Essen. . Die niederländische Stadt Enschede will bis 2014 den neuen Regionalflughafen Twente in Betrieb bringen. Die zuständige Entwicklungsagentur hat nun ihre Pläne veröffentlicht. Bis Juni sollen potenzielle Investoren ihre Gebote abgeben. Die deutschen Nachbarflughäfen fürchten einen ruinösen Wettbewerb.

Politiker in Enschede und in der niederländischen Provinz Overijssel verwirklichen Schritt für Schritt ihren Traum von einem Regionalflughafen. Nicht irgendeiner unter vielen soll es werden, sondern „der grünste Flughafen Westeuropas“. Eine drei Kilometer lange Start- und Landebahn gibt es schon, denn das Projekt soll auf dem fast 500 Hektar großen Gelände eines früheren Militärflughafens verwirklicht werden. Die Zielsetzung ist ambitioniert: Bis 2030 sollen hier jährlich 1,2 Millionen Passagiere abgefertigt werden.

Das Problem Nummer eins: „Wir haben noch keinen festen Investor“, sagt Fiecke Krikhaar von der Entwicklungsagentur Area Development Twente (ADT). Das Argument Nummer eins: Der Airport Twente würde der Region Enschede Tausende neue Arbeitsplätze bescheren.

Ein Albtraum für die Nachbarn

Für die deutschen Nachbarflughäfen wäre der Airport Twente hingegen ein Albtraum. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) spricht in den Westfälischen Nachrichten von einer „völlig unnötigen Konkurrenz zum Flughafen Münster/Osnabrück (FMO)“. „Die Region hat kein Potenzial für zwei Flughäfen“, sagte FMO-Geschäftsführer Gerd Stöwer dem Online-Portal DerWesten. Schon heute sei der Wettbewerb der Regionalflughäfen hart. Als Konkurrenten Nummer eins bezeichnet Stöwer den Flughafen Dortmund. In diesem Wettstreit allerdings sieht er den Standort Münster/Osnabrück im Vorteil. „Wir haben zuletzt schwarze Zahlen geschrieben“, unterstreicht Stöwer. Was er nicht sagt: Dortmund ist seit Jahren hochdefizitär.

Was Twente betrifft gibt sich Stöwer „derzeit relaxed“. Dort sei noch nichts entschieden.“Ich frage mich, wer als privater Investor dort einsteigen soll. Interessenten müssten dort doch praktisch bei Null anfangen.“

Dennoch: Die Pläne liegen schon in der Schublade. „Grün“ soll er werden, dieser Airport , und vor allem „nachhaltig“. Das heißt zum Beispiel: Wasser soll das Plangebiet sauberer verlassen, als dass es in das Gebiet einfließt. Auf dem Flughafen soll nicht nur Energie verbraucht, sondern auch nachhaltig erzeugt werden. Und: Gebäude und Anlagen sollen aus umweltfreundlichem Material bestehen. Überhaupt sollen sich in dem Gebiet um diesen Flughafen künftig Touristen in der Natur erholen können.

Einzugsgebiet mit fünf Millionen Menschen

In NRW gibt es neben den großen Airports in Düsseldorf und Köln/Bonn eine Reihe kleinerer Flughäfen, die nicht immer betriebswirtschaftlich einwandfrei funktionieren. Dortmund beispielsweise (1,8 Millionen Passagiere) ist hoch subventioniert. Paderborn/Lippstadt (rund eine Million Passagiere) musste im letzten Jahr Passagier-Verluste von fünf Prozent hinnehmen. Noch härter traf es Weeze am Niederrhein (2,42 Millionen Fluggäste, minus 16 Prozent). Hier verhagelte vor allem die neue Luftverkehrsabgabe die Bilanz. Münster/Osnabrück hielt seine Position: „Wir hatten nur einen leichten Rückgang von weniger als einem Prozent, so Geschäftsführer Gerd Stöwer. Ein Regionalflughafen in Enschede würde enormen Druck auf die Nachbarn ausüben. Enschede kalkuliert mit einem Einzugsgebiet von fünf Millionen Menschen.

Lufthansa-Sprecher Peter Schneckenleitner sagt, dass ein Airport in Enschede „das innerdeutsche Problem mit den Regionalflughäfen weiter verschärfen könnte.“ Die im vergangenen Jahr eingeführte Luftverkehrssteuer benachteilige Schneckenleitner zufolge die deutschen Standorte, die in Grenznähe liegen.

Experten sehen insbesondere die mittleren und kleinen deutschen Flughäfen in einer schwierigen Situation. Während die großen immer mehr zulegen können, leiden kleine Airports darunter, dass sich ganze Fluggesellschaften von heute auf morgen von den Standorten verabschieden. Andererseits sind die Flughäfen für Arbeitsplätze gut. So entstanden allein im Umfeld des Flughafens Hahn im Hunsrück 8000 Jobs. Mit genau diesem Effekt rechnen auch die Väter des Projektes in Enschede.