Bad Salzuflen/Köln (dapd-nrw). Nach dem Tod einer 13-Jährigen in Bad Salzuflen (Kreis Lippe) hat die Deutsche Kinderhilfe verpflichtende Schutzimpfungen für Kinder gefordert. Die laxe deutsche Impfpraxis verhindere die Ausrottung der Masern und fordere Todesopfer, mahnte die Kinderhilfe in Berlin am Donnerstag. Das Mädchen aus Ostwestfalen war in der vergangenen Woche an den Folgen einer Masernerkrankung im Säuglingsalter gestorben. Einen ähnlichen Fall gab es bereits im März in Bayern.

Die Kinderhilfe will angesichts der Todesfälle eine Impfpflicht radikal durchsetzen. So sollen Kitas und Schulen nach den Vorstellungen der Kinderschützer nur noch Kinder aufnehmen dürfen, die einen Impfschutz vorweisen können.

Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in Köln rief die Bevölkerung dazu auf, den Impfschutz zu verbessern. Vor allem wer Kontakt mit Säuglingen habe, solle sich unbedingt gegen Masern schützen, erklärte der Ärzteverband. Denn Säuglinge könnten noch nicht selbst geimpft werden. Dabei sei bei ihnen die Gefahr von Folgeerkrankungen wie chronischen Entzündungen des Gehirn besonders groß, hieß es.

Besonders wichtig sei die Impfung auch für junge Erwachsene mit Kinderwunsch. "Wir wissen, dass eine Maserninfektion ein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten birgt", sagte Martin Terhardt vom Ärzteverband. Daher sollten Hausärzte und Gynäkologen junge Erwachsene bei jedem Praxisbesuch auf die Impfung ansprechen. Denn das traurige Beispiel der 13-Jährigen aus Bad Salzuflen zeige, dass eine Masernerkrankung im ersten Lebensjahr auch Jahre später noch tödlich enden könne.

Das Mädchen hatte sich als Baby in einer Arztpraxis bei einem Elfjährigen angesteckt, der nicht gegen Masern geimpft war. Vor drei Jahren war als Spätfolge eine Gehirnentzündung aufgetreten, die als unheilbar gilt. Neben dem Mädchen hatten sich damals sechs weitere Kinder in der Praxis angesteckt, davon drei Säuglinge. Bei zweien dieser Kinder wurde später eine Gehirnentzündung festgestellt.

dapd