Berlin (dapd). Orkantief Andrea hat am Donnerstag mit heftigen Sturmböen und kräftigen Niederschlägen in vielen Teilen Deutschlands zu erheblichen Verkehrsbehinderungen geführt. In Bayern kam eine Autofahrerin bei einem wetterbedingten Unfall ums Leben. Ansonsten blieb es meist bei Sachschäden. Der Dauerregen ließ zudem die Pegel mehrerer Flüsse ansteigen.
Über die Zugspitze fegten die Böen laut DWD mit bis zu 176 Stundenkilometern hinweg. Auch andernorts wurden Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Stundenkilometern gemessen. Nach Angaben des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation in Hamburg war Tief Andrea der stärkste Sturm der vergangenen Jahre und örtlich sogar stärker als Orkantief Kyrill.
Für den Abend erwartete der Deutsche Wetterdienst (DWD) vor allem im Süden, an der Nordseeküste sowie in höheren Berglagen orkanartige Böen und vereinzelt Orkanböen mit Geschwindigkeiten von mehr als 120 Stundenkilometern.
Im oberfränkischen Strullendorf kam eine 43-jährige Frau ums Leben, als ein 19-jähriger Autofahrer bei Regen und starkem Wind mit seinem Auto auf die Gegenfahrbahn geriet und mit dem Wagen der Frau kollidierte. In Krefeld prallte eine 57-jährige Autofahrerin gegen einen Baum und kam ums Leben. Ob dabei das Unwetter eine Rolle spielte, war laut Polizei zunächst unklar. Vielerorts wurde der Verkehr durch entwurzelte Bäume und Überschwemmungen behindert. Mehrere Landes- und Bundesstraßen wurden zeitweise gesperrt.
In Regensburg blockierten vom Sturm verwehte Teile eines Daches die A 3. Die Sperrung dauerte vier Stunden. Auf der A 20 nahe Neubrandenburg und bei Bad Doberan sorgten Hagelschauer für eine Unfallserie. Ein Kind wurde dabei leicht verletzt. Bei Reken im Münsterland und zwischen Fredersdorf und Neuenhagen in Brandenburg prallten Züge gegen umgekippte Bäume. Bei beiden Unfällen wurde niemand verletzt. In Sachsen und Sachsen-Anhalt führte Tief Andrea zu Stromausfällen. Zeitweise waren fast 10.000 Haushalte von der Energieversorgung abgeschnitten.
Für die Nordfriesische Küste und das Elbegebiet mit Hamburg warnte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) vor einer nächtlichen Sturmflut. Das Hochwasser am Mittag sei ohne größere Schäden verlaufen, hieß es. Die Polizei in Hamburg forderte die Bürger auf, die niedrig gelegenen Bereiche des Hafens und des Elbufers zu räumen. Für Freitag besteht nach Angaben der Behörde auch für die deutsche Ostseeküste die Gefahr einer Sturmflut.
Auch der Pegel des Rheins stieg wegen des starken Regens an. Die ersten Uferbereiche standen seit Mittag unter Wasser. Zudem wurde die Schifffahrt auf dem Fluss eingeschränkt. Auch auf der Mosel und der Saar wurde der Schiffsverkehr wegen Hochwassers teilweise eingestellt. Die Pegel der Flüsse in Niedersachsen stiegen ebenfalls flächendeckend an. Für Mittel- und Osthessen wurden Hochwasserwarnungen herausgegeben. Am Oberlauf des Mains und seinen Nebenflüssen wurde teilweise Meldestufe 2 von 4 erreicht.
Wegen der Verletzungsgefahr durch entwurzelte Bäume und herabfallende Äste wurden zudem Zoos, Friedhöfe und Parks in mehreren Städten geschlossen. Auch das für Donnerstagnachmittag geplante Testspiel von Fußball-Drittligist Rot-Weiß Erfurt gegen Zweitligist Dynamo Dresden in Weißensee wurde kurzfristig abgesagt. Die Qualifikation für das Finalspringen der 60. Vierschanzentournee in Bischofshofen wurde wegen starken Schneefalls nach 25 Springern abgebrochen und auf Freitag verlegt.
In den Bergen erwarteten die Meteorologen ergiebige Schneefälle. In den Höhenlagen sei mit Orkanböen und Schneeverwehungen zu rechnen. In den Höhenlagen Bayerns sollen bis zum Samstag 30 bis 50 Zentimeter Schnee fallen, in Sachsen bis zu 20 Zentimetern. Der Nationalpark Harz warnte davor, die Wälder in höheren Lagen ab 650 Metern zu betreten. Zudem stieg in weiten Teilen der bayerischen Alpen die Lawinengefahr. Das Tief soll in der Nacht zum Freitag aus Deutschland abziehen. Dennoch bleibt es auch in den kommenden Tagen regnerisch und stürmisch.
dapd