Wiesbaden (dapd-hes). Die Frauen in der Union streiten weiter über eine Frauenquote in Führungspositionen der Wirtschaft. Die Frauen-Union forderte am Samstag auf ihrem Bundesdelegiertentreffen in Wiesbaden eine gesetzliche Quote von 30 Prozent in Aufsichtsräten ab 2018. "Wir Frauen sind im Aufwind", sie bräuchten aber auch "gleiche Chancen und gleichen Lohn", betonte die Vorsitzende der Frauen-Union, Maria Böhmer. CDU-Chefin, Bundeskanzlerin Angela Merkel, stellte sich dagegen hinter den Vorschlag von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) für eine flexible Frauenquote.

Starke Frauen übernähmen zunehmend "Verantwortung und das Ruder im Land", sagte Böhmer. Trotzdem seien noch immer 97 Prozent der Unternehmensvorstände Männer und nur 12 Prozent der Aufsichtsratsmitglieder der 160 börsennotierten Unternehmen Frauen. Das müsse sich ändern, betonte Böhmer. Da 2013 zahlreiche Aufsichtsratspositionen neu besetzt würden, müsse es bis dahin ein Gesetz für eine Frauenquote geben. "Wir können auf eine gesetzliche Quote nicht verzichten", betonte Böhmer.

Die Frauen-Union fordert deshalb einen gesetzlichen Stufenplan mit einer sofortigen Quote von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten und einer langfristigen von 40 Prozent. Für die Vorstände reiche zunächst eine Flexi-Quote, auch hier müsse aber langfristig Gleichberechtigung herrschen. Die Unternehmen seien zunächst gefordert, selbst zu handeln. Geschehe dies aber nicht, müsse die gesetzliche Quote greifen.

"Frauen können in unserer Gesellschaft noch sehr viel mehr leisten, man muss sie nur lassen", sagte Merkel. Sie werde sich dafür einsetzen, "dass sie das auch können", versprach sie den rund 350 Delegierten. Gleichzeitig stellte sich Merkel aber auch hinter die Flexi-Quote: "Ich unterstütze die Bemühungen Schröders, hier voranzukommen und Druck zu machen, und trotzdem den Unternehmen die nötige Flexibilität zu lassen", sagte Merkel.

Schröder selbst verteidigte ihr geplantes Gesetz zur Verpflichtung zur Flexi-Quote: "Wir reden hier nicht über Freiwilligkeit, sondern über gesetzlich geregelte Pflichten", betonte sie. Das sei nicht vergleichbar mit der "windelweichen Selbstverpflichtung von 2001", die sich "als Rohrkrepierer" erwiesen habe. Für den Fall, dass sich die Unternehmen nicht bewegten, seien Sanktionen vorgesehen.

Wer wirklich Frauen fördern wolle, müsse Leistung anders definieren und Arbeitsabläufe anders organisieren. "Wir brauchen den Abschied von der Präsenzkultur", sagte Schröder. In einem Präsenzsystem hätten Mütter mit kleinen Kindern keine Chance. Es brauche deshalb auch "eine Kultur des Respekts vor familiärer Verantwortung" in den Unternehmen.

Streit könnte es auf dem Bundesparteitag auch um das geplante Betreuungsgeld geben: Die Frauen-Union fordert, das Betreuungsgeld gezielter den Müttern für den Beruflichen Wiedereinstieg, die Rentenvorsorge oder für eine ergänzende Pflegeversicherung zukommen zu lassen. Deshalb solle das Betreuungsgeld nicht bar ausgezahlt werden, damit das Geld "nicht in der Haushaltskasse versickert", sagte Böhmer. Am Elterngeld dürfe dagegen nicht gerüttelt werden.

Weiter fordert die Frauen-Union ein Entgeltgleichheitsgesetz, einen Rechtsanspruch auf die Rückkehr zur ursprünglichen Vertragsarbeitzeit nach einer Familienpause und eine Wiedereinstiegs-Partnerzeit. Dabei soll Partnern von Berufs-Wiedereinsteigerinnen die Möglichkeit gegeben werden, ihre Arbeitszeit zu reduzieren.

dapd