Thimpu.

Millionen von asiatischen Frauen reagierten schier fassungslos, als K5 – der fünfte König der Dynastie – im Mai vor dem Parlament mit zwei Sätzen alle ihre Träume beendete. Nämlich einmal selbst in den Armen des „begehrtesten Junggesellen Asiens“ zu landen. „Die Zeit ist gekommen, um zu heiraten“, verkündete Asiens Herzensbrecher Nummer eins. Seine Braut sei jung, warmherzig, „besitzt ein gutes Herz und einen guten Charakter“.

Am Donnerstag heiratet Jetsun Pema – die bildhübsche, bürgerliche Tochter eines Piloten – den König von Bhutan. Er ist der 31-jährige „Drak Gyalpoö“ (Drachenkönig) und Träger der Rabenkrone von Bhutan, der mit vollem Namen Jigme Khesar Namgyel Wangchuk heißt. In den Schneiderstuben von Bhutans Hauptstadt Thimpu sind endlich die Nadelstiche an den fünf „Kirus“, den traditionellen Kleidern aus Rohseide mit großen, geometrischen Mustern, ausgeführt worden.

Kleider in Gelb

Bis zu 3000 US-Dollar können die traditionellen Kleider Bhutans kosten, und die 21-jährige Jetsun Pema hat fünf von ihnen in Auftrag gegeben. Gelb, so schätzen die Schneiderinnen in dem kleinen Städtchen im Zentrum des winzigen Himalaya-Königreichs, das am 13. Oktober einen historischen Tag erleben wird, wird bei den geheim gehaltenen „Kirus“ überwiegen. Denn Gelb ist die Farbe für Erdverbundenheit. Sie scheint von der zukünftigen ersten Frau des Königreichs, in dem 700 000 Menschen leben, bevorzugt zu werden.

Der Monarch hatte sich mit seinen langen Koteletten, den gegelten Haaren im Elvis Presley-Stil und dem mysteriösen Augenzwinkern in die Herzen seiner Verehrerinnen geschlichen, seit er vor Jahren als jüngster Gast an der Geburtstagsfeier des thailändischen Königs Bhumibol teilnahm. Seither verfolgten die Medien jeden Schritt des begeisterten Mountainbikers.

Mit seiner Braut, die zuletzt als Studentin am Regent-College in London eingeschrieben war, teilt er die Vorliebe für Basketball.

Dreitägige Hochzeitsfeier

Das Ja-Wort im 300 Jahre alten Pinkaha Dzong Palast inmitten imposanter Himalaya-Berge wird der Auftakt zu einer dreitägigen Hochzeitsfeier sein. Einem „kleinen Fest“, wie es die Behörden auf Anweisung des Königs vorbereitet haben.

Kein einziger ausländischer Monarch wurde eingeladen. Lediglich für ausländische Medien, die sich die Märchenhochzeit in dem weitgehend von der Außenwelt abgeschirmten kleinen Reich – eingezwängt zwischen Indien und China – nicht entgehen lassen, mussten umfangreiche Vorbereitungen getroffen werden.

Glück ist kein Flachbildschirm

Diese bringen eine Welt nach Bhutan, von der das Königreich eigentlich wenig wissen will. „Wir können nicht wie vor 1000 Jahren leben“, sagt Khenpo Phuntsok Tashi, Mönch und Direktor des Nationalmuseums in der Hauptstadt Thimpu. „Aber wir glauben nicht an die Kultur des Westens, die meint, man sei glücklich, wenn man ein Auto kauft oder wenn man einen Flachbildschirm besitzt.“

Der Vater des Königs, der vier Schwestern heiratete, erfand gar das „Bruttonationalglück“ als Maß, um die Zufriedenheit seiner Untertanen zu messen. Fernsehen wurde erst Ende der 90er-Jahre in Bhutan eingeführt. Straßen kennt das Land erst seit etwas mehr als 20 Jahren.

Selbst dem Massentourismus zeigt Bhutan die kalte Schulter. Es dürfen nur Gruppen ins Land, die pro Person täglich zwischen 350 und 450 US-Dollar auf den Tisch legen. Als Mitte der 90er-Jahre die ersten Reisenden durch die Berge des Landes wanderten, wussten die Bhutanesen ihre Neugierde nicht zu zügeln. Sie spionierten durch die Bretterritzen der Unterkünfte und beobachteten selbst schlafende Besucher.


Nur eine Ehefrau

Es ist kaum anzunehmen, dass die Braut sich mit dieser Form von Eheglück zufrieden geben muss. Denn ihr Ehemann stylt sich nicht nur die Haare wie einst Elvis Presley, er betätigt sich seit der Krönung im Jahr 2008 als eine Art Reformer des Königreichs.

Im Gegensatz zu seinem Vater dürfte er es also bei einer Ehefrau belassen.