Brüssel (dapd). Die EU hat sich am Mittwoch auf Regeln zur Rekapitalisierung von Banken geeinigt, um einen Finanzmarktkollaps durch die Schuldenkrise zu verhindern: Alle systemrelevanten Institute müssen bis Ende Juni kommenden Jahres ihre Kernkapitalquote auf neun Prozent anheben, wie der polnische Ministerpräsident und amtierende EU-Ratschef Donald Tusk nach dem EU-Gipfel am Mittwoch in Brüssel verkündete. Geschehen soll dies in drei Schritten: Erst über den Markt, dann über die Regierungen - und wenn diese dadurch überfordert wären - durch Kredite des Eurorettungsfonds EFSF.

In Kraft treten sollen die Regeln zur Bankenrekapitalisierung erst, wenn sich der Euro-Gipfel auf ein Gesamtpaket zur Eindämmung der Schuldenkrise geeinigt hat. Für Deutschland gehen Experten von einem Rekapitalisierungsbedarf von sechs Milliarden Euro aus, den fast alle Banken decken können. Für diejenigen, die es nicht schaffen, kann der Bankenschirm Soffin reaktiviert werden. In der Zeit, in der die Banken ihre Kapitalpuffer ausbauen, sollen sie keine Boni und Dividenden auszahlen, heißt es in einer gemeinsame Erklärung der EU-Regierungschefs.

Die neun Prozent Kernkapitalquote müssen gemessen gegenüber der Bilanz des zurückliegendes Septembers angehoben werden. Dafür müssen alle Anleihen zum Marktwert berechnet werden. Mit dem Rückgriff auf die zurückliegende Bilanz soll verhindert werden, dass die Banken ihre Anleihen nun abstoßen, um ihren Rekapitalisierungsbedarf zu senken. Der genaue Bedarf aller systemrelevanten Banken Europas wurde am Sonntag noch nicht formell festgelegt. Aus EU-Diplomatenkreisen hieß es, die Zahl liege bei etwas mehr als 100 Milliarden Euro.

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