Berlin (dapd). Neue Investitionen und neue Stellen zeugen vom Optimismus der deutschen Unternehmen für das kommende Jahr. Trotz Schuldenkrise sei der Blick positiv, erklärte der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) am Mittwoch in Berlin unter Berufung auf die DIHK-Konjunkturumfrage. 2012 erwartet der Verband ein Wirtschaftswachstum von einem Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen geht demnach trotzdem zurück, und zwar um 150.000 auf 2,8 Millionen.

"84 Prozent der Unternehmen erwarten eine relativ stabile oder gar bessere Situation im Jahr 2012", sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben. Vor allem die Binnenbranchen seien zufrieden, während die Exporterwartungen der Wirtschaft im Herbst 2011 deutlich zurückgegangen seien. "Die Weltkonjunktur hat ihren Höhepunkt überschritten", erklärte Wansleben. Die deutschen Unternehmen seien aber nicht von einzelnen Märkten abhängig, aufstrebende Regionen stützten die Exporte.

Auf dem Arbeitsmarkt sieht der DIHK eine weiterhin günstige Beschäftigungslage. Für 2012 rechnet der Verband mit einem Jahresdurchschnitt von 2,97 Millionen Arbeitslosen, im kommenden Jahr sollen es noch 2,82 Millionen sein. "Inzwischen ist mehr als jeder zweite Deutsche erwerbstätig - das gab es bislang noch nie", sagte Wansleben. Allerdings hätten die Betriebe weiterhin Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte für offene Stellen zu finden. Jedes dritte Unternehmen spreche sogar von einer Gefahr für die geschäftliche Entwicklung durch fehlende Fachkräfte.

In den 28.000 Antworten, die auf die Fragen des DIHK eingingen, fanden sich Hinweise auf eine Verunsicherung durch die Schuldenkrise und die Entwicklungen an den Finanzmärkten. 45 Prozent der Unternehmen betrachteten die Wirtschaftspolitik inzwischen als einen konjunkturellen Risikofaktor, das sei deutlich mehr als in den vorangegangenen Beurteilungen. Umso größer sei nun die Verantwortung der Politik, erklärte Wansleben. Sie müsse über solide Staatsfinanzen und verlässliche Kreditversorgung neues Vertrauen schaffen.

Wansleben warnte davor, in der aktuellen Diskussion einseitig den Banken die Schuld zu geben. "In Wahrheit ist das eigentliche Problem, dass sich die alten Demokratien daran gewöhnt haben, über ihre Verhältnisse zu leben", erklärte er. "Die eigentliche Herausforderung ist eine demokratische Politik ohne Neuverschuldung." Unstrittig sei, dass es darüber hinaus anderer Regularien im Finanzbereich bedürfe.

dapd