Berlin (dapd). Sozialverbände warnen vor einer wachsenden Armut in Deutschland. Sie forderten am Samstag die Bundesregierung zum Handeln auf. Außerdem müsse auf die Rente mit 67 verzichtet werden.

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Ulrike Mascher, sagte der Nachrichtenagentur dapd: "Eine echte Verbesserung der Arbeitsmarktsituation für Ältere ist nicht in Sicht." De facto sei die Rente mit 67 deshalb ein Rentenkürzungsprogramm.

Der Präsident des Sozialverbands Deutschland (SoVD), Adolf Bauer, sagte: "Die noch nicht absehbaren Folgen der Euro-Schuldenkrise werden die Rahmenbedingungen für den Kampf gegen die Armut verschlechtern." Bedrohlichere Formen werde insbesondere die Altersarmut annehmen.

Bauer fügte hinzu, die Rentnerhaushalte hätten bereits in den vergangenen Jahren real stark an Einkommen verloren. Auch die für 2012 angekündigte Rentenanpassung könne diese Kaufkraftverluste nicht auffangen.

Insbesondere für Langzeitarbeitslose, prekär Erwerbstätige und Niedriglohnbezieher steige das Armutsrisiko. Bauer betonte: "Denn sie erwerben nur geringe Rentenanwartschaften und haben nicht die Möglichkeit, privat vorzusorgen." Dazu komme der Einstieg in die Rente mit 67 am 1. Januar 2012.

Bauer kritisierte: "Danach gibt es die Rente ohne Abschläge stufenweise erst ab 67 Jahren. Dies ist nichts anderes als ein Rentenkürzungsprogramm, denn schon heute enden die meisten Erwerbsbiografien vor 65 Jahren." Aber auch die Armut von Kindern und Jugendlichen bleibe besorgniserregend.

Mascher betonte: "Vom Aufschwung am Arbeitsmarkt können längst nicht alle profitieren." So seien Menschen mit Behinderung und Ältere überproportional von Arbeitslosigkeit betroffen. Sie hätten "nur geringe Chancen, einen neuen Job zu finden".

Die VdK-Präsidentin fügte hinzu: "Dass die Armutsquote trotz der positiven Wirtschaftsentwicklung und der sinkenden Arbeitslosenzahlen nicht kleiner geworden ist, sollte die Politik aufrütteln." Es sei ein Zeichen dafür, dass immer mehr Menschen vom allgemeinen Aufschwung abgehängt blieben.

Mascher kritisierte: "Gerade was die Prävention von Altersarmut angeht, verschließt die Politik meiner Meinung nach noch viel zu fest die Augen. In Zeiten sich ausbreitender prekärer Beschäftigung mit Teilzeit-, Mini- oder Zeitarbeitsjobs und entsprechend niedriger Entlohnung sowie immer häufiger unterbrochener Erwerbsbiografien, das Ganze gekoppelt mit einem immer mehr sinkendem Rentenniveau, steuern wir auf ein großes Problem der Altersarmut in der Zukunft zu."

dapd