St. Pölten. Im Prozess um das Inzest-Drama von Amstetten ist Josef Fritzl in allen Anklagepunkten für schuldig befunden und zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt worden. Er hatte seine Tochter in einem Keller gefangen gehalten und sieben Kinder mit ihr gezeugt, von denen eins starb.
Im Inzest-Prozess ist Josef Fritzl zu einer lebenslänglichen Haftstrafe in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt verurteilt worden. Die acht Geschworenen am Landesgericht in Sankt Pölten entschieden am Donnerstag, dass Fritzl sich unter anderem des Inzestes, der Vergewaltigung und des Mordes durch Unterlassen schuldig gemacht habe. Fritzl kündigte an, er werde keine Rechtsmittel gegen die Entscheidung der Geschworenen einlegen. «Ich nehme das Urteil an», wiederholte er mehrmals.
Die Verurteilung des Inzest-Täters Josef Fritzl zu lebenslanger Haft und Einweisung in eine geschlossene Anstalt ist damit rechtskräftig. Staatsanwaltschaft und Verteidigung verzichteten auf Rechtsmittel, wie Justizsprecher nach dem Urteil mitteilten.
Anwalt sieht "logische Konsequenz" des Geständnisses
Fritzl habe das Urteil angenommen, sagte auch sein Verteidiger Rudolf Mayer. «Das Urteil war die logische Konsequenz seines Geständnisses», erklärte der Anwalt.
Gerichtssprecher Franz Cutka sagte, Fritzl habe das Urteil «ruhig und gefasst» aufgenommen. Nach dem «sehr strengen» Urteil würden Maßnahmen zur Suizidprävention ergriffen, sagte der stellvertretende Gefängnisdirektor Erich Huber-Günsthofer, ohne nähere Einzelheiten zu nennen. Nach einer nochmaligen Begutachtung werde entschieden, in welche Anstalt für geistig abnorme Straftäter er eingewiesen werde.
Entlassung nur theoeretisch möglich
Dass Fritzl jemals wieder auf freien Fuß kommen könnte, hält Cutka höchstens theoretisch für möglich. Dazu würde es zweier Voraussetzungen bedürfen, erklärte er: Zum einen müsste er als geheilt aus der Anstalt entlassen werden. Dann käme er in den normalen Strafvollzug, wo bei Lebenslang eine bedingte Entlassung frühestens nach 15 Jahren denkbar wäre. Darüber müsste ein Gericht entscheiden. «Theoretisch, glaube ich, wäre das möglich», sagte der Sprecher.
Der 73-jährige hatte seine Tochter 24 Jahre in einem Kellerverlies gefangen gehalten und sieben Kinder mit ihr gezeugt, von denen eines starb.
Fritzl: "Ich bereue aus ganzem Herzen"
Josef Fritzl, der im Prozess zuvor ein volles Geständnis abgelegt hatte, sagte in seinem Schlusswort: «Ich bereue es aus ganzem Herzen, was ich meiner Familie angetan habe.»
Zum Abschluss des Prozesses um das Inzest-Drama von Amstetten hat sich zum ersten Mal öffentlich die Tochter Elisabeth zu Wort gemeldet. Über ihre Anwältin ließ sie am Donnerstag erklären, sie wünsche, dass ihr Vater Josef Fritzl bis zu seinem Tod nicht mehr in Freiheit kommt. Die Staatsanwältin hatte in ihrem Plädoyer die Höchststrafe für den 73-Jährigen gefordert, der Verteidiger verneinte den Mordvorwurf.
Staatsanwältin: Einlassung war kein Geständnis
Staatsanwältin Christiane Burkheiser sagte, Fritzl habe seine Tochter in völlige Abhängigkeit gebracht, was Sklaverei sei. Auch der Mord an Michael sei eindeutig. «Jeder Laie hätte feststellen können, dass dieses Kind mit dem Tode ringt. Da kann man nicht mehr von fahrlässiger Tötung sprechen.» Die Einlassung von Fritzl sei kein Geständnis gewesen. Er habe eine «unglaubliche manipulative Fähigkeit». «Jetzt hat der Angeklagte tatsächlich sein wahres Gesicht gezeigt, in dem er die Leichtgläubigkeit der Menschen ausnutzt», sagte Burkheiser.
Dagegen sagte Verteidiger Rudolf Mayer, «von einer Täuschung kann überhaupt keine Rede sein». Er bestätigte, dass Elisabeth beim nicht-öffentlichen Teil der Verhandlung auf den Zuschauerbänken saß und nannte dies einen geschickten Schachzug des Gerichts. «In der letzten Stunde hat mein Mandant gemerkt, dass die Elisabeth dort sitzt.» Angesichts der Videobänder und der persönlichen Anwesenheit seiner Tochter sei er zusammengebrochen und habe sich zum Geständnis entschlossen. «Er war erschüttert.»
Fritzl zeigt Reue
In seinem Schlusswort bekundete Fritzl Reue. «Ich bereue es aus ganzem Herzen, was ich meiner Familie angetan habe», zitierte ihn die österreichische Nachrichtenagentur APA. «Ich kann es leider nicht mehr gut machen. Ich kann nur schauen, den Schaden nach Möglichkeit zu begrenzen.» Der 73-Jährige hatte seine Tochter Elisabeth 24 Jahre lang im Keller seines Hauses eingekerkert, vergewaltigt und sieben Kinder mit ihr gezeugt, von denen eines kurz nach der Geburt starb.