Gießen. Sein Fall hatte eine Debatte um die Vergabe von Spenderorganen ausgelöst. Nun hat der kleine Muhammet den Kampf wohl verloren: Er liegt im Sterben. Die Uniklinik Gießen hatte sich wegen eines Hirnschadens geweigert, ihn auf die Warteliste zu setzen. Am Montag wurde er in die Türkei ausgeflogen.
Muhammet liegt im Sterben: Die Eltern des schwer herzkranken Jungen hatten erfolglos versucht, vor Gericht ein Spenderherz zu erstreiten. Am Samstag habe sich der Gesundheitszustand des Zweijährigen überraschend dramatisch verschlechtert, teilte der Anwalt der Familie am Montag mit. "Da er diese Verschlechterung nach ärztlichem und menschlichem Ermessen nicht überleben kann, haben die Eltern sich entschlossen, ihn in die Türkei verlegen zu lassen, damit er dort im Kreis seiner Familie sterben und beerdigt werden kann."
Da das Kleinkind neben seinem kranken Herzen auch einen Hirnschaden hat, hatte die Uniklinik Gießen sich geweigert, den Jungen auf die Warteliste für ein Spenderherz zu setzen. Das Landgericht Gießen hatte dem Krankenhaus Recht gegeben. Nun sei der Rechtsstreit zu Ende, verkündete der Hamburger Anwalt der Familie: "Das Eilverfahren um sein Recht auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt zu werden, kann nicht weitergeführt werden."
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Der Fall des Jungen hatte eine emotionale Debatte um die Vergabe von Spenderorganen ausgelöst. Der Fall zeige, "dass der Rechtsschutz schwerkranker Patienten im System des deutschen Transplantationsgesetzes völlig unzureichend gewährleistet ist", findet der Anwalt. Medizinethiker sind hingegen der Ansicht, dass die - viel zu wenigen - Spenderorgane jenen Patienten zugutekommen sollten, die die besten Aussichten haben, mit ihnen lange zu leben.
Muhammet wurde noch am Montag nach Istanbul ausgeflogen. Der Junge sei an Bord einer Privatmaschine am späten Nachmittag von Frankfurt aus gestartet, berichtete der Flughafen-Verkehrsleiter vom Dienst. Nach Angaben der Uniklinik Gießen war das Kind am Flughafen einem türkischen Ärzteteam übergeben worden. Der Transport finde unter intensiv-medizinischen Bedingungen statt. (dpa)