Als das „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ wurden die USA oft und gern bezeichnet. Dass es aber auch für sie Grenzen gibt, erleben die Menschen in den Vereinigten Staaten nun erstmals schmerzlich. Die Kreditwürdigkeit der weltgrößten Volkswirtschaft ist nicht mehr erstklassig, der Nimbus von der Supermacht angekratzt. Nun wird es nicht so sein, dass die USA keine Kredite mehr bekommen oder ihre Zinsen nicht bezahlen können. Ihre Bonität ist immer noch gut. Aber die internationalen Märkte reagieren enorm nervös, wenn das Zugpferd der Welt stolpert. Obama steht massiv unter Druck – und die Chinesen fangen an, ihm die Politik zu diktieren. Vermutlich erleben wir gerade, wie ein neues Kapitel der Weltgeschichte aufgeschlagen wird.

Die Chinesen mischen sich ein, weil sie selbst in den USA gigantische Summen investiert haben. Sie wollen, dass dieses Geld ordentliche Zinsen abwirft. Hohe US-Militärausgaben sind den Chinesen dabei genauso fehl am Platz wie die von Obama erhöhten Ausgaben für die Sozialhilfe. Es wirkt bizarr: Das Land im Fernen Osten, das noch vor kurzer Zeit Entwicklungshilfe bezog und für Menschenrechte nicht viel übrig hat, bestimmt nun die Ausgabenpolitik der westlichen Demokratie-Weltmacht. Sie wird nun für ihren Größenwahn und ihr Leben auf Pump bitter bestraft.

In Europa und auch in Deutschland verfolgt man diese Entwicklung gebannt: Denn auch bei uns haben die Chinesen gewaltige Beträge investiert. Der gestrige Telefon-Marathon der Staatschefs beweist, wie groß die Sorgen sind. Wenn heute Morgen die Börsen öffnen, schauen die Regierungen ängstlich auf die Kurse und hoffen, dass sich die Märkte zumindest kurzfristig beruhigen.

Merkel und Co. wird nichts anderes übrig bleiben, als die europäischen Notfallpläne zu beschleunigen und das Verschieben von Billionenlasten in die Zukunft unserer Kinder in den Griff zu bekommen. Jeder kann sich ausmalen, dass dies nicht ohne Einschnitte zu haben ist. Es ist aber allemal besser, wenn eine Regierung ihre Ausgaben selbst bestimmen kann – und nicht von einem fremden Gläubiger diktiert bekommt.