Berlin (dapd). Das ZDF-"heute-journal" wartet künftig im Internet mit zahlreichen Zusatzinformationen auf sein Publikum. Dafür können Zuschauer seit Dienstag über einen Web-Browser oder internetfähige TV-Geräte nicht nur das klassische 30-minütige Magazin zur Nachrichtenlage abrufen. In einem "heute journal plus" stellt die Redaktion nun auch weitere Inhalte zu den Themen der Sendung bereit - weitere Interviews, Links auf Veröffentlichungen im Netz sowie Erklärstücke aus dem Archiv.

"Für uns gibt es keinen Redaktionsschluss mehr", sagte die Leiterin des "heute-journals", Anne Reidt, am Dienstag bei der Präsentation ihres neuen Formats im Berliner Hauptstadtstudio des ZDF. Künftig würden Geschichten vielmehr "im Netz fortgeschrieben". Passiere nach Ausstrahlung der Sendung im Zweiten noch etwas, so werde die Sendung aktualisiert - mal mit neuen Videos, mal aber auch mit Web-Links zu neuen Berichten auf heute.de oder auch bei den Portalen von Verlagen.

"heute journal plus" funktioniert zunächst allerdings noch nicht im Live-Betrieb. Zuschauer kommen daher erst in den Genuss der weiteren Informationen, wenn sie die Sendung "auf Abruf" sehen. Dafür können sie diese über einen Internet-Browser auf einem Computer oder über ein sogenanntes Hybrid-Gerät ansteuern. Diese Fernseher sind mit dem Internet verbunden und bieten damit die Möglichkeit, neben dem klassischen TV-Signal über Antenne, Satellit oder Kabel auch Material aus dem Netz abzurufen. Gesteuert wird per Fernbedienung. Erst einmal nicht geplant ist laut ZDF eine App für Smartphones und handliche Tablet-Computer, die das "heute journal plus" darstellt.

Die Macher des "heute-journals" wollen ihren Zuschauern über ihre neue Online-Version auch einen Blick hinter die Kulissen gestatten. "Wir lassen uns jetzt in die Karten blicken und zeigen, dass unsere Sendung ein fließendes Etwas ist", sagte Moderator Claus Kleber in Berlin. Neben den Symbolen für Archivbeiträge, weitere Interviews und Artikel zu den laufenden Themen soll dafür gelegentlich auch eine Funktion aufblitzen, die "Schlüsselloch" heißt: Die Redaktion zeigt, wie sich die Moderatoren auf Gespräche vorbereiten und wie die Sendung im Laufe eines Nachrichtentages geplant wird.

Sendungschefin Reidt erklärte, ihre Redaktion werde "heute journal plus" stemmen müssen, ohne dabei auf neue Kollegen zurückgreifen zu können. "Wir bekommen nicht einen Mitarbeiter mehr, um dieses Modul zu füllen", sagte Reidt, die vor ihrem Wechsel an die Spitze des "heute-journals" im Sommer 2009 das Wiesbadener Studio des ZDF leitete und damit selbst Reporterin war. Zugleich zeige "heute journal plus" aber auch nur Material, das ohnehin produziert werde. Früher habe das "nicht in die Sendung gepasst". Das Internet biete dafür jetzt allerdings den ausreichenden Platz.

Die ARD arbeitet ebenfalls seit Jahren an einer Möglichkeit, ihre "Tagesschau" und "Tagesthemen" interaktiv zu präsentieren. Erste sogenannte Piloten sowohl für das Nachrichtenmagazin als auch für eine interaktive "20 Uhr" wurden in der Zentralredaktion ARD-aktuell in Hamburg bereits vor gut zwei Jahren entwickelt. Sie kamen jedoch nie zum Einsatz. Nach dapd-Informationen kommen diese Entwicklungen dem sehr nah, was das ZDF nun mit "heute journal plus" gestartet hat. Nur die Anbindung an soziale Netzwerke war nicht geplant. Das ZDF hat sein "heute journal plus" mit Facebook verknüpft.

Der Zweite Chefredakteur von ARD-aktuell, Thomas Hinrichs, sagte auf dapd-Anfrage nicht, ob diese Entwicklungen nun aus seinen Schubladen gezogen würden. Er wies stattdessen auf die App für Smartphones und Tablet-Computer sowie die Internetseite der "Tagesschau" hin. Dort seien die Sendungen bereits "exzellent" integriert. "Wir sind gut aufgestellt", sagte Hinrichs mit Blick auf das "heute journal plus".

("heute journal plus": http://heutejournalplus.zdf.de )

dapd