Berlin. Die Entmachtung des umstrittenen Bundesbank-Vorstands Thilo Sarrazin stößt auf heftige Kritik bei Politikern von CDU und SPD. Der Schritt sei nicht nachvollziehbar, sagte der finanzpolitische Sprecher der Union. Auch die SPD sieht keinen Zusammenhang zu Sarrazins Ausländerschelte.

Politiker von CDU und SPD haben mit Kritik auf die Entmachtung von Thilo Sarrazin in der Bundesbank reagiert. Auch aus der Wirtschaft kam Rückendeckung für Sarrazin.

Der finanzpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Otto Bernhardt, sagte der «Bild»-Zeitung: «Die Entmachtung ist nicht transparent und nicht nachvollziehbar, weil man ihm Bereiche weggenommen hat, die nichts mit seinen Aussagen zu tun haben.»

"Entmachtung nicht die richtige Sanktion"

Auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Danckert kritisierte die Entscheidung der Bundesbank. Danckert sagte der Zeitung: «Über seine Äußerungen lässt sich sicherlich diskutieren. Aber eine Entmachtung, wie sie jetzt die Bundesbank vorgenommen hat, ist nicht die richtige Sanktion.»

Der frühere Chef des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Hans-Olaf Henkel, griff die Entscheidung der Bundesbank ebenfalls scharf an. «Eine souveräne, selbstbewusste und unabhängige Bundesbank» hätte nicht so «kindisch» auf die Aussagen reagieren dürfen, schrieb er in einem offenen Brief an Sarrazin. Die Reaktion sei «ein schlechtes Omen für die künftige Unabhängigkeit dieser Institution».

Der wegen seiner umstrittenen Äußerungen über türkische und arabische Zuwanderer in die Kritik geratene Bundesbankvorstand Sarrazin muss einen Teil seiner Zuständigkeiten abgeben. Die Deutsche Bundesbank beschloss am Dienstag eine neue Geschäftsverteilung im Vorstand. Danach gibt der seit Mai in dem Gremium sitzende ehemalige Berliner Finanzsenator mit sofortiger Wirkung den Bereich Bargeld ab. Sarrazin ist weiter zuständig für die Bereiche Informationstechnologie und Risiko-Controlling. Hintergrund sind Äußerungen Sarrazins in einem Interview, in dem er anderem gesagt hatte, ein Großteil der arabischen und türkischen Einwanderer sei «weder integrationswillig noch integrationsfähig». Dies hatte zu heftigen Protesten geführt. (ddp)