, weil ihm jemand einen bereits gezündeten Böller in die Hand drückte.
Für die Polizei in Nordrhein-Westfalen verlief die Silvesternacht vergleichsweise ruhig. Landesweit habe es insgesamt 2756 silvesterbedingte Einsätze gegeben, meldet das Landesamt für zentrale polizeiliche Dienste in Duisburg. Das seien 718 Einsätze weniger als im Vorjahr. Die Polizistinnen und Polizisten schritten bei 616 Körperverletzungsdelikten ein und nahmen 319 Sachbeschädigungen und 215 Eigentumsdelikte auf. Auch Brände spielten eine gravierende Rolle im Einsatzgeschehen. 262 mal rückten die Polizisten zur Unterstützung der Feuerwehr und zur Brandermittlung aus. Hinzu kamen 69 Hausfriedensbrüche, 597 Ruhestörungen, 71 Fälle von häuslicher Gewalt und 380 Hilfeersuchen. 227 Personen sahen sich nicht mehr in der Lage den Weg nach Hause zu finden und mussten die Hilfe der Polizei in Anspruch nehmen. Dabei spielte vor allem Alkohol häufig eine Rolle. In Teilen NRWs sorgte zudem ungewöhnlich dichter Nebel für Probleme auf den Straßen.
Passanten entdecken Leiche in der Neujahrsnacht
Rätselhaft ist der Tod eines Mannes in Rommerskirchen (Rhein-Kreis Neuss). Passanten fanden den 33-Jährigen um kurz nach 2 Uhr am Neujahrsmorgen auf einer Straße. Ein Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen. Was passiert ist, versucht nun die Polizei in Düsseldorf zu ermitteln. Hinweise auf eine Straftat gebe es nicht, sagte ein Polizeisprecher, ein Unfall mit Feuerwerk sei nicht auszuschließen.
Auch die Feuerwehr in Essen registrierte weniger Einsätze als im Jahr zuvor. Nur 32 mal rückte sie wegen Feuer aus, gegenüber 86 Mal vor einem Jahr. Allerdings war der Schaden höher. Der größte Einsatz fand in Essen Stoppenberg statt. Hier brannte der Dachstuhl eines Reihenhauses. Verletzt wurde niemand. Mehrmals in der Nacht musste sich die Feuerwehr allerdings mit respektlosen Feiernden herumschlagen: Mehrere Fahrzeuge und Einsatzkräfte seien gezielt mit Raketen beschossen und mit Böllern beworfen worden, meldet die Feuerwehr. Hier geht es zur Silvesterbilanz für Essen.
Eine ähnliche Szene spielte sich in Düsseldorf ab: Dort meldet die Feuerwehr, dass ein Mitarbeiter des Sanitätsdienstes aus einer Menschenmenge heraus mit Knallkörpern beschossen worden sei. Er erlitt einen Knallschaden am Ohr. Die Polizei ermittelt.
In der Silvesternacht brannte in Gelsenkirchen-Erle eine Wohnung. Das Feuer sei offensichtlich durch den Einsatz von Pyrotechnik entstanden, berichtet die Polizei. Unbekannte hätten Feuerwerkskörper auf den Balkon der Wohnung geschossen. Nicht nur das Inventar wurde dabei beschädigt, auch die Fassadendämmung brannte großflächig ab. Hier geht es zur Silvesterbilanz der Gelsenkirchener Feuerwehr.
Silvesterböller beschädigt Inneres einer Bankfiliale
Auch in Duisburg rückte die Feuerwehr zu mehreren Einsätzen aus. Unter anderem musste eine fünfköpfige Familie vom Balkon ihrer brennenden Wohnung gerettet werden. Einen Zusammenhang mit Silvesterfeuerwerk sieht die Feuerwehr bislang aber nicht. Hier geht es zur Bilanz der Duisburger Feuerwehr.
