Auch nach den ersten offiziellen Äußerungen bleibt eine kaum erträgliche Verunsicherung

Beim erfolgsverwöhnten Eon-Konzern bestätigen sich die schlimmsten Befürchtungen. Bis zu 11 000 Arbeitsplätze sollen wegfallen, weil wegen des Atomausstiegs der Gewinn schrumpft und das (Ruhr-)Gasgeschäft leidet, so lange Lieferant Gazprom keine Zugeständnisse macht.

Wer in dieser Situation noch investieren will – und das ist beim Umbau der Energielandschaft unerlässlich –, kommt am Sparen kaum vorbei. Zumal die Banken angesichts der schwierigen Lage auf den Energiemärkten mit Krediten knausern dürften. Insofern ist die Analyse von Eon-Chef Teyssen richtig. Doch fraglich ist, ob der erhoffte Sparerfolg durch Stellenabbau auch nachhaltig ist. Auf Effizienz zu trimmende Verwaltungen offenbaren gern ein ungeahntes Beharrungsvermögen. Und so manch erhoffter Spareffekt ist im Rahmen von Umstrukturierungen schon versackt, weil der alte, eingeübte Dienstweg eben doch besser funktioniert hat als der vermeintlich schlanke neue.

Teyssens Vision vom Sparerfolg in der Verwaltung, der die Investitionen in Zukunftsenergien finanziert, klingt schlüssig, muss ihren Erfolg in der Praxis aber erst beweisen.

Ohnehin wird sich Teyssen spätestens auf der nächsten Aktionärsversammlung fragen lassen müssen, warum Eon bislang Tausende Männer und Frauen beschäftigt hat, die nun überflüssig sein sollen. Die komplizierte Konzern-Struktur – und mit ihr manch doppelte Verwaltungsabteilung – hat vor allem historische Gründe. Vor elf Jahren aus Veba (Düsseldorf) und Viag (München) entstanden, später unter anderem um die Essener Ruhrgas ergänzt, ist es früheren Vorständen nicht gelungen, aus diesem Sammelsurium ein strikt organisiertes Ganzes zu bauen. Nun soll dies unter dem Druck roter Quartalszahlen funktionieren. Das klingt nicht gerade nach einer Position der Stärke. Davon aber ist jede Menge nötig, um einen solchen Umbau zu stemmen, wie Teyssen selber sagt.

Von Stärke im Sinne eines souveränen Umgangs des Eon-Vorstands mit der Belegschaft ist derzeit wenig zu spüren: Jedes Schließungsszenario lässt Teyssen unkommentiert. Und auch bei den Betriebsversammlungen will er nichts zu einzelnen Standorten sagen. So bleibt eine kaum erträgliche Verunsicherung der Mitarbeiter – und jede dringend benötigte konkrete Aussage kommt zu spät. Erst planen, dann reden und verhandeln – mit dieser Devise hätte der Vorstand vielleicht einen Teil der Belegschaft hinter sich bringen können. Nun darf er sich über den massiven Widerstand nicht wundern.

Im Übrigen verweist Teyssen zurecht darauf, dass auch die Aktionäre ihren Anteil zum Sparkurs beitragen. Doch es ist eben ein Unterschied, ob man als Aktionär weniger Dividende kassiert oder in einem Haushalt ein Verdiener ausfällt.

Letztlich rächt sich bei Eon - wie bei RWE -, dass die Versorger zu lange auf den Erfolg der eigenen Lobbyarbeit, also auf möglichst lang sprudelnde Gewinne aus der Atomkraft, vertraut haben. Nun müssen sie blitzschnell umschalten – und das in einer Branche, die in Jahrzehnten denkt. Da spart Eon beim Personal, während sich RWE von Unternehmensteilen trennt und durch neue Aktien frisches Kapital besorgt.

Welche Strategie am Ende erfolgreicher ist, wird sich zeigen. Klar ist, dass die Branche noch länger unter Druck bleibt und sich die Mitarbeiter – auch bei RWE – auf weiter unruhige Zeiten werden einstellen müssen.