Düsseldorf. . Kosten in Milliardenhöhe kommen auf die großen deutschen Energiekonzerne zu. Zu diesem Ergebnis kommt LBBW-Analyst Bernhard Jeggle. Der Grund: Nach dem Atomausstieg muss die Entsorgung der Meiler finanziert werden.

Nach dem Atomausstieg müssen die Betreiber in den kommenden Jahrzehnten Milliardensummen für den Abriss der Meiler und deren Entsorgung berappen. Für jeden AKW-Block in Deutschland beliefen sich die Kosten über einen Zeitraum von 20 Jahren auf schätzungsweise eine Milliarde Euro, erläuterte am Mittwoch der Analyst Bernhard Jeggle von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Die Meiler von E.ON, RWE , EnBW und Vattenfall schlagen so mit 17 Milliarden Euro zu Buche. Hinzu kämen noch die Kosten für die Entsorgung der Brennstäbe. Da die Frage der Endlagerung des Atommülls noch nicht geklärt sei, lasse sich noch keine endgültige Rechnung aufmachen, erklärte der Experte.

Die AKW-Betreiber müssen aber bereits während des Betriebs der Anlagen Gelder für den Rückbau und die Entsorgung zurücklegen. RWE beziffert diese auf gut zehn Milliarden Euro, E.ON hat rund 16 Milliarden Euro auf der Kante. Nach dem beschleunigten Atomausstieg müssen die Konzerne nun früher darauf zurückgreifen.

Vor dem Rückbau müssen Brennstäbe über Jahre abkühlen

Die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima eine Kehrtwende in der Energiepolitik vollzogen und acht der 17 deutschen Meiler umgehend stillgelegt. Die übrigen neun sollen bis 2022 vom Netz gehen. Damit nahm die Regierung die erst im Herbst 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung zurück, wonach der letzte Meiler wohl erst nach 2030 abgeschaltet worden wäre.

Die Unternehmensberatung Arthur D. Little kommt dem „Handelsblatt“ zufolge in einer Studie je nach Größe des Atomkraftwerks auf Rückbaukosten von 670 Millionen bis 1,2 Milliarden Euro je Anlage und mindestens 18 Milliarden Euro für alle deutschen Kernkraftwerke insgesamt. Da die Brennelemente vor einem Abriss der Meiler noch über Jahre abkühlen müssen, fielen bereits in diesem sogenannten Nachbetrieb pro Reaktor Kosten von 150 bis 250 Millionen Euro an.

AKW Stade soll 2015 abgerissen werden

Die Branche reagierte darauf zurückhaltend. „Die Unternehmen sind immer noch bei den Berechnungen“, sagte ein Sprecher des Lobbyverbandes Deutsches Atomforum. E.ON und RWE gaben keine Schätzung für die gesamten Rückbaukosten ab. RWE erklärte, die Kosten seien abhängig vom Typ der Anlage, dem Alter, der Größe, der Betriebsdauer und dem jeweiligen Rückbaukonzept.

Nach der jahrzehntelangen Nutzung der Kernenergie befinden sich in Deutschland bereits rund ein Dutzend Atomkraftwerke im Rückbau. Dazu gehören etwa die alten DDR-Meiler Greifswald und Rheinsberg oder das niedersächsische Atomkraftwerk Stade. Ehe bei den jetzt stillgelegten Meilern mit dem Rückbau begonnen wird, werden noch Jahr vergehen. „Die Nachbetriebsphase dauert mindestens fünf Jahre“, sagte eine Sprecherin von RWE Power. Das AKW Stade war 2003 stillgelegt worden. Die Gebäude sollen 2015 abgerissen werden.