Berlin (dapd). Nicht nur die Euro-Rettung, sondern auch solide Geschäftszahlen geben den deutschen Unternehmen derzeit Schwung. Dabei konnten Anleger in den vergangenen sieben Wochen glänzend verdienen. Der DAX sprang von seinem Jahrestiefststand am 12. September von weniger als 5.000 Punkten auf mehr als 6.300 Punkte am Freitagmittag.

Auch in der kommenden Woche erwarten die Börsianer viele gute und wenige negative Nachrichten von den Schwergewichten der deutschen Industrie. Besonders die Autoindustrie dürfte mit den Zahlen von BMW, Audi und dem Lastwagenhersteller MAN positiv auffallen. BMW will dieses Jahr 1,6 Millionen und Audi 1,3 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Beide hatten ihre Absatzerwartungen zuletzt erhöht.

Europas größter Autohersteller Volkswagen hat am Donnerstag mit einem kräftigen Gewinnsprung vorgelegt. Zwischen Juli und Ende September verdienten die Wolfsburger satte sieben Milliarden Euro, mehr als dreimal so viel wie im gleichen Zeitraum in 2010. Gute Audi-Zahlen freuen VW außerdem, weil VW 99 Prozent der Anteile hält.

Nicht allen geht es so gut. Den Düsseldorfer Metro-Konzern plagen weiter Sorgen um seine Elektronikmärkte Media Markt und Saturn. Weiterhin können die beiden mit den viel niedrigeren Preisen im Internet oft nicht mithalten. Metro suchte dagegen zuletzt die Schuld in der Euro-Krise. "Zwar hat sich die Wirtschaft weiter erholt, aber die anhaltenden Sorgen um die Schuldenkrise in Europa belasten das Verbrauchervertrauen deutlich," ließ Metro-Chef Eckhard Cordes noch im August mitteilen.

Nun sagte er vor drei Wochen, dass er in einem Jahr seinen Hut nehmen werde. Nach der Verkündung der Quartalszahlen am kommenden Donnerstag muss er mit der Frage rechnen, ob er wirklich solange durchhalten wird. Vor knapp vier Jahren war Cordes mit Hilfe der Unternehmerfamilie Haniel an die Metro-Spitze berufen worden.

Insgesamt beurteilt der Handel seine Geschäftslage gegenwärtig mit gut, wie das Münchner Ifo-Institut jüngst mitteilte, auch wenn die Händler pessimistischer in die Zukunft blickten.

Zu den Sorgenkindern zählt auch die Commerzbank, die am kommenden Freitag mit ihren Zahlen den Reigen der berichtenden DAX-Werte ins Wochenende führen wird. Die Konkurrenz befürchtet, dass die Commerzbank einen dicken Verlust ausweisen könnte. Deutsche-Bank-Experte Alexander Hendricks, der sich mit der Commerzbank als Aktie beschäftigt, erwartet einen Verlust von rund 655 Millionen Euro. Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen seien schuld. Trotzdem empfiehlt er die Commerzbank mit einem Zwölfmonatsziel von 2,90 Euro je Aktie zum Kauf.

Insgesamt hat Deutschland die Euro-Krise bislang gut verkraftet: 41 Millionen Menschen haben Arbeit. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist so hoch wie lange nicht, wie die Nürnberger Arbeitsagentur ausgerechnet hat. Ihr BA-X Index, der seit 2005 die Nachfrage nach Arbeitskräften misst, erreichte mit 171 Punkten im September einen Rekordstand. Am Montag wird sich zeigen, ob der Index im Oktober weiter zulegen konnte. Besonders Zeitarbeitsfirmen suchen. Jedes dritte offene Angebot kommt aus diesem Bereich. Aber auch der Handel, das Baugewerbe und die Gastronomie suchen Unterstützung.

Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) rechnet für dieses Jahr mit einem gesamtwirtschaftlichen Wachstum von 2,9 Prozent. Für 2012 erwartet er ein langsameres Wachstum von nur einem Prozent. Dies sei aber "vorsichtig" geschätzt. Allzu gute Aussichten könnten sich nämlich bei der anstehenden Steuerschätzung auswirken. Zu gute Steuererwartungen könnten wiederum schnell zu große Begehrlichkeiten unter den Ministerkollegen im Kabinett führen. Und es soll doch gespart werden.

dapd