In Bochum rückte die Feuerwehr an Silvester 223-mal aus und meldete unter anderem zwei Brände an Gebäuden: Im Stadtteil Gerthe brannte ein Dachfirst, in Hamme schmorte eine Fassade. Ärgerlich: Das Haus musste nach dem Einsatz erst einmal belüftet werden, weil Rauch durch ein offenes Fenster hineinziehen konnte.
Ganz anders die Lage in Herdecke: Die Silvesternacht verlief hier für die Feuerwehrleute genau so, wie sie es sich gewünscht hatten: "Unsere Einsatzkräfte mussten zu keinem einzigen Einsatz ausrücken", meldeten sie am Donnerstag.
Ein sehr starker Silvesterböller hat in Kleve den Vorraum einer Bank beschädigt. Lampenschirme seien von der Decke gerissen, die Verglasung sei beschädigt worden, berichtet die Polizei. Zeugen des Vorfalls, der sich gegen 00:35 Uhr ereignete, werden gebeten, sich zu melden. (Tel.: 02821/5040)
In der Innenstadt von Oberhausen gab es in der Silvesternacht eine Schlägerei. Die Polizei berichtet von zwei Teilnehmern, die durch Messerstiche erheblich verletzt worden seien. "Abgesehen von der Messerstecherei verlief die Silvesternacht für die Polizei Oberhausen ruhiger als im Vorjahr", so die Polizei. Heißt: 17 Ruhestörungen, 13 Körperverletzungsdelikte und drei Sachbeschädigungen; 15-mal mussten Streitigkeiten geschlichtet und Randalierer beruhigt werden. Hier geht es zur Silvesterbilanz der Polizei Oberhausen.
Unbekannter bewirft Frau mit Böller - Weste fängt Feuer
In Dortmund wurde laut Bilanz von Feuerwehr und Polizei ein Kind von einem Böller-Querschläger am Kopf getroffen und verletzt. Außerdem gab es rund 40 Schlägereien, bei denen die Polizei eingriff und drei Wohnungsbrände, von denen die Feuerwehr glaubt, dass sie durch Feuerwerkskörper ausgelöst wurden. Hier geht es zur Silvesterbilanz für Dortmund.
Der Wurf eines Böllers auf eine Frau im Dortmunder Hauptbahnhof hätte am Silvesterabend schlimm ausgehen können: Die Weste der Frau fing Feuer, als der Böller detonierte. Zudem trug die Frau Verbrennungen an einer Hand davon. Die Bundespolizei sucht jetzt Zeugen. Die Tat war gegen 20 Uhr geschehen. Ein bisher unbekannter Mann hatte die Frau mit dem Feuerwerkskörper beworfen.
Die Polizei in Hamm meldet für die Silvesternacht 16 Körperverletzungen, einen Eigentumsdelikt, 10 Ruhestörungen, zwei Hilfeersuchen, eine hilflose Person, einmal häusliche Gewalt und sieben Brände und findet: "Aus polizeilicher Sicht handelte es sich um eine Silvesternacht ohne herausragende Ereignisse."
In Lebensgefahr schwebt eine 32-Jährige aus Kevelaer, die beim Feiern in Köln um kurz vor 1 Uhr von einem Rhein-Schiff in den Fluss stürzte. Um ihr zu helfen, sprang ein Mann (28) hinterher. Die Wasserschutzpolizei rettete beide Personen schwer verletzt aus dem Wasser, die Frau musste reanimiert werden.
Im Kreis Wesel suchte die Polizei stundenlang nach einem jungen Mann aus Rheinberg, den seine Familie als vermisst gemeldet hatte. Der 25-jährige sollte unter Alkoholeinfluss stehen und spärlich bekleidet sein. Auch ein Hubschrauber beteiligte sich an der Suche. Gegen 11 Uhr fand man ihn wohlbehalten.
