Kabul (dapd). Der afghanische Präsident Hamid Karsai ist auf Schmusekurs zu Pakistan gegangen: Sollte es jemals zu einem Krieg zwischen Pakistan und den USA kommen, würde Afghanistan seinem östlichen Nachbarn zur Seite stehen, sagte er in einem am Samstag ausgestrahlten Interview mit dem privaten Fernsehender GEO in Pakistan. Dieses Szenario ist zwar recht unwahrscheinlich, dennoch überraschten Karsais Äußerungen nach diversen Spannungen mit dem Nachbarland und dem Schulterschluss Karsais mit US-Außenministerin Hillary Clinton vor wenigen Tagen.

"Sollte Pakistan angegriffen werden und das pakistanische Volk die Hilfe Afghanistans benötigen, wird Afghanistan bei euch sein", sagte Karsai in dem Interview. Bei einem Treffen mit Clinton in Kabul vor wenigen Tagen hatte Karsai harsche Kritik an Pakistan geübt. Die USA und Afghanistan haben Pakistan wiederholt vorgeworfen, Terrorgruppen zu beherbergen, die in Afghanistan Anschläge verüben.

Doch nun schlug Karsai einen ganz anderen Ton an: Afghanistan stehe in der Schuld des Nachbarlandes, schließlich habe Pakistan über Jahre hinweg Millionen afghanische Flüchtlinge aufgenommen. Kabul werde sich von keiner Nation, sei es nun die USA, Indien, Russland, China oder eine andere, einen politischen Kurs diktieren lassen. Bei einem Angriff auf Pakistan werde Afghanistan seinem "Bruder" beiseite stehen, sagte Karsai: "Afghanistan wird niemals seinen Bruder hintergehen."

Am Sonntag kam bei einem Anschlag im Süden Afghanistans ein NATO-Soldat ums Leben, am Vortag starb einer im Osten des Landes. Damit ist die Zahl der Todesopfer unter den NATO-Soldaten seit(Bild) Jahresbeginn auf 473 gestiegen.

In der Provinz Herat im Westen des Landes kamen fünf Dorfbewohner ums Leben, als sie eine von den Taliban am Straßenrand platzierte Bombe entfernen wollten, wie ein Provinzsprecher am Sonntag mitteilte. Die Dorfbewohner hatten den Angaben zufolge sechs solcher Minen gefunden, aber nicht die Behörden informiert, sondern versucht, sie selbst zu entfernen.

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