Sie haben eine Produktidee im Kopf und den Traum einer eigenen Firma? Bei der Frage, ob man damit Geld verdienen kann, hilft eine Check-Liste.

Viele Menschen haben sie, diese Idee für ein neues Produkt oder eine Technologie - etwas, das es noch nicht gibt, man es selbst aber gern hätte oder das sogar eins der großen Gesellschaftsprobleme lösen könnte. Bei der meistens sehr vagen Idee bleibt es in der Regel. Doch manche Menschen werden davon so gepackt, dass sie alles daran setzen, ihre Idee umzusetzen.

Ob bei "Die Höhle der Löwen" oder "Das Ding des Jahres" - im Fernsehen haben Erfinder oder Gründer momentan Konjunktur. Doch eine Idee und ihre Umsetzung allein reichen nicht unbedingt aus, um daraus ein profitables Unternehmen zu machen. Nicht jede Idee ist eine Geschäftsidee, für die sich dann auch zahlende Kunden finden.

Bevor man also vor lauter Euphorie an die Umsetzung seiner Idee geht, sollte man sich Gedanken über das Geschäftsmodell machen, also darüber, ob und wie man mit seiner Idee Geld verdienen kann.

Dazu sollte man sich Fragen stellen wie:

  • Löse ich mit dem Produkt ein Problem?
  • Wer sind meine Kunden?
  • Was kostet die Herstellung?
  • Wie vertreibe ich das Produkt?
  • Wieviel muss das Produkt kosten, damit es profitabel ist?

Um hier Klarheit zu schaffen, muss man keinen 80-seitigen Businessplan verfassen. Für einen guten Überblick über das Potenzial der Idee hilft ein in Gründerkreisen beliebtes Tool: das Business Model Canvas.

Das ganze Geschäftsmodell auf einer Leinwand

Das Business Model Canvas ist Werkzeug und Methode, mit der man auf kreative, spielerische Weise das gesamte Geschäftsmodell seiner Idee auf einer einzigen Leinwand abbilden kann.

Entwickelt wurde es von dem Schweizer Unternehmer, Dozenten und Autoren Alexander Osterwalder. In der Startup-Szene ist es schon seit Jahren ein unverzichtbares Tool für die Geschäftsmodellentwickung.

Aber auch für klassische Gründungen lohnt sich, mit dem Canvas zu arbeiten. Heute im Zeitalter der Digitalisierung ist es gerade für traditionelle Branchen wichtig, das Geschäftsmodell zu hinterfragen und über neue Möglichkeiten nachzudenken. Dabei kann das Business Model Canvas ein gutes Hilfsmittel sein.

Mit dem Business Model Canvas arbeiten

Ein Geschäftsmodell mit dem Business Model Canvas zu erstellen, klappt am besten im Team mit Stiften und bunten Klebezetteln. Eine Gratisvorlage des Canvas kann man aus dem Internet downloaden, druckt es dann in einem möglichst großen Format aus und hängt es an die Wand oder ans Whiteboard.

Das Business Model Canvas ist in neun Segmente unterteilt:

  • 1. Wertangebote
  • 2. Kundensegmente
  • 3. Kundenbeziehungen
  • 4. Kanäle
  • 5. Einnahmequellen
  • 6. Schlüsselpartner
  • 7. Schlüsselaktivitäten
  • 8. Schlüsselressourcen
  • 9. Kostenstruktur

Diese neuen Felder werden nun im Team Schritt für Schritt mit Hilfe der Klebezettel ausgefüllt. Klebezettel eignen sich deswegen besonders gut, weil sie beweglich sind und man mit ihnen flexibel verschiedene Möglichkeiten austesten kann.

Ist das Canvas komplett ausgefüllt, bedeutet dies außerdem nicht, dass das skizzierte Geschäftsmodell nun in der Form in Stein gemeißelt ist. Meistens wird es im Laufe der Gründung und nach ersten Tests mit echten Kunden noch angepasst oder sogar ganz über den Haufen geworfen.

In neun Schritten zum Geschäftsmodell

Mit welchem der neun Bereich man startet, das ist jedem selbst überlassen. Es bietet sich aber an, mit dem Produkt bzw. dem Wertangebot zu starten.