Kriminalpolizei ermittelt nach Schuss in Fenster
Im Hochsauerlandkreis lösten Knaller und Raketen zwei Brände aus: In Sundern brannte eine Gebäudefassade, in Meschede-Calle ein Container. Niemand wurde verletzt. Voller Empathie berichtet die Polizei von Hunden, die in Panik vor dem Geknalle flohen: drei Halter hätten ihre Tiere verloren gemeldet. "Dass sie in ihrer panischen Angst tatsächlich einen ruhigeren Ort gefunden haben, ist kaum zu erwarten", glaubt die Polizei im Hochsauerlandkreis. Hier geht es zur Silvesterbilanz für den Kreis.
In Monheim bei Düsseldorf hat jemand in der Silvesternacht in das Fenster eines Wohnhauses geschossen. Als der Mieter gegen 3 Uhr in seine Wohnung im 8. Stock zurückkam, habe er bemerkt, dass der Fensterrahmen des Schlafzimmerfensters beschädigt war, berichtet die Polizei in Mettmann. Ein Vollmantelgeschoss habe den Fensterrahmen durchschlagen, und sei an an einem Spiegel an der Schlafzimmerwand abgeprallt. Die Kripo bittet um Hinweise. (Tel.: 02173-288-6510).
In Ennepetal erhielt die Feuerwehr gegen 0:27 Uhr einen Brandmeldealarm von einer Firma. Vor Ort stellte sich heraus, dass die Anlage durch einen Feuerwerkskörper ausgelöst hatte.
Auch in Mönchengladbach gab es für die Feuerwehr einen Fehlalarm: Schon gegen 20.00 Uhr mussten Polizei und Feuerwehr Mal ausrücken, als es im Opernhaus Rheydt zu einem Brandmeldealarm kam - ausgelöst durch die bei der Bühnenshow verwendete Pyrotechnik. Personen- und Sachschaden entstand nicht. Ärgerlicher war ein Gasalarm gegen 1 Uhr im Stadtteil Eicken. Gas strömte aus einer Erdleitung. Erst wurde weiträumig abgesperrt, dann öffnete ein Bagger dei Straßendecke. Wie die Polizei berichtet, wurde die Arbeit durch Schaulustige behindert, "die die Absperrung missachteten und in Einzelfällen sogar rauchten und ihre Zigarettenkippen achtlos auf den Boden warfen." Außerdem kritisiert die Polizei das Knallverhalten der Mönchengladbacher: Sie hätten oft ganze Batterien von der Straßenmitte abgefeuert - was den Verkehr oft minutenlang behinere, auch den der Einsatzfahrzeuge.
15-Jähriger am Steuer liefert sich Verfolgungsjagd mit der Polizei
Ein 15 Jahre alter Autofahrer hat in Köln in der Silvesternacht auf der Flucht vor der Polizei einen schweren Unfall verursacht. Woher er den Wagen hatte, konnte eine Polizeisprecherin noch nicht sagen. Als der 15-Jährige gegen 23 Uhr in eine Polizeikontrolle geriet, gab er Gas und raste in hohem Tempo davon. Er überfuhr mehrere rote Ampeln und prallte dann vor einer geschlossenen Bahnschranke in zwei wartende Autos. Durch den Aufprall wurde er mit seinem Wagen gegen eine Litfaßsäule geschleudert. Daraufhin setzte er seine Flucht zu Fuß fort - im Auto blieben seine beiden ebenfalls 15 Jahre alten Freunde schwer verletzt zurück. Einer war auf der Rückbank eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden. In den zusammengeschobenen Autos wurden drei Insassen leicht verletzt, darunter ein acht Jahre altes Kind. Der 15-Jährige wurde von der Polizei schließlich in einem Krankenhaus aufgegriffen. Dort hatte er sich selbst in ärztliche Behandlung begeben. Er muss sich nun wegen Fahrens ohne Führerschein und wegen Unfallflucht verantworten.
