Essen.. Die Käfer sind los: Im ganzen Land sorgen derzeit Schwärme von kleinen Marienkäfern für große Verwunderung. Grund für die Käfer-Schwemme ist das mild-trockene Wetter der vergangenen Wochen.

Sie sind überall: In Schwärmen surren sie durch die Luft, krabbeln über Fensterbänke und Balkone, machen auch vor Wohnzimmer und Küche nicht Halt. „In diesem Jahr sind es tatsächlich mehr Marienkäfer als in vielen anderen Jahren“, sagt Naturschutzbund-Sprecher Thorsten Wiegers.

Besonders ungewöhnlich sei das aber nicht: „Die Käfer sind dabei, nach geeigneten Schlupflöchern für den Winter zu suchen oder sich für die Wanderung in wärmere Regionen Europas zu sammeln“, erklärt er. Das sei ganz normal um diese Jahreszeit. „Allerdings war es ein sehr gutes Marienkäfer-Jahr“, so der Experte. Das mild-warme Klima habe den rot-schwarzen Krabbeltierchen eine gute Nahrungsgrundlage in Form von Blattläusen beschert, so dass sich die Population gut entwickeln konnte. Deshalb werden sie zurzeit überall gesichtet.

Käfer hundertfach auf Balkonen

So hat der Nabu-Experte bei Spaziergängen in der Haard im Kreis Recklinghausen dutzendfach Marienkäfer im Laub entdeckt. In der Landeshauptstadt Düsseldorf wurden die Krabbeltiere gleich zu Hunderten auf Balkonen gesichtet. Und auch Bernhard Rüb, Sprecher der Landwirtschaftskammer NRW, kann die Käfer-Schwemme aus eigener Erfahrung bestätigen: „Über der Terrassentür in unserem Wohnzimmer haben wir einen eindeutigen Fund gemacht“, so der Fachmann. Dort hatte es sich eine Gruppe von 20 Käfern gemütlich gemacht.

Dem üblichen Marienkäfer-Bild entsprachen diese Tierchen jedoch nicht: „Das waren welche mit Migrationshintergrund“, erkannte Rüb sofort, „auch ohne Sprachtest“. Denn statt in einem markanten rot-orange mit (sieben) schwarzen Punkten, kamen die ungebetenen Gäste in unterschiedlichen Farben und mit auffallend vielen Tupfern daher: „Das sind asiatische Käfer“, erklärt der Experte.

Käfer aus Fernost importiert

Diese waren Ende der 90er Jahre aus Fernost nach Deutschland importiert worden, um in Gewächshäusern Schädlinge auf biologische Art zu bekämpfen. Vor einigen Jahren hatten sich die ersten Exemplare in die freie Natur abgesetzt und machen seitdem dem heimischen Siebenpunkt und seinen Kollegen Konkurrenz: „Vielerorts ist der Asiate bereits häufiger als die alteingesessenen Marienkäferarten“, weiß Rüb. Der Grund: „Er ist durchsetzungsfähiger.“ So gehe auch die derzeitige Käfer-Schwemme größtenteils auf das Konto des "Migranten aus Fernost".

Als „Plage“ aber will Nabu-Experte Wiegers das große Krabbeln nicht bezeichnen. Im Gegenteil: „Es ist viel Glück in der Luft“, sagt der Naturfreund. „Weder die heimischen noch die asiatischen Marienkäfer tun uns etwas zuleide. Sie werden ihrem Ruf als Glücksbringer gerecht, indem sie uns die Arbeit abnehmen: Durch ihre Vorliebe für Blattläuse sind sie gern gesehen bei Gartenfreunden.“

Vorsichtig vor die Tür setzen

In der Wohnung hingegen sind die kleinen Flügel-Tiere nicht so gern gesehen. Aber da wollen sie auch eigentlich gar nicht hin: „Sie gelangen auf ihrer Suche nach Hohlräumen, Nischen und Ritzen als Überwinterungsplatz eher versehentlich in die Wohnung“, so Wiegers. „Ich würde sie einfach vorsichtig aufnehmen oder auf ein Kehrblech nehmen und in den Garten setzen“, rät er unfreiwilligen Gastgebern. So hat es auch Rüb mit seiner 20-köpfigen Käfer-Gruppe gemacht: „Wir haben sie von Hand umgesiedelt.“

Ewig anhalten wird die Käfer-Schwemme sowieso nicht: „Noch sonnen sie sich und tanken Wärme“, weiß der Nabu-Experte. „Aber sobald es kälter wird, sind die Marienkäfer schnell verschwunden.“ Bis dahin sollte man ihnen die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres gönnen.

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