Banjul (dapd). Die Bewegung für die Krönung des gambischen Präsidenten Jahya Jammeh zum König mag an Schwung verloren haben. An Siegesgewissheit hat der seit 17 Jahren herrschende Jammeh vor der Präsidentenwahl am Donnerstag aber nichts eingebüßt. Von sich behauptet der Amtsinhaber, er könne Aids und Unfruchtbarkeit heilen.

Vorsorglich hat der 46-Jährige schon einmal Amszeitbeschränkungen aus der Verfassung entfernen lassen. Seinen Anhängern versicherte er, weder eine Wahl noch ein Putsch könnten ihn von der Macht verdrängen. "Nur der allmächtige Allah, der es mir ermöglichte, 1994 in einem unblutigen Staatsstreich an die Macht zu kommen, könnte das tun", verkündete Jammeh schon vor Monaten vor jubelnden Anhängern. "Also ist jeder, der glaubt, die Opposition könnte bei den kommenden Wahlen gewinnen, ein Tagträumer", sinnierte er.

Die westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS beurteilt die politischen Bedingungen in Gambia als nicht zuträglich für freie und faire Wahlen. Am Mittwoch erklärte sie, "die Opposition und die Wähler sind durch Unterdrückung und Drohungen eingeschüchtert". Der regionale Zusammenschluss wird keine Wahlbeobachter entsenden. Statt dessen setzt er auf Zusammenarbeit mit der Regierung Gambias, "um faire Voraussetzungen für künftige Wahlen zu schaffen". Die Afrikanische Union, das Commonwealth und die Europäische Union entsandten Beobachter in das Land auf einem schmalen Küstenstreifen Westafrikas mit seinen zwei Millionen Einwohnern.

Der im US-Staat Ohio ansässige Gambia-Experte Prof. Abdoulaye Saine wies auf die verbreitete Apathie der Wähler hin. "Viele Gambier bleiben grundsätzlich zu Hause, weil sie Angst vor Gewalt haben. Sie sind aber auch desinteressiert, weil sie glauben, dass Jammeh gewinnt. Ich hoffe, dass die Wahl friedlich verlaufen wird und dass die Streitkräfte nicht wie in der Vergangenheit ausrücken werden, um die Leute einzuschüchtern", fügte er hinzu.

Die Anhänger des Präsidenten rechnen ihm hoch an, dass er die Infrastruktur in der ehemaligen britischen Kolonie verbessert habe. Straßen, Schulen und Krankenhäuser seien gebaut worden. Doch auf dem Human Development Index dieses Jahres rangiert Gambia immer noch auf Platz 168 unter 187 Ländern.

Amnesty International (AI) und andere Menschenrechtsorganisationen werfen der Regierung vor, in den vergangenen Jahren gegen Journalisten und Oppositionelle hart durchgegriffen zu haben. "Das ist ein Land und eine Bevölkerung im Griff der Angst", sagte Saine. "Leute, die sich gegen ihn wehren, werden oft ins Gefängnis gekarrt und gefoltert. Wenn sie herauskommen, sind sie an Körper und Seele gebrochen und sterben wenig später."

Auf seiner Website nennt sich der Präsident Seine Exzellenz Scheich Professor Alhadschi Dr. Yahya A.J.J. Jammeh. Der ehemalige Offizier hatte sich 1994 im Alter von 29 Jahren an die Macht geputscht. Er nennt das die "historische Revolution". Zwei Jahre später wurde er zum Präsidenten gewählt.

Jammeh hat eine derart unterwürfige junge Anhängerschaft um sich geschart, dass die Opposition ihm Einschüchterung vorwirft. Als Beleg gilt ein Poster mit dem Bekenntnis: "Wir werden ihn nicht nur wählen, wir sind bereit, für ihn zu sterben."

Der Spitzenkandidat der Opposition, Ousainou Darboe sagt dazu: "Was sie bezwecken, ist eine Atmosphäre der Angst zu schaffen, politische Spannungen anzuheizen mit dem Risiko, einen gewalttätige Wahlkampf zu provozieren." Der Sprecher der unabhängigen gambischen Wahlkommission, Joe Kolley, sagte, das Plakat könne auch "übersetzt werden als Ausdruck für die volle Unterstützung ihres Kandidaten".

Zweifelhafte Berühmtheit hatte Jammeh im Jahre 2007 erlangt: Damals gab er bekannt, eine Kur gegen Aids entwickelt zu haben, die aus einer Kräuterabreibung und Bananen bestehe. Er verbot Patienten die Einnahme antiretroviraler Medikamente und zog sich damit heftige Vorwürfe von Aktivisten zu. Vor einigen Monaten feierte er dann den vierten Jahrestag seines "Kräuter-Durchbruchs".

2009 zwang Jammeh 1.000 Menschen, die er beschuldigte, Hexen zu sein, eine unbekannte Flüssigkeit zu trinken. Einige bekamen schwere Nierenprobleme und zwei von ihnen starben, berichtete AI. In diesem Jahr behauptete er, Hunderte unfruchtbarer Frauen behandelt zu haben. Das sei keine gewöhnliche Medizin gewesen, sagte er, und eröffnete den Frauen, dass ihre Heilung letztendlich "vom Willen Gottes" abhänge. Obwohl er einen Doktortitel führt, besitzt er keine medizinische Zulassung.

Am Wahltag wollte Jammeh mit den beiden Oppositionskandidaten Darboe und Hamat Bah zusammentreffen. Viele glauben, dass die beiden sich selbst der größte Feind sind, weil sie keine Allianz gebildet haben. Das sagte Abdoulie Sey, Herausgeber einer mittlerweile verbotenen unabhängigen Zeitung. Es "wäre vielleicht ein positives Signal an viele apathische Wähler gewesen und hätte sie motiviert zu wählen", meinte Sey.

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