Leiden. Das niederländische Nationalmuseum für Archäologie in Leiden zeigt in der Ausstellung „Das Jahr 1000“, wie das Leben damals war.
Der erfolgreiche Kampf gegen die vorrückenden Spanier, die im Auftrag des heiligen römischen Reichs auch Nord- und Westeuropa zur katholischen Festung machen wollten und der folgende Aufschwung der Niederlande zum zwischenzeitlich reichsten Land der Welt – dieser Teil der Geschichte unserer Nachbarn von vor knapp 500 Jahren ist gut bekannt. Wie das Land aber ein weiteres halbes Jahrtausend vor dem Start des Welthandels im Zuge der Ostindien-Kompanie und aussah und was dort geschehen ist, wissen nur wirklich gut gebildete Geschichtsfreunde.
Das Rijksmuseum van Oudheden in Leiden, das niederländische Nationalmuseum für Archäologie, zeigt in der Ausstellung „Das Jahr 1000“, wie es damals war.
Römer, Wikinger und Ägypter
In der Mitte des Mittelalters ist die Welt noch ganz anders aufgeteilt, als wir sie heute können, so natürlich auch der alte Kontinent – Europa. Die Römer sind längst weit nach Norden vorgestoßen, die Wikinger hingegen haben sich weiter südlich von ihrer Heimat umgeschaut, die Türken stehen zwar noch nicht vor Wien, aber sind ebenfalls deutlich außerhalb ihres Osmanischen Reichs unterwegs. Die alten Ägypter haben ebenso in anderen Landesteilen Spuren hinterlassen wie arabische Völker. In den fast bis in den letzten Winkel zivilisierten und kultivierten Niederlanden noch bedeutende archäologische Relikte zu finden, ist daher ein großes Glück – so wie in Herwen-Hemeling bei Nijmegen, als eine fast vollständig erhaltene römische Tempelanlage aus dem Boden geholt wurde.
Die Opferstätten, Altäre und Götterstatuen sind allerdings etwa 2000 Jahre alt, in der Schau im Rijksmuseum van Oudheden aber geht es ja um „Das Jahr 1000“. Genauer gesagt, „um die Zeit von etwa 900 bis 1100“, wie Co-Konservator Raphael Rijntjes bei einer Führung durchs Haus erzählt.
Olle Gegenstände mögen langweilig sein – nicht aber so, wie sie in der schönen Stadt Leiden gezeigt werden. Besucher bekommen beim Betrachten der wirkungsvoll in Glasvitrinen präsentierten 400 Exponate nicht nur etwas aufs Auge, sondern auch etwas auf die Ohren – nämlich Musik aus früherer Zeit. „Wir haben Wert darauf gelegt, dass die akustische Untermalung zur Ausstellung passt“, nickt Raphael Rijntjes und schmunzelt, wenn er „Das Lied der drei Ottos“ hört.
Schwerter, Tonschalen, Feilen, Münzen, Schlüsseln, ein Wikingertrinkhorn, eines der ältesten Schachspiele der Welt sowie ein komplettes Skelett – um alles zusammen zu bekommen, hat es etwa drei Jahre gebraucht. Viele Leihgaben sind aus kirchlichem Bestand, etwa aus dem Dom in Utrecht und der Schatzkammer in Maastricht, aber auch aus der Valkhofburg, der mittelalterlichen Königspfalz in Nijmegen, der ältesten Stadt der Niederlande.
Um das Jahr 1000 erlebte das Land große Veränderungen. Der Boden wurde kultiviert, erste Formen von Handel fanden statt, und auch die Sprache passte sich an. Hatten sich die Menschen in ihren Dörfer bisher, je nach Region auf Altholländisch, Altsächsisch und Friesisch unterhalten, setzte sich bald weitestgehend der Regiolekt durch, der heute als Niederländisch bekannt ist.
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Das Ende ist nah
Am Ende der insgesamt sehr gelungenen Schau wird es etwas gruselig. Damals wie heute haben die Menschen viel Unsinn geglaubt, so lautete eine Verschwörungstheorie, nach der die Welt im Jahr 1000 einstürzen würde. Ist sie nicht, wie wir inzwischen wissen – aber ähnlich krude Erzählungen geistern auch noch 1000 Jahre später herum, auch wenn sich die Menschen längst viel besser informieren können.
„Das Jahr 1000“: noch bis zum 17. März
Die Ausstellung „Das Jahr 1000“ ist bis zum 17. März im Rijksmuseum van Oudheden in Leiden zu sehen. Infos, Öffnungszeiten, Eintrittspreise hier.
In ständigen Ausstellungen zeigt das nationale Museum der Altertümer „Ägypten: Sammlung mit Weltruhm“ „Das alte Griechenland: mythische Götter und Helden“, „Römische Kaiser, Götter und Bürger“ und „Archäologie der Niederlande“.
Leben wie früher: Im preHistorisch Dorp in Eindhoven (öffnet ab 30. März) wird es gezeigt.