Daimler setzt bei der Brennstoffzelle künftig auf ein globales Bündnis: Der Autohersteller hat dazu mit Ford und Nissan einen Entwicklungsvertrag abgeschlossen, wie Daimlers Entwicklungsvorstand Thomas Weber am Montag in Nabern sagte. Die ersten Serienfahrzeuge sollen 2017 auf die Straßen kommen.
Nabern (dapd). Daimler setzt bei der Brennstoffzelle künftig auf ein globales Bündnis: Der Autohersteller hat dazu mit Ford und Nissan einen Entwicklungsvertrag abgeschlossen, wie Daimlers Entwicklungsvorstand Thomas Weber am Montag in Nabern sagte. Die ersten Serienfahrzeuge sollen 2017 auf die Straßen kommen. Damit verabschiedet sich Daimler von seinen ursprünglichen Ziel, die B-Klasse mit Brennstoffzelle bereits 2014 serienmäßig zu fertigen.
"Diesen Zwischenschritt lassen wir weg und steigen in die Großserie ein", sagte Weber. Zusammen wollen die drei Partner zum Einstieg eine sechsstellige Fahrzeugzahl weltweit erreichen. Durch die hohen Stückzahlen sinken die Kosten. Das hätte Daimler alleine nicht geschafft. "Dank des großen Engagements aller drei Partner können wir Elektromobilität mit Wasserstoff auf eine breitere Basis stellen", sagte Weber.
Für die Prototypen kommen aus Nabern unter anderem der Tank und die Batterien. In dem kleinen Ort nahe Stuttgart "schlägt das Herz der Daimler-Brennstoffzellenentwicklung", wie es Weber ausdrückt.
Etwa eine Milliarde Euro hat Daimler bisher dort und in anderen Standorten in die Brennstoffzellentechnologie investiert. Das erste Fahrzeug, ein Unikat in Transporterform namens MB 100, bei dem die Technologie gerade genug Platz für das Fahrerhaus lässt, wurde bereits 1994 gefertigt. Die Serienreife hat Daimler seitdem noch nicht erreicht.
Weber sieht Durchbruch erreicht
"Mit diesem Vertrag glauben wir, dass wir den Durchbruch haben und jetzt marktfähig werden", gibt sich Weber überzeugt. Welche Fahrzeuge genau 2017 mit der Brennstoffzelle ausgerüstet werden, sei aber noch offen. "In unserer B-Klasse geht es auf jeden Fall. Unsere Planung geht aber über das Auto hinaus", sagte der Manager.
Zu welchem Preis die Fahrzeuge in den Handel kommen, konnte Weber noch nicht sagen. "Wir wollen preislich in die Größenordnung eines heutigen Diesel-Hybrids kommen", sagte er. Dauerhaft werde sich die Technologie nur durch einen moderaten Preis durchsetzen.
Die gemeinsame Entwicklung mit den beiden Partnern steht auch unter dem Einfluss eines hohen Wettbewerbsdrucks. Daimler hat ohnehin Profitabilitätsprobleme und musste sein Gewinnziel für 2012 kassieren. Für zusätzlichen Druck sorgte die Ankündigung des derzeitigen Marktführers unter den Premiumwagenherstellern, BMW, künftig zusammen mit Toyota die Brennstoffzellen-Technologie zu entwickeln.
Auch BMW und Toyota kooperieren
Der BMW-Vorstandsvorsitzende Norbert Reithofer hatte dazu gesagt, die gesamte Automobilindustrie stehe wegen des anstehenden technologischen Umbruchs vor großen Herausforderungen. "Diese Kooperation ist ein wichtiger Baustein, um beide Unternehmen auch in Zukunft auf Erfolgskurs zu halten."
Ähnlich sucht auch Daimler sein Heil in der Kooperation und bringt mit der jetzt geschlossenen Vereinbarung zwei Partner zusammen, mit denen die Stuttgarter ohnehin schon eng zusammenarbeiteten.
Mit Nissan ist Daimler über gemeinsame Projekte mit der Renault-Nissan-Allianz verbunden. Ab 2014 sollen im Nissan-Werk im US-amerikanischen Decherd beispielsweise Mercedes-Benz-Vier-Zylinder-Motoren für die Marken Infiniti und Mercedes-Benz gebaut werden. Mit Ford arbeitete Daimler in einem Gemeinschaftsunternehmen bei Vancouver bereits an der Brennstoffzelle.
Ein Hauptproblem bei der Durchsetzung der Brennstoffzellentechnik war für die Industrie bislang die fehlende Infrastruktur. Weber sagte, in dem Zusammenhang sei die Ankündigung von BMW und Toyota sehr wichtig, ebenfalls eine große Anzahl an Brennstoffzellenautos auf die Straße zu bringen. Die Programme der Bundesregierung und der EU zum Aufbau einer Infrastruktur würden dadurch Rückenwind erhalten.
Heute gebe es deutschlandweit gerade einmal 15 Tankstellen, bis 2016 seien vertraglich 85 vereinbart. 2020 sollen es laut Weber dann 500 bis 1.000 sein. "Das Henne-Ei-Problem ist gelöst", sagte er.
Bei der Technologie wird mit Hilfe von Wasserstoff ein Elektromotor angetrieben. Brennstoffzellenfahrzeuge erreichen damit größere Reichweiten als herkömmliche Elektroautos.
dapd