Schlagersänger Roland Kaiser hätte allen Grund, seinen 60. Geburtstag am 10. Mai groß zu feiern. Er hat eine eigentlich unheilbare Lungenkrankheit besiegt, steht nach seinem Zwangsaus unverhofft wieder auf der Bühne und wird von Zehntausenden bejubelt. Wieder gesund sieht er um Jahre jünger aus.
Berlin (dapd-nrw). Schlagersänger Roland Kaiser hätte allen Grund, seinen 60. Geburtstag am 10. Mai groß zu feiern. Er hat eine eigentlich unheilbare Lungenkrankheit besiegt, steht nach seinem Zwangsaus unverhofft wieder auf der Bühne und wird von Zehntausenden bejubelt. Wieder gesund sieht er um Jahre jünger aus.
Allerdings mag Kaiser, der mit 90 Millionen verkauften Tonträgern einer der erfolgreichsten deutschen Sänger ist, nicht viel Aufhebens um seine Person. Den Geburtstag will er mit seiner Frau verbringen - im Stillen. "Wer das Leben liebt, hat jeden Tag Grund, es zu feiern", sagte der 59-Jährige. Das klingt nach einem chinesischen Weisheitsspruch, passt aber.
Kaiser litt jahrelang an einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD), auch bekannt als Raucherlunge, und hatte das Glück, 2010 eine Spenderlunge zu bekommen. Er genieße sein "zweites Leben", betonte der Schlagerstar kürzlich. "Es ist ein Wunder, für mich wieder hier zu sein", rief er im Juli 2011 zu Beginn seines ersten Konzerts nach der Lungentransplantation in Rostock fast 12.000 Fans zu.
Mittlerweile ist Roland Kaiser, der mit bürgerlichem Namen Ronald Kaiser heißt, seit 38 Jahren im Showgeschäft. Er erlebte ein Künstlerleben mit Höhen und Tiefen. Doch eigentlich wollte der gebürtige Berliner, der in Münster lebt, gar kein Sänger werden. Sein Traumberuf sei Berufspilot oder Autor gewesen, sagte er vor Jahren der Zeitschrift "Frau im Spiegel". "Eigentlich bin ich gar nicht für die Bühne geschaffen."
Musik war zunächst nur ein Hobby
Kaiser wuchs bei einer Pflegemutter in Berlin-Wedding auf, weil seine minderjährige Mutter sich das Großziehen eines Kindes nicht zutraute. Musik war für den gelernten Kaufmann zunächst nur ein Hobby. Er arbeitete unter anderem als Werber bei einem Autohaus, hatte Mitte der 70er Jahre seine ersten Auftritte in der ZDF-Hitparade und tingelte durch Diskotheken. 1980 kam der Durchbruch mit dem Liebeslied "Santa Maria". Bis Ende 1982 verkaufte er davon 1,2 Millionen Platten.
Es folgte Hit auf Hit, dekoriert mit unzähligen Gold- und Edelmetall-Auszeichnungen. Bei seinen Tourneen waren ihm stets ausverkaufte Häuser sicher. Auch in der DDR wurde der Schlagersänger stürmisch empfangen. Ab Mitte der 90er Jahre gingen die Umsatzzahlen seiner Platten aber rapide bergab. Kaiser machte Schlagzeilen mit Alkoholexzessen, Steuerschulden und zwei gescheiterten Ehen.
Im Jahr 2000 kam dann die Diagnose COPD. Kaiser hielt die Krankheit jahrelang geheim, trat mit aufgequollenem, fiebrig wirkendem Gesicht und schwachbrüstiger Stimme auf, bis er seine Konzertkarriere 2010 krankheitsbedingt zwangsweise beenden musste. Im Februar 2010 kam dann die Lungentransplantation, im Sommer 2011 das Bühnen-Comeback.
Vor Jahren sagte Roland Kaiser, der Schlager sei tot. Er sei langweilig geworden, gehe am Zeitgeist vorbei. Seine Musik versteht er als Schlager mit erotischer Komponente. Er erzähle gern Geschichten in seinen Liedern: "Das finde ich besser als Schmonzetten, dieses diffuse Schönwortestammeln über Strände und Händchenhalten." Damit trifft Kaiser offenbar den Geschmack Vieler: Für die "Kaisermania"-Open-Air-Konzerte in Dresden wurden nach Bekanntgabe des Comebacks laut Veranstalter binnen Stunden 10.000 Karten verkauft.
Kinderbücher über Phantasiewesen "Die Giblinge"
Kaiser war immer auch abseits der Bühne aktiv. In den 80ern textete er für Kollegen wie Peter Maffay, Milva und Karat. Er schrieb fünf Kinderbücher über die Phantasiewesen "Die Giblinge" und vertonte diese auch. So blieb der Berufswunsch des Autors nicht völlig unerfüllt.
Der bekennende Sozialdemokrat ist zudem sozial engagiert. Er setzt sich für Langzeitarbeitslose ein, übernahm die Schirmherrschaft über drei COPD-Selbsthilfegruppen und schrieb den Ratgeber "Atempause - Alles ist möglich" über seine Krankheit.
Auf der Bühne ist er inzwischen gelassener: "Die Bühne ist pures Vergnügen", sagte. "Ich gehe da raus, weil ich Spaß daran habe, was ich tue". Seine neue Lunge funktioniere besser, als es seine alte jemals getan habe.
Kaiser sagte einmal in der ZDF-Sendung "Johannes B. Kerner": "Wenn es lächerlich wird und vor mir lauter leere Sitze, dann ist es besser, ich gehe und höre auf." Doch im Augenblick ist an ein Karriereende nicht zu denken. Am 1. Juni erscheint ein neues Best-of-Album namens "Affären". Kaiser spielte 14 seiner größten Hits mit dem Filmorchester Babelsberg neu ein. Die Jubiläumstournee zum Album startet 2013. Kaiser hat noch viel vor. Er sei "ja streng gerechnet im Februar diesen Jahres erst zwei Jahre alt geworden ...", schreibt er zu kommenden Projekten auf seiner Internetseite.
dapd