Berlin (dapd). Skeeter ist ein quirliges junges Ding, das Schriftstellerin werden will. Die College-Absolventin bewirbt sich beim Lokalblatt ihrer Heimatstadt und darf eine Haushalts-Kolumne schreiben. Weil Skeeter vom Putzen keine Ahnung hat, fragt sie das schwarze Dienstmädchen Aibileen um Rat - und hat eine zündende Idee. Sie will ein Buch mit Interviews jener schwarzen Hausmädchen veröffentlichen, die seit Generationen die Kinder der weißen Oberschicht erziehen. In den Südstaaten, zu Beginn der 60er-Jahre, ist dies jedoch ein nicht ungefährlicher Plan.

Der Film "The Help", der vom Rassismus unter Frauen erzählt, war im US-Kino ein Überraschungshit. Tatsächlich ist die Romanvorlage von Kathryn Stockett so gut ausgedacht, dass bei der Verfilmung nicht viel schief gehen konnte. Facettenreich schildert Regisseurin Tate Taylor das intime Mit- und Gegeneinander von Schwarz und Weiß im Mikrokosmos wohlhabender Haushalte. Die Nannys gehören zum Inventar und übernehmen oft die Rolle der "Biomütter" - die selbst von liebevollen schwarzen Kindermädchen aufgezogen wurden. Diese scheinbar gottgewollte Ordnung will die weiße Oberschicht tunlichst beibehalten.

Emma Stone und Viola Davis spielen die Hauptrollen

Es dauert, bis Skeeter die Nannys dazu bringt, aus dem Nähkästchen zu plaudern und in konspirativen Treffen die Nanny-Parallelwelt zu enthüllen. Erst als Hilly, die größte Zicke unter den "jungen weißen Ladys", ihr temperamentvolles Hausmädchen Minny feuert, weil es die Toilette der Weißen benutzt hat, lösen sich die Zungen.

In einer Nebenhandlung versucht Blondine Celia, die hochgeheiratet hat, in die gute Gesellschaft aufgenommen zu werden. Auch Skeeter, die zur Oberschicht gehört, wird ständig genötigt, sich einen Ehemann zu angeln. Und wo ist eigentlich ihre eigene geliebte Nanny, die spurlos aus dem Herrenhaus ihrer Familie verschwunden ist?

Emma Stone, die seit "Einfach zu haben" als kommender Star gilt, ist als intelligente und naive Skeeter erfrischend. Die wahre Heldin ist aber Viola Davis als Aibileen, die 17 weiße Kinder aufgezogen und ihren eigenen Sohn verloren hat. Aibileen und die anderen "guten Seelen" der weißen Haushalte, einerseits von den Kindern innig geliebt, andererseits rechtlos und oft drangsaliert, werden sich allmählich ihrer Situation bewusst. Doch da in Jackson, Mississippi, nicht nur die Gesetze die Rassentrennung zementieren, sondern auch der Ku-Klux-Klan sein Unwesen treibt, müssen die angehende Schriftstellerin und ihre Interviewpartnerinnen sehr vorsichtig sein.

Zickenkrieg und Soulfood

Außer einem giftigen Zickenkrieg aber passiert nichts Schlimmes. Stattdessen wird 146 Minuten lang ausgiebig und herzzerreißend der weibliche Gefühlswirrwarr zwischen Liebe, Abhängigkeit, Selbstwertgefühl, Arroganz und gesellschaftlichem Druck ausbuchstabiert. Dabei greift Regisseurin Taylor, selbst in Jackson aufgewachsen, furchtlos auf knallige Klischees zurück. Besonders Bryce Dallas Howard ist als Milly, die neben Cocktailpartys gerne Wohltätigkeitsveranstaltungen für "afrikanische Kinder" organisiert, eine wirklich grauenhafte Tussi, der man jeden Witz auf ihre Kosten herzlich gönnt.

So vermählen sich sentimentale und handfest aufklärerische Momente zu einem unterhaltsamen Feelgood- und Frauenfilm, der nicht besonders subtil ist, aber tolle Darstellerinnen hat und die richtigen Fragen stellt. Schwermut wird durch brachialhumorige Szenen aufgelockert, in denen sich die dienstbaren Geister an den weißen Nervensägen rächen.

Wie im Südstaaten-Klassiker "Die Farbe Lila" wird die schlechte alter Zeit mit viel hübschem Zuckerguss überzogen und plädiert für appetitliches "Soulfood": Es gibt keinen Konflikt, der sich nicht mit frittiertem Hühnchen beilegen ließe. Nur von geschenktem Schokokuchen sollten weiße Ladys lieber die Finger lassen.

("The Help", Tragikomödie, USA/Indien/Vereinigte Arabische Emirate 2011, 146 Minuten, FSK: keine Altersbeschränkung, Verleih: Walt Disney, Regie: Tate Taylor, Darsteller: Emma Stone, Viola Davis, Jessica Chastain, Bryce Dallas Howard, Sissy Spacek u.a.)

Kinostart: 8. Dezember 2011

dapd