Essen. Bei der Kreditvergabe halten sich Banken bisweilen zurück oder fordern von älteren Menschen höhere Zinsen als von anderen Kunden. Die Senioren müssen manchmal etwas hartnäckiger sein, um die Anfrage doch genehmigt zu bekommen.

Auch Senioren wollen sich gelegentlich etwas gönnen. Eine ausgedehnte Auslandsreise, eine Haus-Renovierung oder ein neues Auto – manchmal brauchen ältere Menschen genauso wie Jüngere einen Kredit, um größere Ausgaben bestreiten zu können. Bei der Bank bekommen viele Senioren jedoch nur schwer ein Darlehen. So dokumentiert das Büro gegen Altersdiskriminierung in Köln zahlreiche Fälle, bei denen ältere Menschen Schwierigkeiten mit Kreditanfragen bei ihrer Bank hatten.

Höhere Zinsen, kürze Laufzeiten oder die Weigerung, überhaupt einen Kredit oder einen Dispo einzuräumen, gehören nach den geschilderten Fällen zum Alltag. „Vor allem Sparkassen können wir älteren Menschen nicht empfehlen“, sagt Hanne Schweitzer vom Büro gegen Altersdiskriminierung. „Sie verhalten sich bei Kreditanfragen von Älteren oft sehr rigide.“

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Sind das nur Einzelfälle? Oder werden ältere Menschen bei Kreditanfragen systematisch benachteiligt? „Mir ist kein Fall bekannt, wonach es eine Diskriminierung wegen des Alters gegeben hätte“, sagt Stefan Marotzke, Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Marotzke meint, dass der Eindruck Schweitzers schlicht damit zu erklären sei, dass die Sparkassen die meisten Geschäftsstellen unterhalten und die meisten ältere Kunden hätten. Auch der Bundesverband deutscher Banken (BdB) weist den Verdacht zurück. „Es gibt keine starre Altersgrenze für die Kreditvergabe“, sagt BdB-Sprecherin Tanja Beller.

Keine Altersdiskriminierung - schlicht Risikoabwägung

Gleichwohl seien Banken verpflichtet, die Ausfallwahrscheinlichkeit von Krediten zu prüfen. Und mit zunehmendem Alter steige das statistische Sterberisiko und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kredit nicht zurückgezahlt wird und die Bank auf ihrer Forderung sitzen bleibt. Insoweit, so das Argument der Geldhäuser, spiegelten abgelehnte Kreditwünsche oder schlechtere Kreditkonditionen, so sie denn auftreten, per se keine Altersdiskriminierung, sondern schlicht eine Risikoabwägung wider.

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Ähnlich sehen das – vielleicht erstaunlich – auch die Verbraucherzentralen. Sowohl die Verbraucherzentralen Baden-Württemberg als auch die Verbraucherschützer in Nordrhein-Westfalen erklärten auf Anfrage, dass sie keine Hinweise auf eine systematische Diskriminierung Älterer beobachtet hätten. Beschwerden von Älteren, die sich benachteiligt fühlten, gebe es zwar im Beratungsalltag. Der Finanzjurist Markus Feck von der NRW-Verbraucherzentrale hält es jedoch grundsätzlich für legitim, dass Banken mit steigendem Alter ihrer Kunden etwas genauer hinschauen, um ihre Kreditrisiken im Griff zu halten.

Auch Senioren sind attraktive Kunden

Dabei sind Senioren für Geldhäuser durchaus attraktive Kunden. Für sie spricht, dass sie in der Regel ein stabiles Einkommen aus einer Rente beziehen. Die Gefahr eines Jobverlusts gibt es nicht. Hanne Schweitzer verweist dabei auf die hohen Rückzahlquoten bei Senioren-Krediten. Andererseits kommt es freilich auf die Höhe des Einkommens, regelmäßige Belastungen und die Sicherheiten an. So ist es nach Einschätzung der Verbraucherschützer gerade für Senioren wichtig, dass sie der Bank gute Sicherheiten anbieten können. Eine Lebensversicherung, eine Immobilie oder eine Bürgschaft der Kinder erleichtern die Kreditanfrage. Schweitzer empfiehlt Senioren, bei Kreditanfragen unbedingt auch die eigene Hausbank zu berücksichtigen, weil langjährig gewachsene Geschäftsbeziehungen und Vertrauen selbst in Zeiten von Scoring und automatisierten Kreditprüfungen von Vorteil sein können.

In jedem Fall sollten sich Senioren nicht so schnell ins Boxhorn jagen lassen und bei mehreren Instituten eine Kreditanfrage starten. Banken-Sprecherin Beller gesteht zu, dass eine Kreditentscheidung – auch wegen des Alters – je nach Institut sehr unterschiedlich ausfallen kann. Laut einer repräsentativen Umfrage für den BdB berichten jedoch nur vier Prozent der Senioren von Problemen bei Kreditwünschen. „Diese Zahlen sprechen deutlich gegen eine Altersdiskriminierung“, sagt Belller. Die Zahlen kann man freilich auch anders interpretieren: Nahezu jeder 20. ältere Kreditkunde hatte offenbar schon einmal Probleme bei einem Kredit.

Nicht einschüchtern lassen

Stefanie Laag von der NRW-Verbraucherzentrale gibt zu bedenken, dass der Anteil abgelehnter Kreditwünsche aufgrund fortgeschrittenen Alters durchaus höher sein könnte. Denn oft wüssten Senioren gar nicht, dass sie einen Kreditwunsch wegen ihres Alters abgeschlagen bekämen oder schlechtere Konditionen erhielten, weil es Ihnen der Bankberater einfach nicht sagt. Ihr Ratschlag: Offensiv verhandeln, auf die Vorteile regelmäßiger Renteneinkünfte hinweisen, gute Sicherheiten vorlegen und deren Wert betonen.

„Senioren sollten sich nicht einschüchtern lassen und ordentlich auf den Putz hauen“, empfiehlt Hanne Schweitzer. Immerhin: Das Büro gegen Altersdiskriminierung hat beobachtet, dass sich der Wind in den vergangenen fünf Jahren spürbar zugunsten der Alten gedreht hat: Die Anzahl der Beschwerden ist zurückgegangen, die Banken gehen nach den Erfahrungen Schweitzers heute wesentlich zuvorkommender mit Kredit-Anfragen älterer Kunden um.

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