Zu den unangenehmeren Eigenschaften des deutschen Außenministers gehört die Neigung zur Rechthaberei im falschen Augenblick. Nachdem der Gang der Dinge Guido Westerwelle widerlegt hat, als jetzt offensichtlich wurde, dass die Gaddafi-Ära in Libyen vor allem mit Bomben beendet wird, hätte dem Außenamts-Chef Zurückhaltung gut zu Gesicht gestanden.

Denn vor allem Westerwelle setzte die deutsche Enthaltung im UN-Sicherheitsrat zu einem militärischen Eingreifen gegen die Truppen des Diktators durch. Und damit das Fehlen der Bundeswehr im Verbund der Nato.

Rückblickend realpolitisch eine Niederlage erster Güte, nach der viele in Sack und Asche gehen würden. Stattdessen beugt Deutschlands erster Diplomat die Wirklichkeit und gibt ungefragt Ratschläge. Er tut so, als hätten Sanktionen den Ausschlag gegeben. Und nicht die Waffengewalt von Nato und Rebellen. Grotesk.

Für den nun wohl notwendigen Friedenseinsatz einer UN-Schutztruppe in Libyen verheißt diese merkwürdige Haltung nichts Gutes. Ein zweites „Jein“ darf sich Deutschland nicht gestatten.