Es wird keine leeren Stuhlreihen geben, immerhin. Denn es fehlt nicht an Interessenten, die am Donnerstag gern die Plätze jener Bundestagsabgeordneten einnehmen, die es vorziehen, der Rede des Papstes vor dem Parlament fernzubleiben. Nichtsdestotrotz ist das Gezeter um Benedikts Auftritt ein peinliches Theater.

Niemand im Auditorium wird gezwungen, zum katholischen Glauben überzutreten, die Sexualmoral der Amtskirche zu teilen oder den Zölibat gut zu finden. Es ist schlicht eine Frage von Respekt und Höflichkeit, dem Papst, der als Staatsoberhaupt und oberster Repräsentant einer Weltreligion und zudem auf Einladung des Bundestagspräsidenten im Parlament spricht, die Ehre zu erweisen. Die Kritik, der Papst könne im Plenarsaal die weltanschauliche Neutralität des Staates gefährden, ist absurd. Die Abgeordneten, die ihre Vorbehalte (welcher Art auch immer) gegen die Amtskirche bekunden wollen, setzen ihr Signal an der falschen Stelle.

Was also wollen die Boykotteure? Der Verdacht liegt nahe, dass so mancher den Papstbesuch nutzt, um sich zu profilieren oder die eigene Klientel zu bedienen. Beides wird dem Anlass nicht gerecht.