Eigentlich ist es nur ein Superlativ. Tatsächlich geht es aber um die Vormachtstellung in einem der härtesten Gewerbe Kölns: dem Kostümverkauf. In der Jecken-Hochburg liefern sich zwei Großanbieter einen bizarren Wettstreit um den Titel “Das größte Karnevalsgeschäft Deutschlands“.

Köln (dapd-nrw). Eigentlich ist es nur ein Superlativ. Tatsächlich geht es aber um die Vormachtstellung in einem der härtesten Gewerbe Kölns: dem Kostümverkauf. In der Jecken-Hochburg liefern sich zwei Großanbieter einen bizarren Wettstreit um den Titel "Das größte Karnevalsgeschäft Deutschlands". Clowns, Piraten und Co. bescheren dem Fachhandel jährlich ein Millionengeschäft, weshalb sich die beiden Rivalen rechtzeitig vor dem Straßenkarneval in Stellung bringen. Denn wenn es um den Karneval geht, kann in Köln aus Spaß schnell Ernst werden.

Einer der Konkurrenten hat seinen Sitz in einem Gewerbegebiet im Kölner Süden. Beim Karnevalswierts wird schon morgens richtig eingeheizt. Aus Musikboxen schallen die Titel der fünften Jahreszeit, an der Stange wühlen sich Schlipsträger neben Arbeitern in orangener Kluft durch das Sortiment. Und vor der Umkleidekabine kommentieren Grüppchen jeden Outfitwechsel mit lautem Gelächter.

In dem ganzen Trubel ist Frank Schröder eine Ausnahmeerscheinung, eine Art ruhender Pol in schwarzem Anzug und gestreiftem Hemd. Er ist der Geschäftsführer des Betriebs und lässt sich in seinem Büro tief in den Stuhl fallen. "Wir haben den größten deutschen Kostümverkauf", erklärt er vollmundig und feuert anschließend ein Zahlenwerk ab.

Die Verkaufsfläche im Karnevalswierts liege bei 3.500 Quadratmetern, Kunden könnten zwischen 700 verschiedenen Kostümen in elf verschiedenen Größen wählen. Das Personal sei von einst zehn auf aktuell 140 Mitarbeiter aufgestockt worden. Und neben Köln ist das niederländische Unternehmen noch an zwei weiteren Standorten vertreten.

"Als wir begonnen haben, lag der Karneval noch im Tiefschlaf", sagt Schröder. Das war 1992. Seitdem hat die Firma stetig erweitert. "Der Standort ist ausgereizt", sagt Schröder heute.

Der Verkauf von Kostümen - vom Kaninchen über die Stewardess bis hin zu US-Präsident Barack Obama - boomt. Ein Fünftel des Gesamtumsatzes im Kölner Karneval entfällt laut Studie auf den Handel mit Verkleidung und passenden Spielwaren. Einen größeren Batzen zieht allein die Gastronomie auf sich. Pro Jahr würden in der Domstadt 1,5 Millionen Kostüme an den Narren gebracht. Zusammen mit 460.000 Zubehörartikeln wird der Umsatz auf 62,6 Millionen Euro geschätzt.

Etwa 15 Kilometer Luftlinie entfernt vom Karnevalswierts wacht Herbert Geiss über das Familienimperium Deiters. Auch Deiters nennt sich die Nummer 1 im deutschen Karnevalsgeschäft. "Wollen Sie mit dem Lineal nachmessen?", fragt Geschäftsführer Geiss sichtlich verärgert, weil die Konkurrenz seine 5.000 Quadratmeter große Verkaufsfläche infrage stellt. Schließlich hat der 29-Jährige eine 90 Jahre dauernde Erfolgsgeschichte mit inzwischen sieben Filialen zu verteidigen.

"Jeder sagt, sie sind die Größten, Tollsten, Besten", meint Geiss. Zur nächsten Session will er seinen Konkurrenten endgültig in die Schranken weisen. Vor zwei Wochen war Spatenstich für eine Halle mit 8.500 Quadratmetern Verkaufsfläche - das ist größer als ein Fußballfeld. Modeschauen, Live-Konzerte und weitere Events sollen ab dem Herbst die Kundschaft locken.

Schröder kommentiert das gelassen: "In jedem Business gibt es Konkurrenz. Größe hat nichts mit Quadratmetern zu tun." Die beiden Platzhirsche haben inzwischen von Januar bis Dezember geöffnet. "Spaß will man doch das ganze Jahr haben", sagt Schröder.

Das Festkomitee des Kölner Karnevals beäugt den Wettstreit mit Skepsis. "Das richtige Kostüm", sagt Sprecherin Sigrid Krebs, "ist selbst gemacht und nicht von der Stange." Auch, wenn die beiden Streithähne es gerne anders sehen würden. In einem sind sie sich dennoch einig: Flower Power, sexy Uniformen, Piraten und Clowns sind die Verkaufsschlager der Session.

dapd