Misrata (dapd). Der ehemalige libysche Machthaber Muammar al Gaddafi ist in Libyen an einem geheimen Ort beerdigt worden. Gaddafi sei bei Sonnenaufgang gemeinsam mit seinem Sohn Muatassim und dem früheren Verteidigungsminister Abu Bakr Junis beigesetzt worden, teilte der Sprecher der Streitkräfte, Ibrahim Beitalmal, mit. Das Grab befinde sich "in der Nähe" der Stadt Misrata.

Während der Beisetzung um 5.00 Uhr morgens (Ortszeit) wurden den Angaben zufolge von einem islamischen Geistlichen, einem Neffen Gaddafis und Söhnen von Junis Gebete verlesen. Zuvor waren die Leichen nach islamischer Tradition gewaschen worden. Bereits am Montag hatte Beitalmal angekündigt, Gaddafi werde an einem geheimen Ort beigesetzt, um das Grab vor Vandalismus zu schützen und andererseits zu verhindern, dass es zu einer Pilgerstätte für Anhänger des früheren Machthabers werde.

Die drei Leichen wurden zuvor vier Tage lang in einer Kühlkammer in einem Einkaufszentrum in Misrata aufgebahrt. Gaddafi und sein Sohn waren am Donnerstag in der Nähe seiner Heimatstadt Sirte gefasst worden, als sie versuchten, in einem Konvoi aus der Stadt zu fliehen, der dann von NATO-Flugzeugen angegriffen wurde.

Videoaufnahmen zeigen, wie der ehemalige Machthaber von einer Menschenmenge geschlagen wurde. Die Gefangenen kamen wenig später unter bisher ungeklärten Umständen ums Leben. Der Übergangsrat hat eine Untersuchung angekündigt. Zudem soll internationalen Organisationen, die sich die Begräbnisstätte ansehen wollen, Zugang gewährt werden, wie Beitalmal sagte.

Unterdessen soll der vom Internationalen Strafgerichtshof gesuchte Sohn des früheren libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi, Saif al Islam, auf dem Weg nach Niger sein. Ein ranghohes Mitglied der Tuareg, Rissa ag Boula, sagte der Nachrichtenagentur AP am Dienstag, Saif al Islam wolle offenbar über Algerien ins Land kommen. Er werde dabei von Tuareg geleitet, die zu den größten Anhängern Gaddafis zählten.

"Wenn er hier ankommt, wird ihn die Regierung anerkennen. Allerdings muss die Regierung auch ihren internationalen Pflichten Rechnung tragen", erklärte Boula mit Blick auf den vom Internationalen Strafgerichtshof Gesuchten.

Bereits im September war ein weiterer Sohn des Exmachthabers, Al Saadi Gaddafi, nach Niger geflüchtet. Die Regierung des westafrikanischen Landes hat erklärt, Mitglieder des Gaddafi-Regimes würden ohne Garantien für ihre Sicherheit nicht an Libyen ausgeliefert.

Unterdessen bestätigte ein Sprecher des Übergangsrates am Dienstag, dass es am Montag eine Explosion in einem Treibstofflager bei Sirte gab. Es habe Verletzte gegeben, und die Explosion werde als Unfall gewertet. Der Vorfall werde untersucht. Zuvor hatte eine Mitarbeiterin von Human Rights Watch angegeben, sie habe eine schwarze Rauchwolke über der Stadt aufsteigen sehen.

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