Essen/Duisburg. Hermann Dierkes hat seine Kandidatur für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters zurückgezogen. Dierkes begründete den Schritt mit einer "medialen Rufmordkampagne" wegen eines Aufrufs zum Israel-Boykott. Die NRW-Linke bedauert seinen Rücktritt und greift die Medien ebenfalls an.

Der Linke Hermann Dierkes hat seine Kandidatur für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters zurückgezogen und seine Position als Fraktionsvorsitzender niedergelegt. Foto: Andreas Mangen/WAZ
Der Linke Hermann Dierkes hat seine Kandidatur für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters zurückgezogen und seine Position als Fraktionsvorsitzender niedergelegt. Foto: Andreas Mangen/WAZ © WAZ

Der Kandidat der Linken für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters, Hermann Dierkes, hat seine Kandidatur zurückgezogen. Außerdem hat der Politiker sein Amt als Fraktionsvorsitzender der Partei im Duisburger Rat niedergelegt.

Boykottaufruf gegen israelische Waren

In einem Offenen Brief bedenkt Dierkes die Berichterstattung der WAZ mit harten Worten. Die Zeitung habe eine Berichterstattung auch in anderen Medien ausgelöst, die einer "Rufmordkampagne" und "einer öffentlichen Steinigung" gleiche. Der Politiker hatte am 18. Februar zum Boykott israelischer Waren aufgerufen, um den "Druck für eine andere Politik" des Landes gegenüber den Palästinensern zu verstärken. Er gab an, "so eine Geschichte" bekomme leicht "einen Beigeschmack", bestätigte seine Aussagen aber auf Nachfrage verschiedener Medien.

Scharfe Kritk erntete der Linke-Politiker in den Folgetagen nicht nur aus der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, sondern auch aus den eigenen Reihen: "Angesichts der deutschen Geschichte wecken diese Äußerungen unsägliche Assoziationen und bedienen finsterste Klischees”, sagte beispielsweise Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau.

Antisemitismus-Vorwürfe zurückgewiesen

In der Mitteilung vom Donnerstag weist Dierkes Vorwürfe des Antisemitismus zurück: "Meine wichtigsten politischen Lehrer waren jüdischer Herkunft ... Wer mich kennt, weiß, dass die Anfeindungen vollkommen absurd sind." Um seiner Partei und seiner Frau nicht zu schaden, habe er den Rücktritt gewählt. " Ich habe derzeit nicht mehr die Kraft, meine politischen Funktionen wahrzunehmen. Bitte respektiert meinen Rücktritt als OB-Kandidat und leitet die Nachfolge für den Fraktionsvorstand ein. Alles weitere lasst uns besprechen, sobald ich wieder etwas arbeitsfähig bin."

Reaktion der Linken in NRW

Die Linke in NRW hat den Rücktritt von Hermann Dierkes bedauert. "Wir können verstehen, dass Hermann von seiner Kandidatur zurücktritt, weil er dem Druck nicht standhalten kann", schreibt die Partei in einer Mitteilung.

In der Presse und auch aus der Partei heraus sei Dierkes aufgrund seiner Aussagen Antisemitismus unterstellt worden. "Solche Schlüsse kann nur ziehen, wer politisch absolut verblendet ist und die Lebensleistung von Hermann Dierkes nicht kennt", so die Linke. Dierkes sei ein engagierter Kämpfer für den Frieden, für Opfer der NS-Zeit und das Lebensrecht aller Völker.

Die Partei will klarstellen, dass ein Boykott gegen Israel keine Position der Linken sei und es auch nicht werden solle. Ein Boykott müsse in erster Linie der deutschen und internationalen Rüstungsindustrie gelten. "Das Existenzrecht Israels ist für uns ebenso unantastbar, wie das Existenzrecht der Palästinenserinnen und Palästinenser", heißt es in der Mitteilung.

Wie Dierkes greift auch die Partei die Medien an: "Ein Blick nach Hessen genügt, um zu wissen, dass die Medien vor allem den Zweck verfolgen, die Partei zu spalten, indem sie einzelne Sätze von Einzelpersonen ins Zwielicht rückt und damit die Partei unter Druck setzt."