Bielefeld. . Einem Medizinstudenten in Bielefeld ist ein tödlicher Irrtum unterlaufen. Er spritzte einem krebskrankem Säugling ein Antibiotikum, statt es in den Hals zu träufeln. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Eventuell ist durch den Fehler eines Medizinstudenten in der Kinderklinik Bethel ein Baby gestorben. Der Mann hatte dem Jungen ein Antibiotikum gespritzt, statt es ihm in den Hals zu tröpfeln: Dadurch wirkt Medizin stärker und schneller. Das Kind fiel kurz darauf ins Koma und starb binnen Stunden an mehrfachem Organversagen.

Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Da der knapp zehn Monate alte Säugling Krebs hatte, gehen seine Krankenunterlagen in die Rechtsmedizin. „Wir müssen klären, welche Rolle die Erkrankung bei dem Tod des Kindes gespielt hat“, sagt Staatsanwältin Stefanie Dakers. Untersucht werde auch, ob die Abläufe in Bethel solche Fehler begünstigten.

Die Eltern des Babys haben den 29-jährigen Studenten bisher nicht angezeigt. Er wurde nach dem fatalen Fehler in eine Beratungsstelle der Kinderklinik versetzt, wo es nichts zu behandeln gab, und hat inzwischen Urlaub genommen. Das Personal in Bethel sei „total enttäuscht und traurig über den Todesfall“, so Klinik-Sprecher Jens Garlichs.

Fall schon einen Monat alt

Der 29-Jährige, ein „fast fertiger Arzt, wenige Monate vor der Approbation“ sei „völlig fertig und macht sich große Vorwürfe“, sagt Garlichs: „Es war ein menschlicher Fehler mit schlimmen Folgen.“ Der Student sei nicht angewiesen worden, zu spritzen. Das Baby sei zwar „ernsthaft erkrankt gewesen, aber man kann nicht sagen, dass es auch so sicher gestorben wäre“.

Das Kind aus Gütersloh war schon am 22. August gestorben, die Kinderklinik meldete sich noch am selben Tag bei der Staatsanwaltschaft. Bekannt wurde der Todesfall jedoch erst am Donnerstag, nachdem das „Westfalen-Blatt“ und der WDR Ostwestfalen anonyme Briefe bekommen hatten: Darin hieß es, die Klinik wolle die Geschichte vertuschen. Die Briefe können eigentlich nur aus dem Krankenhaus selbst kommen. „Das können wir uns nicht erklären“, sagt Garlichs.