Los Angeles/Berlin (dapd). Michael Jacksons Leibarzt Conrad Murray ist von den Geschworenen der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen worden. Einige Fans sind erleichtert, dass damit die Frage, wie der King of Pop ums Leben kam, zumindest von gerichtlicher Seite beantwortet ist. Viele finden, dass ihrem Idol damit endlich Gerechtigkeit widerfahren ist. Andere wiederum glauben, dass Murray unschuldig ist.
Auf der offiziellen Website der 2009 verstorbenen Poplegende, www.michaeljackson.com, schreibt ein Nutzer, er glaube, dass Murray nicht für Jacksons Tod verantwortlich ist und dass Jackson "sehr enttäuscht und traurig" gewesen wäre über das Urteil. "Ich bin einer von Michael Jacksons größten Fans... aber Conrad Murray schuldig zu sprechen, wird ihn auch nicht wieder lebendig machen", schreibt "Invincible Man". Ein anderer Fan ist überzeugt, dass Jackson wütend wäre - aber nicht wegen des Urteils, sondern weil die von vielen Jackson-Fans mit großem Misstrauen beäugten Medien ihn "immer noch nicht in Frieden lassen".
Tatsächlich war das Interesse der Medien riesig an dem Prozess gegen den 58-Jährigen, der von Jackson für dessen Konzerttour im Jahr 2009 engagiert worden war. Murray war angeklagt, Jackson versehentlich eine tödliche Dosis des Betäubungsmittels Propofol verabreicht zu haben. Die Geschworenen - sieben Männer und fünf Frauen - hatten im Laufe des sechswöchigen Verfahrens 49 Zeugen gehört und 300 Beweisstücke vorgelegt bekommen. Am Ende waren sie überzeugt, dass Murray der fahrlässigen Tötung schuldig ist.
In seinem Schlussplädoyer hatte Murrays Anwalt die Staatsanwaltschaft und deren Zeugen angegriffen und erklärt, sie hätten Theorien entwickelt, die allein dem Arzt die Schuld an Jacksons Tod geben würden. Allerdings, sagte Verteidiger Ed Chernoff, habe sich der 50-jährige Jackson die tödliche Propofol-Dosis selbst verabreicht. Staatsanwalt David Walgren nannte die Handlungen des Arztes am Todestag bizarr. Er habe weder sofort den Notruf verständigt noch die Sanitäter über die regelmäßigen Propofol-Dosen für Jackson informiert. Murray hatte auf nicht schuldig plädiert, sich vor Gericht aber nicht geäußert.
Die Geschworenen brauchten etwa neun Stunden, um zu ihrem Urteil zu kommen. Murray wurde danach in Handschellen abgeführt und kam ohne die Möglichkeit einer Kaution bis zur Urteilsverkündung wieder in Haft.
Das Urteil fand unter anderen die Zustimmung von Jacksons Nachlassverwaltern John Branca und John McClain. Der Gerechtigkeit sei Genüge getan worden, teilten sie mit. Der Nutzer "Baddest" schreibt auf der michaeljackson.com zu den Kommentaren, in denen das Urteil gegen Murray kritisiert wird: "Ich frage mich, ob ihr auch das auch so beurteilen würdet, wenn das Opfer jemand aus eurer Familie gewesen wäre." "Tatummarie" schreibt nur: "Freunde bringen ihre Freunde nicht um."
Die Verantwortlichen des Michael Jackson Fan-Clubs JAM stellen sich die Frage, ob Murray tatsächlich ins Gefängnis muss - oder seine Strafe nicht vielleicht in Hausarrest umgewandelt wird, wie es in letzter Zeit immer häufiger geprüft werde. Sie mutmaßen zudem, dass Murray, der als Arzt möglicherweise keine Zukunft und darüber hinaus Schulden hat, aus der Sache Profit schlagen könnte.
Am 29. September wird das Strafmaß festgelegt. Murray drohen bis zu vier Jahre Haft und der Verlust seiner Zulassung.
Forum auf michaeljackson.com: http://url.dapd.de/tKYaaf
Mitteilung des Michael Jackson Estate: http://url.dapd.de/CBXO7c
Mitteilung des Michael Jackson Fan-Clubs JAM: http://url.dapd.de/yv7HJS
dapd