Köln (dapd). Der frühere Linkspartei-Vorsitzende Oskar Lafontaine hält angesichts der Euro-Krise und der Macht der Banken einen Systemwechsel für unausweichlich. Viele meinten, wer dies fordere, sei politisch nicht akzeptabel. Er glaube, "wer angesichts der heutigen Bankenwelt den Systemwechsel nicht fordert, der hat nichts verstanden", sagte Lafontaine zum Auftakt des Bundesparteitags der Linken am Freitag im Deutschlandfunk.

"Denn die heutige Bankenwelt ist so aufgebaut, dass sie eben zu millionenfacher Arbeitslosigkeit führt bis hin auch zum Hungertod, und man muss eben den Systemwechsel durchführen." Nötig sei ein anderes Geldsystem, sonst ließen sich die Probleme nicht lösen, sagte Lafontaine, der derzeit die Linksfraktion im Saarland anführt. "Wir sind verpflichtet, eine andere Finanzwelt zu errichten, eine demokratische Finanzwelt, und deswegen heißt unsere Parole, Sparkassen statt Zockerbuden."

In der Finanzwelt würden "schamlose Geschäfte" gemacht. Es würden Boni und Gewinne kassiert, und sobald irgendetwas schiefgehe, würden die Milliardenlasten den Steuerzahlern aufgebürdet. "Dieses grässliche Spiel, dieses grausame Spiel muss beendet werden." Nach Ansicht Lafontaines handelt es sich um "eine große Krise der Demokratie". Die Parlamente hinkten den Finanzmärkten hilflos hinterher und fänden kein Konzept, die Finanzindustrie zu bändigen. "Die Linke sagt klar, wir müssen uns von der Diktatur der Finanzmärkte befreien."

Auf die Frage, ob das Programm der Linken, das an diesem Wochenende auf dem Bundesparteitag in Erfurt beschlossen werden soll, ein Ende der Flügelkämpfe bedeuten werde, antwortete Lafontaine, es wäre "kühn, das zu behaupten". In Parteien gebe es immer "eine lebendige Diskussion" und unterschiedliche Akzentsetzungen. Gleichwohl sprach Lafontaine mit Blick auf die zurückliegenden Monate von "überflüssigen Diskussionen" um Themen, die die Wähler nicht interessierten. Um die Zustimmung der Wähler zurückzugewinnen, müsse sich die Linke mit zentralen Themen befassen, und das seien die Bewältigung der Finanzkrise und die Bewältigung der Demokratiekrise.

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