Berlin (dapd). Nach dem Abzug von Tief Ulli wird es in der Nacht zu Donnerstag noch stürmischer: Tief Andrea sorge bundesweit für schwere Stürme, an der Küste und in den Bergen sei auch mit Orkanböen zu rechnen, teilte der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch mit. Zudem seien ergiebige Niederschläge und in den Bergen Schneefall mit Verwehungen zu erwarten. In Bayern würden stellenweise bis zu 30 Zentimeter Schnee fallen.
Tief Ulli hatte seit Dienstagabend in weiten Teilen Deutschlands kleinere Schäden angerichtet. Entwurzelte Bäume sorgten vielerorts für Verkehrsbehinderungen. Mehrere Menschen wurden bei Unfällen verletzt. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz.
Am Mittellandkanal in Hannover kam es am Mittwoch zu einer dramatischen Rettungsaktion, nachdem ein Kinderwagen von einer Windböe erfasst worden war. Der drei Monate alte Säugling fiel ins Wasser. Die Mutter sprang in den Kanal und konnte das Kind retten. Das Baby erlitt vermutlich eine leichte Unterkühlung.
An der Nordseeküste musste am Dienstag Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) auslaufen. Ein Schiff brachte einen Schlaganfall-Patienten von der Insel Pellworm nach Nordstrand, ein anderes Schiff transportierte einen Mann mit Verdacht auf Herzinfarkt von Norderney zum Festland. Aufgrund des Sturms mit Böen in Orkanstärke sowie heftigen Regen- und Hagelschauern war der Einsatz eines Hubschraubers nicht möglich.
Ansonsten überquerte das Tief Norddeutschland, ohne größere Schäden anzurichten. Es wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, und es kam zu Verkehrsunfällen, die aber glimpflich abliefen. "Gemessen an der Stärke des Windes war das absolut nichts", sagte ein Sprecher der Polizei in Kiel der Nachrichtenagentur dapd.
Über den Brocken war der Sturm am Dienstag mit Spitzen von 170 Stundenkilometern hinweg gefegt. Im sachsen-anhaltinischen Teil des Harzes rückten die Einsatzkräfte 60 mal wegen Sturmschäden aus. Auch im niedersächsischen Harz wütete Ulli und riss Bäume um, sodass zwei Bundesstraßen gesperrt werden mussten. Auf dem Zwickauer Hauptmarkt knickte der Weihnachtsbaum um. Der Baum fiel auf eine freie Fläche, sodass kein Schaden entstand.
Über die Hochlagen des Südwestens zog der Sturm mit bis zu 133 Stundenkilometern. Vor allem im Schwarzwald hinterließ Tief Ulli Schäden. Ein Mann erlitt schwere Verletzungen, als er in Haslach mit seinem Auto in eine auf der Straße liegende Tanne fuhr und in seinem Fahrzeug eingeklemmt wurde.
Nahe Ennepetal in Nordrhein-Westfalen konnte ein Regionalzug rechtzeitig bremsen, als ein Baum die Bahnstrecke versperrte. Rund 290 Fahrgäste mussten den Zug mit Unterstützung der Feuerwehr verlassen. Auf der Autobahn 44 in Höhe Bad Wünneberg kippte ein Lastwagen wegen starker Seitenwinde um. Der russische Staatszirkus sagte eine Vorstellung in Krefeld ab. Auch in Oberhausen wurde eine Aufführung in einem Theaterzelt verschoben.
Im hessischen Waldsolms fuhr ein 23-Jähriger am Dienstagabend mit seinem Auto in einen auf der Fahrbahn liegenden Baum und wurde schwer verletzt. Zwei seiner Mitfahrer erlitten leichte Verletzungen. Bei Korbach wurde ein Lastwagen von der Straße geweht. Die Bergung dauerte stundenlang. Bei dem Unfall entstand ein Sachschaden von rund 200.000 Euro.
Auch in Rheinland-Pfalz häuften sich am Dienstagabend die wetterbedingten Verkehrsbehinderungen. Die Autobahn 61 bei Alzey wurde für drei Stunden gesperrt, nachdem eine Böe den Anhänger eines Lastwagens abgerissen hatte. Menschen wurden nicht verletzt.
dapd