1) Wertangebote

Hier gilt es zu klären, welches Kundenbedürfnis oder welchen Wunsch das Team mit seinem Produkt erfüllt. Welches Problem wird gelöst und welche Produkt- oder Dienstleistungspakete bieten die Gründer ihren Kunden an?

2) Kunden

In diesem Schritt definieren die Teammitglieder die Zielgruppe für ihr Produkt. Wer sind die wichtigsten Kunden? Ist es eher eine bestimmte Nische oder ein Massenmarkt? Diese Fragen werden in diesem Feld beantwortet.

3) Kundenbeziehungen

Wie werden Beziehungen zu den einzelnen Kundensegmenten gepflegt? Was erwarten die Kunden? Benötigt man beispielsweise eine Service-Hotline für individuelle Anfragen und Reklamationen? Oder versucht man Fragen über einen Chatbot zu beantworten? Gerade Service-Hotlines können anfangs ein zu hoher Kostenfaktor sein. So hat beispielsweise der Finanzdienstleister Paypal in seiner Anfangsphase Kundenreklamationen nicht beantwortet und das Geld lieber in die Weiterentwicklung des Produktes gesteckt.

4) Kanäle

In diesem Feld geht es um die Frage, über welche Kanäle das Gründerteam seine Zielgruppe erreicht und mit ihr kommuniziert. Wie werden Kunden auf das Produkt aufmerksam, über welche Vertriebskanäle gelangt das Produkt zu den Kunden?

5) Einnahmequellen

Hier geht es darum aufzuzeigen, wie das Geld ins Unternehmen kommt. Wofür ist der Kunde bereit wieviel zu zahlen? Verkauft das Startup eine Software als Abo oder per Einmalzahlung? Gibt es unterschiedliche Einnahmequellen? Wie sieht das Preismodell konkret aus?

6) Schlüsselressourcen

Welche Ressourcen sind unbedingt notwendig, um das Produkt bzw. Wertangebot zu schaffen und zum Kunden zu bringen? Werden bestimmte Maschinen und Rohstoffe zur Herstellung benötigt? Mitarbeiter mit welchem Know-how sind wichtig? Spielen Patente oder Urheberrechte eine Rolle?

7) Schlüsselaktivitäten

Welche Handlungen und Aktivitäten sind unerlässlich, um das Produkt oder die Dienstleistung anbieten zu können? Muss eine Software programmiert werden? Müssen Kunden persönlich betreut werden?

8) Schlüsselpartnerschaften

Wer könnten wichtige Partner sein, die dabei helfen, das Produkt oder den Service herzustellen und zum Kunden zu bringen? Das Startup muss nicht unbedingt alle Prozesse allein abbilden. Es kann auch strategische Partnerschaften eingehen, beispielsweise für den Vertrieb oder die Herstellung.

9) Kostenstruktur

Die Idee umzusetzen, um das die Wertangebote zu schaffen und den Kunden anzubieten kostet Geld. Dieses Feld gibt einen Überblick über die wesentlichen Kosten, die Herstellung, Vertrieb, Marketing und die Kundenpflege verursachen. Werden diese aufgefangen durch die Einnahmequellen? Wo könnte gespart werden?

Was kommt nach dem Business Model Canvas?

Sind alle Bereiche ausgefüllt, hat das Team einen guten Überblick über das Geschäftsmodell und sieht, ob sich die ursprünglichen Überlegungen rechnen, ob die Umsetzung überhaupt so möglich ist oder ob es nötig ist, Kosten einzusparen, Fremdkapital zu akquirieren oder einen strategischen Partner zu gewinnen.

Das erstellte Business Model Canvas kann nun als Grundlage für einen ausführlichen Businessplan dienen. Viel wertvoller ist es jedoch, wenn es für das Gründerteam zum langfristigen Begleiter wird. Wenn es bei jeder neu gewonnenen Erfahrung verändert, weiterentwickelt oder neu gedacht wird. Was bleibt ist der Blick aufs große Ganze.

Und wie man dann noch an das nötige Kaptital zur Firmengründung kommt, erfahren Sie hier.

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Carmen Radeck ist Betreiberin der Seite RuhrGründer.de, eine der wichtigsten Online-Plattformen, die sich mit der Gründerszene in der Region befasst. Sie wird als Kolumnistin ab jetzt regelmäßig hier auf unserem Themen-Special über die brummende Branche, die neuesten Trends, die spannendsten Projekte berichten.