Hamburg (dapd). In seiner bekanntesten Rolle als Büroekel in "Stromberg" darf Christoph Maria Herbst seit 2004 sagen, was andere oft nur denken. Am Dienstag (8. November) um 22.15 Uhr startet die fünfte Staffel der ProSieben-Serie mit zehn neuen Folgen, in denen er als Bernd Stromberg mit unkoscheren Mitteln beruflich aufsteigt. Mit dapd-Korrespondentin Nadine Pilz sprach der 45-Jährige über juvenile Büro-Traumata, das Leben als "TV-Arschloch" und die Freiheit, fies zu sein.

dapd: Herr Herbst, wie lebt es sich mit dem Image als "beliebtestes Arschloch des deutschen Fernsehens"?

Herbst: Ausgesprochen gut. Reaktionen kommen schon, aber inzwischen sind sie überwiegend positiv. Die allermeisten erkennen mich allerdings gar nicht, wenn ich ohne diese "Dreitagebart-Frisur" im Supermarkt an der Kasse meinen Frühlingsquark kaufe.

dapd: Das war ja nicht immer so...

Herbst: Im ersten Jahr nach "Stromberg" wurden mir auch schon mal Prügel angeboten, und ich hab auch tatsächlich eine Ohrfeige in der Fußgängerzone kassiert - das war so ein kompletter Intelligenzabweichler, der hat das eben nicht verstanden, dass das keine Real-Life-Dokumentation über die Versicherungsbranche ist…

dapd: Was macht denn den Reiz an der Rolle des "Kotzbrockens" aus?

Herbst: Das Tolle ist ja, dass man sich als Humorist hinter der Figur verstecken kann. Die Rolle gibt mir die Freiheit, fies zu sein, politisch unkorrekt. Als Schauspieler kann ich mit Stromberg ja vieles sagen, was ich privat nicht sagen könnte, aber auch nicht denke. Was ja nicht heißt, dass es da draußen nicht andere Menschen gibt, die so denken. Das ist wie ein fleischgewordener Stammtisch: Für viele hat das schon so eine katalysatorische Funktion.

dapd: Welche Grenzen darf auch ein Stromberg nicht überschreiten?

Herbst: Stromberg darf erstmal alles, denn er ist Stromberg. Er ist gesetzt als Arschloch, als Ekel. Das ist ein Label, dem muss er gerecht werden.

dapd: Vor ihrer Schauspiellaufbahn haben Sie eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht, welche Erinnerungen haben Sie ans Bürodasein?

Herbst: In meiner Zeit als Azubi bei einer großen deutschen Bank habe ich einige Strombergs rumlaufen sehen, die da tatsächlich auch so mit Haarkranz und Klobrillenbart ihr Unwesen trieben. Damals ahnte ich zwar noch nicht, dass ich mal so jemanden spielen würde, aber die haben sich so traumatisch auf meine Festplatte gesetzt, da konnte ich einiges abarbeiten.

dapd: Bernd Stromberg ist für seine markigen Sprüche bekannt - Ihr Lieblingsspruch?

Herbst: Einer meiner Favoriten ist immer noch "Die Scheiße fließt von oben nach unten!" Aus der neuen Staffel gefällt mir auch: "Nicht dass wir uns falsch verstehen, ich respektiere Frauen - als Idee!"

dapd: Der Erfolg von "Stromberg" und die damit verbundene starke Identifizierung mit der Serie, ist das Fluch oder Segen?

Herbst: Die Serie hat mir viel mehr Türen geöffnet als verschlossen. Mir wird jetzt sicher nicht mehr der "Lord von Sussex" in einer Rosamunde-Pilcher-Verfilmung angeboten. Aber da ich den vorher schon nicht hätte spielen wollen, ist doch alles gut.

dapd: Ein "Stromberg"-Kinofilm ist schon lange im Gespräch, auch bereits eine sechste Staffel. Was können wir von Stromberg in Zukunft noch erwarten?

Herbst: Wir würden uns alle am meisten freuen, wenn wir tatsächlich einen "Stromberg"-Kinofilm drehen dürften. In der Bürohierarchie haben wir ja inzwischen vertikal und horizontal schon alle Richtungen ausprobiert. Vielleicht macht er ja noch 'ne Umschulung oder praktiziert als selbst ernannter Schönheitschirurg - ich trau' dem alles zu.

dapd