Bremen. Auf eine Beleidigung im Straßenverkehr reagierte er mit tödlichen Schüssen. Der im Parkhaus-Mord-Prozess angeklagte junge Bremer hat ein Geständnis abgelegt. Er gab zu, einen Geschäftsmann ermordet zu haben. Sein Opfer soll ihn zuvor beschimpft haben.

Blaue Winterjacke, helle Hose, den Kopf hinter braunen Aktendeckeln gesenkt: So betritt der mutmaßliche Parkhaus-Mörder am Dienstag den Saal des Bremer Landgerichts. Die Zuschauerbänke sind bis auf den letzten Platz besetzt. Das Blitzlichtgewitter der zahlreichen Pressefotografen und Fernsehkameras dauert fast fünf Minuten. Dann eröffnet der Vorsitzende Richter Christian Zorn die Verhandlung, in deren Verlauf der 20-jährige Angeklagte gesteht, im September vergangenen Jahres in einem Parkhaus in der Bremer Innenstadt dreimal auf einen 46 Jahre alten Geschäftsmann geschossen zu haben.

"Es tut mir sehr leid. Ich wollte ihn verletzen, aber nicht töten", sagt der Angeklagte. Sein Motiv: Er habe Rache nehmen wollen, weil der Mann ihn beleidigt habe. So sei er vier Wochen vor der Tat an einer Ampel in der Innenstadt mit dem späteren Opfer aneinandergeraten. Der Mann habe ihn aus seinem Auto heraus beschimpft, weil er zu langsam gehen würde. Dabei habe er ihn einen "Hurensohn" und noch mehr genannt. Das sei eine Beleidigung gegen ihn und seine Mutter gewesen und er habe etwas tun wollen, "damit er weiß, dass er so nicht mit mir reden darf".

Eine Woche nach dem Vorfall habe er sich für 1000 Euro eine Waffe besorgt, die er ab diesem Zeitpunkt immer in seiner Umhängetasche bei sich getragen habe, wenn er in die Innenstadt gefahren sei, erzählt der 20-Jährige. Am Tattag, dem 1. September, sei er zunächst in das Parkhaus gegangen und habe geguckt, ob der auffällig lackierte Wagen des Mannes dort stand. Als dies der Fall war, habe er erst draußen auf das Opfer gewartet, um ihm zu seinem Auto zu folgen. Dann habe er auf die Beine des Mannes gezielt und geschossen.

Opfer wurde von drei Schüssen getroffen

Laut Anklage fielen die Schüsse aus einer halbautomatischen Selbstladepistole, Kaliber neun Millimeter, aus etwa 80 Zentimetern Entfernung. Sie sollen das Opfer im Bereich des Brustkorbs, des Oberbauches und des rechten Beines getroffen haben. Durch die Schüsse erlitt der 46-jährige Veranstalter von Kaffeefahrten unter anderem einen Herz- und Bauchdurchschuss sowie einen Blutverlust von zwei bis drei Litern. Er erlag seinen Verletzungen kurze Zeit später im Krankenhaus. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 20-Jährigen, der als Reinigungskraft gearbeitet hat, heimtückischen Mord vor. Die Schüsse seien für das Opfer "plötzlich und unerwartet" gefallen, hieß es.

Nach der Tat war der Angeklagte nach eigenen Angaben weggerannt. Die Tasche mit der Waffe, seine Mütze und seinen Pullover habe er in einen Glascontainer geworfen. Ein Freund habe ihn anschließend zum Flughafen nach Hannover gefahren. Von dort aus sei er in die Türkei geflogen. Zehn Tage später kehrte er nach Bremen zurück stellte sich der Polizei. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft.

Angeklagter fühlte sich nach dem Tod der Mutter einsam

Auf Fragen der psychiatrischen Sachverständigen antwortete er am Dienstag, er habe sich nach dem Tod der Mutter einsam gefühlt, habe nicht mehr schlafen und essen können, sei depressiv geworden. Nachdem der 46-Jährige ihn beleidigt habe, habe er "an nichts anderes mehr denken können".

Dem 20-Jährigen, der sich als Heranwachsender vor der Großen Jugendkammer verantworten muss, droht eine Strafe zwischen zehn Jahren Haft und lebenslänglich, wobei das Gericht auch klären muss, ob er unter das Jugend- oder Erwachsenenstrafrecht fällt. In dem Prozess treten der Vater des Getöteten, seine Schwester sowie seine Tochter, die von der Mutter vertreten wird, als Nebenkläger auf. Bis zum 19. März sind zunächst noch sieben weitere Verhandlungstage angesetzt. (dapd)