Nach zwei Stunden und 40 Minuten war alles vorbei. Am 14. April vor 100 Jahren stieß die “Titanic“ im Nordatlantik mit einem Eisberg zusammen und sank, was 1.517 Menschen das Leben kostete.
Berlin (dapd). Nach zwei Stunden und 40 Minuten war alles vorbei. Am 14. April vor 100 Jahren stieß die "Titanic" im Nordatlantik mit einem Eisberg zusammen und sank, was 1.517 Menschen das Leben kostete. Zum Jahrestag des wohl spektakulärsten Schiffsunglücks ist die Katastrophe gleich mehrfach nachzuerleben. Während James Cameron seinen Welterfolg "Titanic" von 1997 nun noch einmal in einer 3D-Version in die Kinos bringt, zeigen ZDFneo und ZDF eine nicht weniger ambitionierte Neuverfilmung.
Satte 180 Minuten nimmt sich diese britisch-ungarische Koproduktion Zeit, um von den Schicksalen der Menschen auf dem untergehenden Luxusdampfer zu erzählen. ZDFneo strahlt das TV-Event als Vierteiler aus (ab 31.3., 20.15 Uhr), das ZDF gebündelt in einer zweiteiligen Fassung (6. und 9. 4., jeweils 17.30 Uhr).
Anders als Cameron in seinem Monumentalstreifen beschränkt sich Regisseur Jon Jones beim Einsatz von Spezialeffekten. Auch stellt er nicht eine einzige, große Liebesgeschichte in den erzählerischen Mittelpunkt, sondern entfaltet ein breites gesellschaftliches Panorama. Der dramaturgische Clou: Jede der ersten drei Folgen beginnt mit den Reisevorbereitungen der jeweiligen Figuren und verfolgt ihr Leben und Treiben an Bord bis zum Zeitpunkt der Katastrophe. Erst in der vierten und abschließenden Episode, dem Untergang, werden die verschiedenen Handlungsstränge zusammengeführt.
Für das ambitionierte Drehbuch zeichnet mit dem Oscar prämierten Julian Fellowes ("Gosford Park") ein Autor verantwortlich, der sich bereits mehrfach mit historischen Stoffen profiliert und mit fein geschliffenen Dialogen und Charakteren hervorgetan hat.
Fellowes hat in seinen Figuren das gesamte Spektrum der Menschen an Bord, von der Besatzung bis hinauf in die 1. Klasse, berücksichtigt. Das britisch-amerikanische Klassendenken, Standesdünkel und die Rebellion gegen dieses allein durch Herkunft und Besitz bestimmte System der Ausgrenzung sind ein zentrales Thema, das sich durch alle Handlungsfäden zieht. Die kämpferische Georgiana Grex (Perdita Weeks) etwa, die bei einer Demonstration von Frauenrechtlerinnen verhaftet wurde, wird von ihrem Vater, dem Earl of Manton (Linus Roach), auf die "Titanic" verfrachtet, um einen größeren gesellschaftlichen Skandal zu vermeiden.
Der irische Elektriker Jim Maloney (Peter McDonald) hingegen, der noch bis kurz vor der Jungfernfahrt am Luxusliner gearbeitet hat, erhält die Chance, mit seiner Familie in einer Kabine der 3. Klasse nach Amerika auszuwandern. In der Stunde der Katastrophen jedoch kämpfen diese Menschen unterschiedlichsten Standes gleichermaßen ums Überleben.
Begleitet wird die Ausstrahlung der Miniserie "Titanic" von der "Terra X"-Sonderausgabe "Titanic - 100 Jahre nach der Katastrophe" (ZDFneo, 31.3., 21.45 Uhr; ZDF, 1. 4., 19.30 Uhr), in der dem ungebrochenen Kult um den gesunkenen Luxusliner nachgegangen wird. Auf stattliche vier Stunden Länge bringt es die "Spiegel TV"-Dokumentation "Titanic - Anatomie einer Katastrophe" (Vox, 6.4., 20.15 Uhr), die sich auch Schiffsunglücken in neuerer Zeit widmet.
Mit reichlich digitalen Effekten und Spielfilmeinlagen hingegen versucht die actionlastige Dokumentation "Inside the Titanic" (Sat.1., 14. 4., 15.00 Uhr), den Untergang zu rekonstruieren. Das Dokudrama "Die Helden der Titanic" (ZDF, 8.4., 23.40 Uhr) widmet sich den Rettungsversuchen an Bord des Schiffes und stützt sich dabei auf die Aussagen überlebender Crew-Mitglieder. Dass die "Titanic" auch schon vor einem halben Jahrhundert Filmregisseure inspirierte, zeigt Jean Negulescos Drama "Der Untergang der Titanic" (1953) mit Barbara Stanwyck, das 3sat (15.4., 20.15 Uhr) im Rahmen des Thementages "Auf hoher See" ausstrahlt.
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