Amsterdam. Wenn das Shirt oder die Hose nicht mehr gefällt, kommt es weg. „Fast fashion“ halt - wie es anders geht, ist in Amsterdam zu sehen.
Ein T-Shirt, das 29 Euro kostet, ist sicher kein Schnäppchen. Manche der Teile kosten nur die Hälfte oder noch weniger. Wie sich der Preis für ein Shirt, das im Laden 29 Euro kostet, zusammensetzt, erfahren Interessierte in der bekannten Straße Rokin in Amsterdams historischem Zentrum. Hier befindet sich die international agierende Initiative „Fashion for Good“. Ihre Mission: Kleidung nachhaltiger machen, die Herstellung, den Transport, den Verkauf – den gesamten Prozess.
2.700 Liter Wasser für ein T-Shirt
Ein T-Shirt aus Baumwolle zum Beispiel verbraucht bei der Produktion 2.700 Liter Wasser – also in etwa die Menge, die ein Mensch in drei Jahren trinkt. Viel zu viel, das weiß nicht nur Anne-Ro Klevant Groen von „Fashion for Good“.
Gute Vorsätze, den Verbrauch wertvoller Ressourcen zu verringern, gibt es auch in der schnelllebigen Modebranche schon seit vielen Jahren. Oft scheitert es dann aber an der konkreten Umsetzung oder am Diktat großer Unternehmen, die eher ihre Gewinnmarge und nicht den konsequenten Umweltschutz im Fokus haben.
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Bleiben wir bei dem T-Shirt als Beispiel. Nicht nur der Wasserverbrauch ist absurd hoch, sondern auch der Preis an der Kasse – zumindest gemessen an dem Anteil, der bei den Ärmsten in der Lieferkette ankommt – den Arbeitern auf den Baumwollfeldern in Afrika oder den Wäschern in den Fabriken in Bangladesch. Die Kosten für ein T-Shirt, das für 29 Euro im Laden hängt, setzen sich wie folgt zusammen: Etwa 60 Prozent, also knapp 18 Euro, bleiben beim Verkäufer, also dem Geschäft. Die jeweilige Marke, nehmen wir repräsentativ Adidas, berechnet etwa vier Euro als Gewinnspanne und für Marketingmaßnahmen, für Transport und Zölle werden etwa drei Euro fällig, für Zwischenhandel und Produktion weitere 2,50 Euro – macht zusammen etwa 27,50 Euro. Übrig bleiben noch 1,50 Euro, für die Näherin und den Baumwollbauern.
„Fashion for Good“ will das ändern, und zwar nicht nur im Sinne einer gerechteren Verteilung der Kosten in Richtung Anfang der Kette, sondern natürlich auch hinsichtlich Umweltschutz. „Wir haben nicht mehr viel Zeit“, macht Anne-Ro Klevant Groen mit Blick auf den Klimawandel klar. Welche Reise das besagte T-Shirt um die Welt macht, ehe es im Shop hängt, ist nur ein Teil der Ausstellung im „Fashion for Good“ -Haus an der Rokin 102.
Weltmarken als Kunden
Im Jahr 2017 gegründet, hat sich das Start-up inzwischen als die globale Plattform für Kollaborationen in der nachhaltigen Modebranche etabliert. Zu den Kunden zählen Adidas, H & M, C & A und viele weitere große Marken beziehungsweise Vertriebsplattformen wie Zalando. In dem nur einen Kilometer von Amsterdams Hauptbahnhof entfernten Haus finden Workshops, unter anderem für Schulklassen, Touren durchs Modemuseum und weitere Events in Zusammenhang mit Fashion statt. Einzelne Räume können als Co-Working-Spaces genutzt werden. Anregungen liefern wechselnde Ausstellungen von Modedesignern wie Dolkrey aus Paris oder Netjes aus Utrecht, die umweltfreundlich und faire Kleidung auf den Markt bringen.
Weltweit vernetzt
„Fashion for Good“ arbeitet mit großen Modefirmen und kleinen Gründern zusammen. Mehr als 2.800 Innovationen wurden durch das Amsterdamer Start-up bisher bewertet und 173 direkt durch Programme unterstützt. Ein Investorennetzwerk stellte bisher 1,9 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung.
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