Essen (dapd-nrw). Bei der Bewältigung des Strukturwandels sollte das Ruhrgebiet aus Expertensicht auf mehr freiwillige Kooperation seiner Städte setzen. Das empfiehlt eine am Freitag in Essen vorgestellte Studie des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Zentralismus sei dagegen angesichts der Vielschichtigkeit des Ballungsraum keine durchgehende Lösung.

Der Studie zufolge ist das Ruhrgebiet wirtschaftlich sehr uneinheitlich aufgestellt. Wirtschaftskraft und Arbeitslosenquoten der Städte weichen zum Teil stark voneinander ab. In Essen beispielsweise sind die realen Bruttolöhne der Arbeitnehmer um rund ein Drittel höher als in Bottrop.

Dagegen stelle der Bevölkerungsrückgang das Revier vor ein einheitliches Problem, das eine Zusammenarbeit der gesamten Region für bessere Rahmenbedingungen sinnvoll mache, heißt es in der Studie. So müsse es langfristig zu mehr Zuzügen von Menschen aus anderen Gebieten kommen. Auch eine gemeinsame Vermarktung der Museen oder Kooperationen bei Bildungs- und Sozialeinrichtungen seien ratsam.

Bei der Lösung wirtschaftlicher Probleme setzt die RWI-Studie wegen der zum Teil erheblichen Unterschiede auf differenzierte Lösungen in den Teilregionen. So könnten etwa Städte, die von Bergwerks-Stilllegungen besonders stark betroffen sind, gemeinsam strukturpolitische Lösungen angehen.

Auch der Initiativkreis Ruhr (IR), ein Zusammenschluss von 70 Unternehmen der Region und mit der RAG-Stiftung Auftraggeber der Studie, rief die Region zu mehr Zusammenarbeit auf: "Wir müssen alte Grenzen ignorieren und enger kooperieren", sagte IR-Moderator Bodo Hombach. Im Ruhrgebiet gebe es bislang zu viel "Rivalität" nach dem Motto: "Wenn der eine das hat, will ich das auch." Als Folge dieser Haltung könne in vielen Fällen nur "Mittelmaß" herauskommen.

Der Vorstandschef der RAG-Stiftung, Wilhelm Bonse-Geuking, warnte vor einem Ausbluten der Region. "Mehr gute Leute ziehen von hier weg, als dass sie zu uns kommen", stellte er fest. "Das müssen wir ändern." Dazu müsse das Revier aber interessanter für Investoren werden und mehr attraktiven Wohnraum für junge Familien schaffen.

dapd