Armin Laschet hört einen lauten Knall und ehe er sich versieht, prallt sein schwarzer BMW am Samstag mit Wucht vor einen Baum. Elmar Brok, Europaabgeordneter der CDU für die Region Ostwestfalen-Lippe, hat den Wagen seines Freundes Laschet auf dem Parkplatz in Krefeld offenbar übersehen. Denn mit voller Wucht fährt er auf und schiebt das Auto an den Stamm.
Krefeld (dapd-nrw). Armin Laschet hört einen lauten Knall und ehe er sich versieht, prallt sein schwarzer BMW am Samstag mit Wucht vor einen Baum. Elmar Brok, Europaabgeordneter der CDU für die Region Ostwestfalen-Lippe, hat den Wagen seines Freundes Laschet auf dem Parkplatz in Krefeld offenbar übersehen. Denn mit voller Wucht fährt er auf und schiebt das Auto an den Stamm. Beide stehen blass und kleinlaut neben dem demolierten Fahrzeug. "Plötzlich hat es gerappelt. Gott sei Dank ist außer Sachschaden nichts passiert, aber das hätte auch schlimmer ausgehen können", sagt Laschet sichtlich mitgenommen. Es ist ein denkbar schlechter Auftakt des Parteitages der NRW-CDU für den 51-jährigen Aachener.
Gut dreieinhalb Stunden später weicht seine Anspannung. Armin Laschet hört das Ergebnis der Wahl zum Landesvorsitzenden und atmet tief durch. Er steht auf, winkt. 80,3 Prozent der Delegierten heben den Aachener leidenschaftslos auf den Schild. Damit ist er neuer Landesvorsitzender der NRW-CDU, muss die Partei nach der historischen Wahlniederlage am 13. Mai aus dem Jammertal führen. "Es ist ein ehrliches, ein solides Ergebnis", sagt er und kontrolliert seine Emotionen, um jetzt nicht zu ehrlich zu antworten.
"Die Partei ist nicht in Jubelstimmung. Mir war klar: Hier stehen die Leute nicht auf den Tischen und jubeln einer Messiasgestalt zu", formuliert er. Die NRW-CDU tagt im König-Palast, wo sonst die Krefeld Pinguine Eishockey spielen. Dazu passt die unterkühlte Stimmung des Parteitages. Der Saal ist halb leer, als Tagungspräsident Ronald Pofalla das Ergebnis verkündet. "Ich bin davon enttäuscht, das hätten zehn Prozentpunkte mehr sein müssen", meint Verena Käsling aus Höxter. "Laschet spricht offenbar die jungen Leute nicht an und die wollen eben Dynamik und Aufbruch", ergänzt Ilona Drüke, die ebenfalls aus Höxter an den Niederrhein gekommen ist.
An der Basis der NRW-CDU wird weiter gemurrt
Auch Marc Henrichmann ist nicht euphorisch. "Ich kann nur hoffen, dass Laschet der Richtige ist", sagt der Kreisvorsitzende der CDU Coesfeld. "Jetzt wäre erstmal Analyse wichtig, welche Schlüsse wir aus dem Ergebnis der Landtagswahl ziehen, dass wäre der erste Schritt. Wir beginnen mit dem zweiten", erklärt der CDU-Politiker aus Havixbeck. Die NRW-CDU brauche einen Stilwechsel, einen ehrlichen Schnitt. Und während Armin Laschet selbst das Wiederaufrichten des tief verunsicherten Landesverbandes als seine Aufgabe für die nächsten fünf Jahre betrachtet, denkt die Basis in anderen Zeiträumen.
"Ich glaube nicht, dass das eine Fünf-Jahres-Lösung ist", meint Guido Tann aus Gelsenkirchen. Sein Parteifreund Marc Henrichmann wird deutlicher: "Laschet soll das erstmal zwei, drei Jahre machen. Ich möchte gerne ein Bekenntnis hören, dass er den Übergang gestaltet, er sollte sich heute noch keinen Gedanken über die Landtagswahl im Jahr 2017 machen." Guido Tann zuckt mit den Schultern: "Wir müssen mit dem leben, was wir vorgelegt bekommen haben." Eigentlich, sagt der 36-jährige, müsse sich eine Neuausrichtung der nordrhein-westfälischen CDU auch personell niederschlagen.
Laschets Rede reißt die Delegierten nicht mit
Laschets Frau Susanne und zwei seiner insgesamt drei Kinder, Eva und Johannes, sitzen in der ersten Reihe. Sonst spricht Laschet frei, heute liegt ein Manuskript auf dem Rednerpult. Eine Analyse der Fehler der Vergangenheit kündigt er nur an. Rhetorisch eher durchschnittlich spult der frühere Kommunalpolitiker 40 Minuten lang seine Bewerbung ab. Bemüht Episoden um Papst Johannes Paul II. und den früheren US-Präsidenten George W. Bush, nimmt plötzlich einen Stapel Papier hoch und sagt: "Die nächsten 30 Seiten lasse ich jetzt mal weg."
Auch das sorgt nicht für Heiterkeit. Am Ende gibt es höflichen Applaus, Aufbruchstimmung sieht anders aus. "Ich habe es nicht bereut, dass er die 30 Seiten nicht vorgetragen hat", meint Anneliese Meyer zu Altenschild aus Emsdetten im Münsterland. Armin Laschet sagt, dass er erleichtert sei und jetzt erst einmal Ruhe brauche. Bevor er die ramponierte NRW-CDU inhaltlich renovieren kann, muss er zunächst einmal seinen Wagen reparieren lassen.
dapd