Europa gegen den Rest der Welt: Beim G-20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer in Mexiko wehrt sich die Europäische Union dagegen, wegen der Eurokrise an den Pranger gestellt zu werden. Seitens der Europäer werde man deutlich machen, dass die EU die Probleme entschlossen angehe, sagte Kanzlerin Angela Merkel am Montag in Los Cabos.

Los Cabos (dapd). Europa gegen den Rest der Welt: Beim G-20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer in Mexiko wehrt sich die Europäische Union dagegen, wegen der Eurokrise an den Pranger gestellt zu werden. Seitens der Europäer werde man deutlich machen, dass die EU die Probleme entschlossen angehe, sagte Kanzlerin Angela Merkel am Montag in Los Cabos. Ähnlich äußerten sich Kommissionschef José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy. Sie und andere waren für den Abend von US-Präsident Barack Obama zu einem Sondertreffen geladen worden.

"Wir werden seitens der Europäer hier mit einer gemeinsamen Linie deutlich machen, dass wir die Probleme, die wir innerhalb der Eurozone haben, und auch die Wachstumsprobleme, die wir insgesamt in der Europäischen Union haben, entschlossen angehen werden", sagte Merkel. Dies geschehe in einer Mischung aus Strukturreformen, aus Haushaltskonsolidierungen und Wachstumsimpulsen. Details werde der Rat in Brüssel Ende des Monats festlegen.

Nach einem EU-Mexiko-Treffen betonte Barroso, der Euro und die Europäische Union seien unumkehrbar. Europa sei durchaus in der Lage, die Krise zu beherrschen. Rompuy sagte, der EU stünden zahlreichen Instrumente im Kampf gegen die Krise zur Verfügung. Er mahnte gleichzeitig aber auch, dass dieser Prozess Zeit brauche und Erfolge nicht über Nacht zu erwarten seien.

Merkel war am frühen Montagmorgen (Ortszeit) in Mexiko eingetroffen, wo sie bis Dienstag in Los Cabos am G-20-Gipfel teilnimmt. Die CDU-Vorsitzende wird von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble begleitet. Unmittelbar nach der Landung waren Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Hu Jintao sowie US-Präsident Barack Obama geplant.

Das Sondertreffen mit Obama sollte am Dienstag etwa um fünf Uhr morgens deutscher Zeit stattfinden. Die USA vertreten die Ansicht, dass die Anstrengungen Europas gegen die Krise nicht schnell genug vorangehen. Merkel wehrt sich allerdings: Sie sieht alle großen Staaten in der Verantwortung.

Am Rande des Gipfels sollte es auch zu einem Treffen zwischen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und Obama kommen. Bei dem vorab vereinbarten Gespräch wird Obama voraussichtlich um die Unterstützung Russlands bei einigen der wichtigsten Themen in der US-Außenpolitik werben: der Sorge um das iranische Atomprogramm, dem blutigen Konflikt in Syrien und einen sicheren Abzug aus Afghanistan.

Während des Gipfels soll ein "Los Cabos Action Plan" vorgelegt werden, der kurz- und mittelfristige politische Maßnahmen zur Stärkung von Wachstum und Beschäftigung enthalten wird. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Erhöhung der Brandschutzmauern, die vor Angriffen der Finanzmärkte schützen sollen. Hier geht es vor allem um eine Aufstockung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf 430 Milliarden Dollar (rund 340 Milliarden Euro), wie sie im April beschlossen, aber noch nicht umgesetzt wurde.

Aus der Eurozone sollen dafür 200 Milliarden Dollar kommen, der Rest von anderen Nationen. So haben die BRICS-Staaten mehr als 70 Milliarden Dollar zugesagt. Zu den sogenannten BRICS-Staaten gehören Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Die fünf Länder repräsentierten 45 Prozent der Weltbevölkerung, ein Viertel der Landmasse und ein Viertel des weltweiten Bruttoinlandsprodukts.

Mexikos Präsident Felipe Calderon bezeichnete eine Aufstockung des IWF als eine der wichtigsten Nagelproben für den Erfolg des Gipfels in Los Cabos. Dass sich die Vereinigten Staaten an einer derartigen Kapitalerhöhung beteiligten, erwarte er indes nicht, sagte Calderon. Dies belege die zunehmende Bedeutung der Schwellenländer.

Weitere Themen des Gipfels sind das umweltfreundliche, nachhaltige Wachstum ("Green Growth"), die Infrastruktur in rasant wachsenden Hauptstädten - sogenannten Megacities, die Ernährungssicherung, der freie Handel und die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vor allem bei Jugendlichen. Merkel wird am Mittwoch wieder in Berlin zurück erwartet.

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