Ebenfalls in Köln ist in der Silvesternacht in Köln vom zweiten Oberdeck eines Partyschiffs in den Rhein gestürzt. Ein 28 Jahre alter Mann sprang hinterher, um sie zu retten. Die Wasserschutzpolizei fischte beide aus dem Wasser. Die 32-Jährige aus Kevelaer musste reanimiert werden und schwebte auch am Donnerstagmittag noch in Lebensgefahr. Der Mann wurde ebenfalls schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. "Zurzeit gehen wir von einem Unfallgeschehen ohne Fremdverschulden aus", sagte eine Polizeisprecherin. Der Sturz ereignete sich um kurz vor 1 Uhr in der Nacht auf Höhe der Kölner Altstadt.
In Bonn wurde ein Jugendlicher bei einer Messerstecherei lebensgefährlich verletzt. Laut Polizei war der 16-Jährige nach einer Feier in der Innenstadt mit Freunden im Nachtbus auf dem Heimweg. Dabei bekam er Streit mit einem ebenfalls 16-Jährigen und einem 20-Jährigen. Nach dem Aussteigen artete das Wortgefecht in ein Handgemenge aus. Der 16-Jährige wurde durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Er wurde im Krankenhaus notoperiert.
Veranstaltungshalle in Cuxhaven brennt ab
In Hessen wurde in der Neujahrsnacht ein neunjähriger Junge durch das Projektil einer Schreckschusswaffe am Hals verletzt. Ein Mann habe mit der Pistole eine Leuchtrakete abfeuern wollen, sagte ein Sprecher der Polizei in Alsfeld. Dabei habe er den Jungen getroffen. Gegen den Mann wird nun wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt.
In Niedersachsen brannte die Kurparkhalle von Cuxhaven ab. Die Polizei schätzt den Schaden auf mindestens 750.000 Euro. "Die Ursache ist noch unbekannt", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Das Feuer war kurz vor Mitternacht auf dem Reetdach der Außenbühne ausgebrochen.
Bei einem Feuer in einer Tiefgarage sind in der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart am Neujahrsmorgen mindestens 18 Menschen verletzt worden. Zehn von ihnen kamen mit schweren Rauchvergiftungen ins Krankenhaus, wie ein Sprecher der Feuerwehr sagte. Rund 120 Anwohner wurden vorübergehend in einer Turnhalle untergebracht. In der Garage wurden mindestens zehn Fahrzeuge zerstört. Garage und Haus gelten inzwischen als einsturzgefährdet. Die Polizei konnte keine Angaben dazu machen, ob der Brand möglicherweise durch Feuerwerkskörper ausgelöst worden war. Klar ist hingegen, dass eine Feuerwerksrakete in Pforzheim einen Wohnungsbrand mit einem Schaden von mindestens 100.000 Euro verursacht hat. Die Rakete flog durch ein geöffnetes Fenster.
Ein Liebespaar ist am Neujahrsmorgen in einer abgelegenen Berghütte im Schwarzwald von einem Unbekannten ausgeraubt und gefesselt worden. Wie die Polizei mitteilte, war der Räuber um 5 Uhr morgens in die Hütte nahe Furtwangen östlich von Freiburg gekommen, hatte das Paar mit einer Taschenlampe geblendet und dann mit Klebeband gefesselt. Daraufhin nahm er sich die Portemonnaies samt Geld- und Kreditkarten und zwang die beiden, ihre PIN-Nummern zu nennen. Zum Schluss fuhr er mit dem Mietwagen des Pärchens zu einer Bank, wo er mit den geraubten Geldkarten 500 Euro abhob. Dem Paar gelang es laut Polizeiangaben, sich selbst zu befreien und mit dem Handy Hilfe zu rufen. Die Beamten fahnden nun nach dem Täter. Er ist bereits auf Bildern der Überwachungskamera der Bank zu sehen. Die Opfer hatten die Hütte angemietet, um dort die Silvesternacht zu verbringen.(we/dpa)