Winnenden. Den 11. März 2009 werden die Menschen in Winnenden wohl nie vergessen. Ein Amokläufer tötete 15 Menschen und wurde anschließend auf der Flucht von der Polizei erschossen. Natali Haug arbeitet in der Innenstadt von Winnenden. Sie erfuhr von einer Kollegin von dem Gewaltverbrechen.

Alles begann mit einem Telefonanruf. In dem Büro im Bahnhofsgebäude, in dem Natali Haug arbeitet, klingelte am Mittwoch Vormittag der Apparat einer Kollegin. "Ihrem Mann war aufgefallen, dass so viel Polizei im Ort unterwegs war", erzählt die 29-Jährige. "Von einem Beamten erfuhr er dann, dass an der Schule einer um sich schießt". Die Kinder der Kollegin gehen zu einer Grundschule, die nicht weit entfernt liegt von der Realschule, an der der Amokläufer um sich schoss.

Natali Haug Foto: privat
Natali Haug Foto: privat

Um das Bahnhofsgebäude, in dem Haug arbeitet, sammelten sich ebenfalls Polizisten. Eines habe sie gewundert, erzählt die Redaktionsassistentin: "Die Polizei hat uns nichts gesagt - auch nicht, dass wir im Haus bleiben sollen. Die Leute liefen munter auf der Straße umher." Drinnen im Büro telefonierten Haug und ihre Kollegen Verwandte und Freunde ab. Sie habe ihren Eltern erzählt, dass es ihr gut gehe, erklärt die junge Frau.

Warnung an alle Freunde

Beim Mikrobloggingdienst Twitter schrieb sie außerdem über das, was sie sah und hörte. "Schließlich habe ich viele Freunde hier in der Gegend und wollte dafür sorgen, dass sie nicht vor die Tür gehen." Haug schrieb von Polizeiautos und Helikoptern und berichtete von evakuierten Schülern. Das stieß bei den Twitter-Nutzern auf großes Interesse: Die Zahl derjenigen, die ihre Updates lesen wollten, stieg von gut 40 auf auf mehr als 300.

In einem Ort wie Winnenden kennt jeder jemanden, der vom Amoklauf betroffen ist. Eine andere Kollegin von ihr sei mit der Sekretärin an der Albertville-Realschule befreundet, sagt Haug. "Sie hat direkt dort in der Schule angerufen", die Schulsekretärin sei unverletzt. "Der ist hier eben vorbeigekommen", erzählte sie ihrer Freundin am Telefon. Wohin man auch gehe, überall gebe es nur ein Gesprächsthema, sagt Haug, die sich inzwischen wieder ins Freie getraut hat. Von vielen Medien habe es Anfragen gegeben, erzählt sie noch, sogar aus England und aus Frankreich. "Die wollten immer wissen, ob ich denn auch Angst hatte. Natürlich hatte ich Angst."

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