Münster/Olfen (dapd-nrw). Archäologen im Münsterland freuen sich über einen seltenen Fund aus der Römerzeit. Knapp 2.000 Jahre lagen die Überreste eines alten Militärlagers im Erdboden bei Olfen (Kreis Coesfeld), ehe sie in diesem Jahr von Wissenschaftlern des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) entdeckt wurden. LWL-Direktor Wolfgang Kirsch sprach am Dienstag in Münster von einem "Sensationsfund für die Römerforschung in Westfalen".

Bei der Anlage aus der Zeit des Kaisers Augustus handelt es sich Angaben zufolge um ein mehr als fünf Hektar großes Versorgungs- und Militärlager, mit dem die Römer den Fluss-Übergang über die Lippe kontrollierten. Sie gilt als wichtige logistische Landmarke im Römischen Reich. Vermutlich wurde dort der Nachschub für die Versorgung der etwa 20 Kilometer entfernten Militärlager in Beckinghausen und Oberaden gehortet.

Im Boden fanden die Archäologen Keramik, Münzen und Gewandspangen. Außerdem wiesen sie einen Graben rund um das Lager sowie eine Holzmauer nach, mit der die knapp 1.000 stationierten Legionäre vor Angriffen geschützt wurden.

LWL-Direktor Kirsch frohlockte: "Dieses Römerlager suchen die Archäologen seit mehr als 100 Jahren, es ist das fehlende Glied in der Kette römischer Militärlager an der Lippe." Der letzte vergleichbare Fund liegt weit zurück. 1968 wurde in Anreppen an der Lippe ein fest ausgebautes, winterfestes Römerlager entdeckt.

Vermutet hatten die Archäologen schon lange ein Lager in der Region. Bereits 1890 wurde ganz in der Nähe ein römischer Bronzehelm entdeckt. Bei der Suche kamen nun Luftbildaufnahmen und Metalldetektoren zum Einsatz.

Anhand der Fundstücke gelang den Wissenschaftlern eine exakte Datierung. So soll die im Vergleich zu anderen römischen Lippelagern mit einer Ausdehnung von knapp 230 mal 250 Metern eher kleinere Anlage von 11 bis 7 vor Christus bestanden haben, ehe die Römer sie aufgaben.

Für die Archäologen bedeutet der Sensationsfund eine Menge Arbeit. Die Erforschung des Lagers werde wahrscheinlich einige Jahrzehnte in Anspruch nehmen, sagte LWL-Chefarchäologe Michael Rind.

dapd