Berlin (dapd). Glassplitter in der Cola, Schimmelpilze in der Pasta, Haare in der Soße: Da viele gesundheitsgefährdende und ekelige Nahrungsmittel auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind, wurde am Freitag die Internetseite "lebensmittelwarnung.de" gestartet. Bei dem Portal können sich Verbraucher über alle Verzehrwarnungen der Bundesländer zentral informieren.

Lebensmittelwarnungen werden dann ausgesprochen, wenn ein Unternehmen selbst vor dem Verzehr eines Produktes warnt oder eine Landesbehörde ein Produkt beanstandet. In den meisten Fällen sind es leicht verderbliche Waren wie Fleisch oder Käse, auf die Verbraucher hingewiesen werden müssen. Aber auch andere Milchprodukte sowie Getränke aus Glasflaschen sind für viele der Meldungen verantwortlich.

"Mit der neuen Internetseite erreichen wir eine Transparenz in der Lebensmittelkontrolle, die es so in Deutschland bislang nicht gegeben hat", sagte Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) am Freitag in Berlin. "Es wird jetzt schneller, umfassender und aus erster Hand informiert."

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch kritisierte das Projekt der Ministerin. Statt einer Internetseite müsse ein Bundesgesetz die verantwortlichen Landesbehörden zu mehr Einheitlichkeit bei der Bewertung von Lebensmitteln zwingen, beklagte Anne Markwardt von Foodwatch. "Es ist absurd, dass weiterhin manche Bundesländer vor Produkten warnen, während andere Länder dieselben Informationen für sich behalten."

Ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums bezeichnete den Vorwurf als "völlig abwegig". Die Kriterien für Lebensmittelwarnungen seien in Deutschland klar und einheitlich geregelt.

Unterstützung erhielt das Ministerium vom Koalitionspartner. "Das Portal verbessert die Verbraucherinformation", sagte die FDP-Abgeordnete Christel Happach-Kasan.

Der Deutsche Bauernverband lobte, die Initiative sei zwar richtig. Dennoch müssten Bund und Länder falsche Warnmeldungen dringend vermeiden. "In der Vergangenheit blieben die Landwirte immer wieder auf großen Teilen des entstandenen Schadens sitzen", teilte der Verband mit.

Der SPD-Politiker Ulrich Kelber warf Aigner vor, dass sie erst nach den EHEC- und Dioxin-Skandalen aktiv geworden sei. Bereits im Februar vergangenen Jahres habe die SPD eine solche Internetseite gefordert. Damals habe die Verbraucherschutzministerin noch "wortreich abgelehnt".

Die Linke-Abgeordnete Karin Binder sieht den Mehrwert der Internetseite bei "nahe Null". "Nicht einmal eine Suchfunktion ist vorgesehen." Ob Lebensmittelwarnungen die Verbraucher wirklich erreichten, sei auch künftig fraglich.

dapd