Pristina. Nach Tumulten an der Grenze zu Serbien ist ein kosovarischer Polizist zu Tode gekommen. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte, das Kosovo und Serbien müssten der Gewalt unverzüglich ein Ende setzen.
Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen an der Grenze zwischen dem Kosovo und Serbien ist ein kosovarischer Polizist gestorben. Die Einheit des Mannes sei von Serben angegriffen worden, die gegen einen Polizeieinsatz an den Grenzübergängen zu Serbien protestiert hätten, teilte die Polizei mit.
Der Mann sei trotz zweier Operationen seinen Verletzungen erlegen, sagte ein Polizeisprecher in der Hauptstadt Pristina. Ministerpräsident Hashim Thaci sprach der Familie des Beamten sein Beileid aus und sagte, der Angehörige einer Spezialeinheit sei zuvor bei „Angriffen des gewalttätigen Mobs“ schwer verletzt worden. Vier weitere Beamte sollen verletzt worden sein.
Die kosovarische Regierung hatte am Dienstag zur Durchsetzung eines gegen Serbien verhängten Handelsembargos eine Spezialeinheit der Polizei an die Grenze zu seinem Nachbarland geschickt. Die Behörden begründeten den Einsatz im mehrheitlich von Serben bewohnten Norden des Landes damit, ein vor knapp einer Woche verhängtes Importverbot für serbische Waren überprüfen zu wollen.
Grenzposten mit Molotow-Cocktails in Brand gesetzt
Serbien, dass die im Jahr 2008 erklärte Unabhängigkeit seiner früheren Provinz Kosovo nicht anerkennt, reagierte empört. Die Europäische Union hat die anhaltende Gewalt an der Grenze zwischen dem Kosovo und Serbien scharf verurteilt. Die jüngsten Ereignisse seien „inakzeptabel“ und „untragbar“, teilte die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton mit. Dem serbischen Fernsehsender RTS zufolge setzten rund hundert offenbar serbische Jugendliche den Grenzposten Jarinje mit Molotow-Cocktails in Brand.
RTS zeigte Bilder, wie vermummte Jugendliche den Grenzposten zerstörten. Ein Augenzeuge sagte der Nachrichtenagentur afp, rund 25 Zollbeamte und Polizisten, darunter auch Vertreter der EU-Rechtsmission EULEX, hätten Zuflucht auf der serbischen Seite der Grenze gesucht. Die Angreifer versuchten demnach auch den naheliegenden Posten der NATO-Truppe im Kosovo (KFOR) zu attackieren. Soldaten hätten sie mit Schüssen in die Luft vertrieben.
Die KFOR erklärte, auf ihr Personal nahe des angezündeten Grenzpostens sei geschossen worden. Die NATO-Truppe kündigte deshalb an, ihre Präsenz dort zu verstärken, um weitere Gewalt zu verhindern. EULEX-Sprecher Nicholas Hawton sagte, es habe zunächst keine Verletzten bei dem Vorfall gegeben.
Polizeieinsatz gegen Kritik der EU verteidigt
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton erklärte, das Kosovo und Serbien müssten der Gewalt unverzüglich ein Ende setzen. Sie habe ihre „Besorgnisse“ dem serbischen Präsidenten Boris Tadic und den kosovarischen Regierungschef Hashim Thaci in Telefonaten mitgeteilt. Beide Seiten müssten unverzüglich den Dialog wiederaufnehmen und offene Fragen klären. Auch Tadic forderte am Mittwochabend ein Ende der Gewalt.
Der Ministerpräsident des Kosovos hat den Polizeieinsatz an zwei Grenzübergängen zu Serbien gegen Kritik der EU verteidigt. Die Entsendung von Spezialeinheiten sei „die richtige Entscheidung“ gewesen und „ein konkreter Schritt“, um im Norden des Landes Rechtsstaatlichkeit durchzusetzen, sagte Hashim Thaci. (afp/dapd/rtr)