Roermond. Einen Tag nach dem Großbrand in Roermond ist die dortige Innenstadt nach wie vor wegen Asbest gesperrt. Für Unmut sorgt bei manchen Händlern, dass das Outlet-Center offen ist.

Nach dem großen Asbest-Alarm in der niederländischen Stadt Roermond haben Spezialfirmen die Aufräumarbeiten aufgenommen. In einem Gebiet von rund 4,6 Quadratkilometern müssten Partikel des krebserregenden Stoffes entfernt werden, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Der krebserregende Stoff war bei einem Brand von zwei Bootshäusern im Jachthafen am Vorabend freigesetzt worden und hatte sich in großen Teilen des Zentrums der Stadt nahe der deutschen Grenze verbreitet. Spezialfirmen haben mit den Aufräumarbeiten begonnen. Die sollten sicher bis Samstag andauern.

Die Stadt hat zudem eine Notverordnung erlassen. Weite Teile der Innenstadt sind abgesperrt, Unbefugte haben dort keinen Zutritt. Der Bahnhof und wichtige Zufahrtstraßen wurden gesperrt. Bewohner dürfen das Gebiet nur an speziellen Dekontaminationspunkten verlassen. Geschäfte im betroffenen Teil des Zentrums bleiben vorerst geschlossen.

Designer Outlet-Center in Roermond ist geöffnet

Das viel frequentierte Designer Outlet-Center hingegen ist geöffnet, darauf weist die Center-Leitung am Donnerstagmorgen hin: "Das Areal befindet sich vollständig außerhalb des Gefahrenbereichs", heißt es in einer Mitteilung auf der Internetseite des Centers. "Peter Cammaert, Bürgermeister von Roermond, hat uns versichert, dass keinerlei Gefahr für das Gebiet rund um das Designer Outlet besteht und daher alle Geschäfte wie gewohnt geöffnet sein werden." Auch der Anfahrtsweg über die A52 bzw. N280 sei im Bereich Roermond nicht von der Sperrung beeinflusst. Laut einem Medienbericht habe die Feuerwehr auf dem Gelände des Centers keine Asbestbelastung gemessen. Gleichwohl hätten einige Mitarbeiter während des Großbrands in der Nähe über tränende Augen geklagt.

Geschäftsleute der Innenstadt hingegen sind verwundert und verärgert darüber, dass ihre Läden schließen müssen, das nur wenige Hundert Meter entfernte Outlet-Center hingegen offen ist. Händler im gesperrten Zentrum müssen jüngsten Angaben vom Donnerstag nach wohl noch bis Samstagabend warten, bis die Asbest-Gefahr in der Innenstadt gebannt sein soll.

Asbest nach Großbrand im Jachthafen "überall"

Der krebserregende Stoff hat sich möglicherweise in weiten Teilen des historischen Zentrums abgelagert. "Es liegt überall", sagte Bürgermeister Peter Cammaert am Mittwoch im niederländischen Fernsehen. "Auf Straßen, Dächern, in Gärten." Hilfskräfte und Spezialfirmen in Schutzanzügen suchten in der Sperrzone nach Asbest-Resten und begannen mit den Aufräumarbeiten.

Großbrand im Jachthafen von Roermond.
Großbrand im Jachthafen von Roermond. © dpa | Unbekannt

"Man riecht überall den Rauch", sagte eine Frau mit Mundschutz und blauen Plastikhüllen um die Schuhe zu einem Reporter in der Sperrzone am Mittwoch. Sie sollte einem Patienten Medikamente bringen. "Und dann schnell zurück", sagte sie. "Ich mache mir Sorgen über das Asbest."

Auslöser des Asbest-Alarms war ein Großbrand im Jachthafen an der Maas in der Nacht zum Mittwoch. Dutzende Segeljachten wurden zerstört, verletzt wurde niemand. Doch aus den Dächern der alten Lagerhallen war Asbest freigekommen.

Langwierige Aufräumarbeiten

Die Feuerwehr dachte zunächst, dass nur ein Gebiet um den Hafen betroffen war. Doch bei Tageslicht zeigte sich dann am Mittwoch das Ausmaß: "Es geht um ein ziemlich großes Gebiet", sagte ein Sprecher der Feuerwehr.

Baustoff

Roermonds Bürgermeister Cammaert rief seine Mitbürger dringend auf, Vorsorge zu treffen: Sie sollen Wohnungen und Häuser ohne Schuhe betreten und Fenster und Türen geschlossen halten. "Asbest ist gerade so ein Stoff, den man nicht gut sieht und den man daher schnell unterschätzt", warnte der Bürgermeister.

Die Stadt in der südlichen Provinz Limburg ist nur etwa 35 Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Doch für Menschen in Deutschland besteht laut den Behörden keine Gefahr.

Asbest ist in Europa seit 2005 verboten

Der starke Regen hat nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Essen Asbest-Partikel an Ort und Stelle aus der Atmosphäre nach unten gewaschen.

Asbest ist in Europa seit 2005 verboten, befindet sich aber noch in vielen älteren Gebäuden. Werden die Fasern des Mineralstoffs eingeatmet, kann das zu einer chronischen Entzündung in der Lunge und zu Krebs führen. (dpa/WE)