Harsewinkel. .

Nun also doch: Der schwule Schützenkönig Dirk Winter aus Münster darf beim renommierten Bundesschützenfest in Ostwestfalen schießen. Zum Kompromiss gehört: Winters Lebensgefährte darf nur in zweiter Reihe marschieren.

Der Dachverband der Schützen hat einige Tage benötigt, um den Fall abzuwägen – jetzt ist eine Entscheidung gefallen: Der schwule Schützenkönig aus Münster, Dirk Winter (44), darf trotz seiner Homosexualität beim renommierten Bundesschützenfest im ostwestfälischen Harsewinkel (16. bis 18. September) teilnehmen. Alle Beteiligten hätten sich zusammengesetzt und seien sich „mit Respekt begegnet“, sagte Rolf Nieborg, Sprecher des „Bundes der Deutschen Schützenbruderschaften“, im Gespräch mit DerWesten. „Wir wollen Dirk Winter und sein Gefolge dabei haben.“

Die Entscheidung ist ein Kompromiss. Denn Winters Lebensgefährte Oliver Hermsdorf darf beim Schützenumzug nicht neben ihm auf gleicher Höhe gehen. „Er wird zum Throngefolge gehören, ihm also nachfolgen“, sagte Nieborg. Jeder Verband habe seine eigenen „Rollenverständnisse“ und Traditionen, erläutert Nieborg die Nachfrage, warum das Paar nicht auf gleicher Höhe marschieren dürfe. Dirk Winter erklärte, er habe "damit kein Problem".

Protest gegen den Dachverband

Der Dachverband der Schützen hatte zuvor überprüft, ob das Verbandsleitwort „Für Glaube - Sitte - Heimat“ sowie die christlich geprägten Statuten des traditionsbewussten Dachverbandes die Teilnahme eines Homosexuellen am Bundesschützenfest zulassen würden. Das Sakrament der Ehe habe „für uns als katholische Gemeinschaft“ eine wesentlich tiefere Bedeutung als jede andere Lebenspartnerschaft, hieß es.

Doch es gab Protest. Die Veranstalter des Bundesschützenfests im beschaulichen Harsewinkel hatten schnell ihre Solidarität mit Winter bekundet. „Wir laden ALLE Schützenschwestern, Schützenbrüder und Gäste auf das Herzlichste ein, mit uns Bundesschützenfest 2011 in Harsewinkel zu feiern“, erklärte die ortsansässige Schützenbruderschaft im Internet. Im sozialen Netzwerk Facebook „gefällt“ zudem über 1400 Nutzern die Gruppe „Wir wollen Dirk Winter und sein Gefolge dabei haben“. Die Staatssekretärin im NRW-Emanzipationsministerium, Marlis Bredehorst, hatte zuvor von einem „Akt offener Diskriminierung“ gesprochen. Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland sah in der Diskussion „ein Musterbeispiel von Scheinheiligkeit und Realitätsverleugnung“ und eine „unredliche Intervention der katholischen Kirche“.