Schwerin (dapd). Bei der Wahl zum Ministerpräsidenten im Schweriner Landtag hat NPD-Fraktionschef Udo Pastörs am Dienstag überraschend eine Stimme aus einer der anderen Fraktionen bekommen. Obwohl nur fünf Parlamentarier für die rechtsextreme NPD im Landtag sitzen, erhielt Pastörs sechs Stimmen. Pastörs war als Gegenkandidat zu Regierungschef Erwin Sellering (SPD) angetreten, der in seinem Amt bestätigt wurde.

Sellering sagte der Nachrichtenagentur dapd zu Pastörs Wahlergebnis: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das eine ernsthafte, willentliche Entscheidung war." Er glaube an ein Versehen. In den vergangenen Jahren sei es kein einziges Mal vorgekommen, dass die NPD eine zusätzliche Stimme erhalten habe. "Ich gehe davon aus, dass die NPD auch in Zukunft immer auf die fünf Stimmen zurückgewiesen wird", sagte Sellering.

Auch der frisch vereidigte Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) sagte, er halte ein Versehen für möglich. "Vielleicht hat einer der Neuen den Stimmzettel nicht richtig gelesen", mutmaßte Glawe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd.

"Vorsichtig bei der Bewertung" wollte der neue Bildungsminister Mathias Brodkorb (SPD) sein. Natürlich sei es "nicht gut", dass Pastörs eine zusätzliche Stimme bekommen habe. Doch wichtig sei nun, ob sich auch bei künftigen Abstimmungen im Landtag Stimmen aus dem demokratischen Lager für die NPD fänden. "Selbst wenn, ist das kein Beinbruch", sagte Brodkorb. "Das heißt ja immer noch, dass von 66 Abgeordneten 65 eine gerade Richtung haben."

Die Fraktionsmitglieder der NPD hatten nach der Vereidigung Sellerings demonstrativ nicht geklatscht. Sie redeten untereinander und liefen umher. Zur Ernennung der acht Minister verließen sie geschlossen den Saal.

dapd